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Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)

Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)

Titel: Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tonino Benacquista
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Herz heftig zu schlagen. Es waren eindeutig Typen mit Mafia-Hintergrund. Der eine, dafür legte er seine Hand ins Feuer, war Italiener, der andere könnte ein reinrassiger Ire sein,ein Paddy . Warren freute sich, so wie man sich freut, wenn man in der Fremde jemandem aus der Heimat begegnete, da war dieses Gefühl von instinktiver Zugehörigkeit, das über alle Grenzen hinweg vereinte. Die beiden da waren homeboys . Er sah sich wieder als kleinen Jungen auf dem Boden spielen, dem die gestandenen Männer in ihren dunklen Anzügen einen väterlichen Klaps auf den Kopf geben. Diesen Kerlen eiferte er noch immer nach. Eines Tages würde er einer von ihnen sein.
    Aber dann bekam seine Begeisterung einen ordentlichen Dämpfer. Warum tauchten diese Gespenster aus der Vergangenheit genau in dem Augenblick auf, als er in eine neue Zukunft startete? Warum kam New Jersey auf ihn zu? Er hatte es doch genau umgekehrt geplant. Warren schloss die Augen. Diese Typen konnten sich nur aus einem Grund nach Cholong-sur-Avre verirrt haben. Und der bedeutete nichts Gutes für die Manzonis.
    Nick Bongusto und Joey Wine hatten das Schulgelände verlassen, als Matt übers Telefon ihre Freistunde für beendet erklärt hatte. Er hatte sie über das Fiasko beim Haus der Manzonis informiert und ihnen den Befehl gegeben, zum VW -Bus zu kommen, der am Rande des Place de la Libération parkte. Die Angelegenheit entwickelte sich komplizierter als erwartet. Jetzt war wohl richtige Arbeit vonnöten, um an die zwei Millionen Dollar zu kommen. Die beiden erreichten also den Bahnsteig, von dem aus die Züge Richtung Paris abfuhren. Da war zum Glück jemand, den sie nach dem richtigen Weg fragen konnten, ein junger Mann, der still dastand und auf den Boden blickte. Warren hatte indes genügend Zeit gehabt, sich an die grausige Geschichte des Sohns eines Verräters zu erinnern, den die Cosa Nostra als Geisel genommen hatte, um zu verhindern, dass sein Vater sang. Der hatte es aber trotzdem getan. Und ein paar Tage später fand das FBI das bisschen, was von dem Knaben übrig geblieben war, in einem Trog voller Salzsäure. Als er die beiden nun auf sich zukommen sah, rumorte es heftig in seinem Magen und er spürte, dass sich ihm genau die Gefahr, von der er schon als Kind hatte erzählen hören, jetzt näherte. Sie war die Grundlage von allem, auf ihr baute die Mafia ihr gesamtes System auf, sie war das Maß aller Dinge. Es war der blanke Terror. Er spürte, wie sein Brustkorb sich verengte, sein Nacken sich anspannte, seine Schläfen sich anfühlten wie in einen Schraubstock gespannt. In seinen Eingeweiden brannte es, eine Klinge, die sich eiskalt anfühlte, schien seinen Bauch aufzuritzen, er verlor jede Kraft, konnte sich nicht mehr bewegen; Urin rann sein Bein hinunter. Er, der sich vor ein paar Sekunden noch als Oberboss des organisierten Verbrechens gesehen hatte, war jetzt bereit, auf die Knie zu gehen, nur damit sein Vater herbeieilte und ihn rettete.
    » Downtown? «, fragte ihn Joey.
    War die Frage eine Falle? Warren wollte sich auf keinen Fall verraten. Suchte Joey tatsächlich den Weg in die Innenstadt oder wusste er bereits, wen er vor sich hatte? Warren sah sich schon aufs Gleis geworfen und vom nächsten Zug zermalmt. Er überlegte einen Augenblick, dann zeigte er mit dem Arm in Richtung Innenstadt. Ein Lautsprecher kündigte die Einfahrt des Schnellzugs nach Paris an. Nur ein paar Reisende stiegen aus. Die Gespenster aus der Vergangenheit waren verschwunden.
    Doch nichts würde mehr sein wie früher. Die eben verspürte Todesangst würde fortan sein Leben mitbestimmen. Und schon hatte er eine Entscheidung in seinem neuen Leben als Mann zu treffen. Sollte er die Neue Welt erobern oder seiner Familie in der Stunde der Wahrheit beistehen? Der Zug verließ Cholong, Warren stand noch immer auf dem Gleis.
    *
    Auf dem Place de la Libération inmitten einer johlenden Menschenmenge gönnte sich Belle ein paar letzte unbeschwerte Minuten. Sie beneidete alle Familien, die ihr Recht auf Glück auch auslebten. Warum waren ihre Eltern nicht arm und vom Leben gebeutelt? Warum waren sie nicht verrückt und reif fürs Irrenhaus? Ja, warum waren sie nicht geistig zurückgeblieben, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen? Das Schicksal hatte es anders entschieden. Sie hatte einen Vater, der es verstand, jemandem die Finger in der Tür, die er zuschlug, zu zerquetschen. Er war so brillant auf diesem Gebiet, dass er in seiner Hierarchie ganz nach oben

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