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Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)

Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)

Titel: Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tonino Benacquista
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geklettert war, ein ganzer Bezirk tanzte nach seiner Pfeife, sein Rang war dem eines Bürgermeisters oder Abgeordneten vergleichbar. Das Schlimmste aber war, dass er sich zum Herrn über Leben und Tod aufgeschwungen hatte. Er hatte sich für eine Parallelwelt entschieden, wo Dummheit und Unmenschlichkeit wechselweise um die Vorherrschaft kämpften. Um das Fass zum Überlaufen zu bringen, hatte er diese Parallelwelt an den Staat verraten, und seitdem mussten er und seine Nachkommen ein Leben auf der Flucht führen. Belle war eine Verbannte, für sie gab es keinen Platz mehr auf der Erde.
    Das heitere Treiben war ansteckend, auch Belle lachte, dann ging sie zum Riesenrad. Die sechsunddreißig Gondeln würden sich bald leeren, um Platz für neue Fahrgäste zu bieten. Sie machte sich keine Gedanken über die konkrete Durchführung ihrer Tat, etwa, wie man unter der Sicherheitsstange durchgleiten konnte, wann genau man sich an den Rand der Gondel stellte, damit man so tief wie möglich fiel, und wo man aufschlagen würde. Stattdessen bemächtigte sich ihrer ein seltsames Hochgefühl, sie hatte nur einen Versuch, aber dieser Selbstmord würde genauso vom Erfolg gekrönt sein wie alles, was sie bisher getan hatte. Mit einer vollkommenen, romantischen Tat würde sie sich an dieser zynischen Welt rächen. Dann ging sie zum Schalter, kaufte sich ein Ticket und wartete darauf, dass das Rad anhielt.
    *
    Matt und seine Truppe hatten Giovannis Leiche nicht gefunden. Sie waren wütend und trafen sich mit dem Rest der Gang am Place de la Libération. Es war Zeit, Kriegsrat abzuhalten. Um möglichst schnell Angst und Schrecken in der Stadtmitte zu verbreiten, schlug Jerry die sogenannte brasilianische Methode vor. Man eröffnete dabei das Feuer auf ein öffentliches Gebäude, ein Polizeirevier oder das Rathaus, und durchlöcherte so lange dessen Mauern, bis es von selbst in sich zusammenfiel, so wie sie es mit der Fischerhütte gemacht hatten. Um Zeit zu gewinnen, schlug Greg sogar eine zweite Salve seiner Viper AT -4 vor. Franck und Hector wollten es besser nicht so weit kommen lassen, stattdessen lieber im Nahkampf vorgehen, auf die Kooperation Einzelner bauen, statt die ganze Masse zu terrorisieren. Dabei könnte dieses bescheuerte Fest ihnen zu Hilfe kommen: den Abgeordneten, den Bürgermeister und den Polizeichef mit seinen sechs Beamten, alle in Uniform, hatten sie schon entdeckt. Man musste die Staatsvertreter nur kaltstellen und sich dann ihrer bedienen. Was den Rest der Bevölkerung betraf, schlug Franck vor, sich an die alterprobte Formel zu halten: Zwei Drittel Einschüchterung plus ein Drittel Bestechung ergab hundertprozentigen Informationsgewinn.
    Während dieser Phase der Operation konnten die Männer zeigen, was in ihnen steckte, sie konnten ihre Kunst geradezu zelebrieren. Im Restaurant Le Dauphin, das am Festplatz lag, mussten der Abgeordnete für das Departement Eure, der Bürgermeister und der Polizeichef ihren Aperitif unterbrechen. Fünf Revolver wurden auf sie gerichtet. Zuerst glaubten sie an einen Scherz, bis Matt ihren Blick nach draußen lenkte, um ihnen zu zeigen, was aus ihrer Ordnungsmacht geworden war. Sechs Polizisten machten unter der Beobachtung eines MP 5-9-mm-Machinenpistole keine gute Figur. Sie hatten sich bereits mit ihrem Geiseldasein abgefunden. Auf die Frage, wohin man die Gefangenen bringen sollte, hatte Jerry zunächst eine scherzhafte Antwort parat, die Matt überraschenderweise großartig fand. Und so sahen die Bewohner von Cholong – unfähig, auf eine derartig seltsame Situation zu reagieren – eine eigentümliche Prozession den Jahrmarkt überqueren: Die Stadtoberen und sechs Polizisten wurden von einer Handvoll schäbig gekleideter Touristen über den Platz geführt und folgten ihnen erstaunlicherweise, ohne Widerstand zu leisten. Niemand hatte auch nur die geringste Ahnung davon, dass diese Touristen fähig waren, mit Baseballschlägern ganze Wohngebiete leerzuräumen, dass sie das Kommen und Gehen in mehreren Gebäudekomplexen kontrollieren konnten, wenn es die Sicherheitslage erforderte, oder dass sie wie ein Bataillon GIs ganze Viertel unter ihre Herrschaft bringen konnten. Matt verlangte, dass man den Lauf einer .38 Spezial auf die Schläfe des Riesenradbesitzers drückte, um sich seiner Mitarbeit zu versichern. Alle Fahrgäste stiegen aus, einige waren von der Fahrt noch ganz benommen. Hector und Jerry stießen heiter und vergnügt in jede Gondel eine Geisel.
    Belle, mit dem

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