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Malchatun

Titel: Malchatun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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Mann war, der dieser schnöden Welt das Scheitern aller Hoffnungen mit Haß vergalt - nach dem Gesetz des Werdens und Vergehens war auch er einmal jung und freundlicheren Gefühlen zugänglich gewesen, in jenen Zeiten eines höheren Glanzes, als er Dündars Stamm heute beschieden war.
    Unvergeßlich war ihm der Vater. Doch was wisse diese Jugend wie Osman, so ein Nachgeborener, von seinem eigenen Großvater! Nichts wisse Osman, von den andern ganz zu schweigen. Weiter als Ertoghrul vermöge so was nicht zu denken.
    So völlig unrecht hatte Dündar auch nicht. Für die junge Generation begann die Geschichte des Stammes mit dessen Ansiedlung am Tumanidsch. Selbst deren Anfänge verloren sich bereits in der Legende. Und doch war Dündars und Ertoghruls Vater, Suleiman Schah, ein Fürst über vierzigtausend türkische Nomaden aus den Ebenen zwischen dem Kaspischen Meer und dem Aral gewesen. Vor dem Mongolensturm waren sie nach dem Westen ausgewichen, und beim Rückzug ins Vaterland war Suleiman Schah mit seinem Pferd von einem Steilufer in den Euphrat gestürzt und ertrunken. Nur unwillig war Ertoghrul bis dahin seinem Vater und Fürsten auf dessen Rückzug gefolgt. Ihm war nichts an dem geruhsameren Leben im Lande der Väter gelegen gewesen, das Suleiman nach Dschingis’ Tod mit den Seinen wieder hatte aufnehmen wollen. Aber nun, da Suleiman ebenfalls tot war, die Vierzigtausend zur Umkehr zu bewegen, war Ertoghrul nicht gelungen. Die
    Hauptmasse hatte unter zweien seiner Brüder den Zug nach dem Osten fortgesetzt. Bei ihm selbst waren für die Abenteuer eines neuen Westzuges mit ihren Frauen und Kindern nur vierhundertfünfzig Männer geblieben und unter den Männern sein Bruder Dündar.
    Natürlich hatte Dündar nie aufgehört, von der Hochherzigkeit des eigenen Entschlusses völlig überzeugt zu sein, und niemals hätte er sich seine damalige Erwägung eingestanden, daß die größeren Gefahren des Westzuges ihm auch die reicheren Möglichkeiten bieten würden, zur Macht zu gelangen, und zwar dann, falls Ertoghrul etwas Menschliches zustoßen sollte, Möglichkeiten, die nicht in dem gleichen Maße vorhanden gewesen wären, wenn er sich seinen beiden andern Brüdern angeschlossen hätte.
    Da jedoch kein Zufall seinen uneingestandenen Wünschen entgegengekommen war, hatte er sich um seinen Lohn betrogen gefühlt. Stets war es ihm hart angekommen, den kleinen Reststamm >die Ertoghruler nennen zu hören, was bald geschehen war. Mehr als je glaubte Dündar heute daran, daß er und nur er es vor sechsundfünfzig Jahren gewesen sei, der die erste Verbindung mit dem großen Seldschukenkaiser Alaeddin Keikobad hergestellt habe und ihn die Tatarenschlacht habe gewinnen lassen. Aber Ertoghrul sei nachdem mit dem Kursk beehrt, ihm seien die Alme des Tumanidsch und Ermeni zugewiesen worden. Ebenso unerschütterlich war Dündars Überzeugung, daß er allein Karadschahissar erobert, Ertoghrul es aber verloren habe. Auch über die Griechen und Tataren von Aktaw sei er, Dündar, an der Spitze seiner vierhundertvierundvierzig Stammesgenossen und des kaiserlichen Vortrabs als erster hergefallen. Drei Tage und drei Nächte habe er am Passe Ermeni gefochten, um die Fliehenden dann bis in die Fluten der Propontis zu verfolgen. Das alles habe er bewirkt -doch Ertoghrul sei dafür General der Akindschi, der leichten Vortruppen, und Grenzhauptmann geworden, ihm habe der große Kaiser für die Siege Dündars die Lehen Sögüd und Seraid-schik verliehen. Und nun sei es so, als wolle Ertoghrul ewig leben!
    Schließlich freilich war durch Schlachten, Nachtwachen, Streifen und die Sorge für den stets bedrohten Stamm auch Ertoghrul gebeugt worden. In dieser jüngsten Zeit hätte Dündar hoffen dürfen, über die uneinigen Neffen hinweg und kurz vor seinem eigenen Grabe nach dem Tode des älteren Bruders die Häuptlingsschaft an sich reißen zu können. Aber Ghundus war seinem Bruder ergeben, mit Sarujati war dessen Ehrgeiz gestorben, und nun dieses:
    Nichts als Zelte sah Dündar voll Unmut und ein bewegtes Durcheinander von Pferden und Menschen - ein Brausen aus Schreien, Gejohl und Gesang vernahm er. Es war alles wieder wie in den Zeiten der Jugend, seiner und Ertoghruls Jugend; aber nicht er, Dündar, war der Mittelpunkt, damals nicht und heute erst recht nicht.
    Und dann stand der prächtige Mann vor Dündar, nicht allein stand er da, und ganz in Scharlach war er gekleidet.
    Freilich - erinnerte sich Dündar — der junge Sultansneffe

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