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Malchatun

Titel: Malchatun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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Eunuchenpräfekt bereit, in Malchatuns Stellvertretung die Ehe mit Osman Ertoghruloghlu, dem Oghusen, zu schließen. Sie mußte sich schon selbst bemühen, und sie hätte auch keinem andern erlaubt, es für sie zu tun, nicht einmal ihrem Vater.
    Edebali saß mit Dündar und dem Kapidschi Belgutai auf dem Ehrendiwan. Ghundus und fast alle Alpe Ertoghruls waren zugegen - Osmans Alpe jedoch waren wegen Verdachtes jugendlicher Leichtfertigkeit nicht zugelassen worden. Edebali freilich wäre für die Jugend gewesen, Dündar aber war unerbittlich geblieben, und die Jugend sei heutzutage völlig entartet, hatte er behauptet.
    Auch die Wahl des Geistlichen war schwierig gewesen. Abdal Kumral hatte offen gemurrt; denn nicht er, sondern ein Schüler Edebalis nahm die Trauung vor. Bei Malchatuns Geburt war es ihm von Edebali lachend versprochen worden. Tage und Nächte war der Mann auf einem bockigen Esel geritten, und nun sei es soweit, hatte er bei seiner Ankunft gesagt, nun sei er da. Außerdem verrichtete er die Vorschriften des Gesetzes auch mit aller Andacht, und es geschah alles, wie es das Beispiel gebot, das der Prophet den Rechtgläubigen bei seinen vielen Eheschließungen gegeben hatte. Ein Irrtum, wie er bei dem ungelehrten Kumral leicht hätte unterlaufen können, war völlig unmöglich.
    Malchatun aber sah nichts als den Koran. Und als sie zugleich mit Osman die Hand darauflegte, war der Koran für sie das von Allah diktierte Buch der Bücher. Es war so wie damals, wenn sie als Kinder heiraten gespielt hatten. Nur daß Malchatun in völliger Verkennung ihres Geschlechtes meistens der Molla gewesen war. Aber das hatte ihr gar nichts ausgemacht Und jetzt glaubte sie wieder ganz wie ein Kind: Als der Geistliche ihre und Osmans Hand verband - da geschah Allahs Wille. Unlöslich waren sie und Osman nun eins, weit mehr, als eine körperliche Verschmelzung jemals hätte bewirken können. Sie war Osmans Frau . . . allerdings war Osman jetzt auch ihr Mann, ausschließlich und nur der ihre! Gleichsam ihr Eigentum.
    Nach Meinung der Männer, die in Tschakirbinari dabeigewesen waren, übertraf das Fest der Hochzeit das des Kir Salmenikos bei weitem, und das, obwohl kein Wein ausgeschenkt wurde. Dafür war die Zahl der Schläuche mit Kumys und Arrjka schier unendlich, und wie es auch immer sein mochte, so gehörte es jedenfalls zu den Huldigungen für die Neuvermählten und für die Häuser Ertoghruls und Edebalis, die Ochsen und Hammel weit fetter zu finden als beim Fest des Sieges.
    Unter den Bratspießen brannten auf der Festwiese die Feuer, wie sie sollten und mußten. Die Türken verstanden sich auf die Kunst, einen ganzen Ochsen am Spieß zu braten - einen Hammel auf diese Weise zu rösten, machte ihnen schon gar nichts aus. Begnügte man sich in gewöhnlichen Zeiten auch mit Milch und Topfen und Gerstenbrot - an den wenigen Festen des Jahres wollte man die Bissen nicht zählen. Jeder trug auf der Spitze seines Dolches oder Säbels soviel Fleisch davon, wie er nur mochte.
    »Allah sei Dank«, sagte Konuralp, während er auf dem Bauch lag und kaute, »daß sie uns bei der Trauung nicht dabeihaben wollten, sonst säßen wir jetzt drinnen im Haus, hockten auf Diwanen, Scherbet nippten wir und äßen kandierte Früchte.«
    »Schauderhaft«, erklärte Aighudalp und riß mit den Zähnen einen großen Fetzen von seinem Knochen. »Und dann noch die gelehrten Gespräche. Zum Kotzen!«
    Kein Widerspruch erhob sich. Allen tat Osman leid. Nur Torghud fragte:
    »Aber jetzt wird er doch bald zu uns kommen ?«
    »Wenn er darf«, knurrte Aighud.
    »Was heißt das: wenn er darf?« grollte Torghud.
    »Das meint Aighud so«, begann Konur und wischte seine fettigen Hände im Grase ab: »Osman ist Edebalis Schüler, und Malchatun ist ebenso gelehrt oder fast noch gelehrter als ihr Vater, folglich ist Osman auch ihr Schüler. Wer aber hat zu sagen: der Schüler oder der Lehrer? - He, du!« unterbrach er sich und schlug die Arme um die Knie eines aufkreischenden Mädchens. »Was hast du in deinem Krug? Ach was, Kumys! Hol Arrjka, meine Rose, schöne, scharfe Arrjka!«
    »Arrjka?« zeigte das Mädchen sich abgeneigt. »Jetzt schon? Ihr werdet noch früh genug toll und voll sein.« - Aber den Krug ließ sie den Freunden doch, als sie davonlief.
    »Ihr sollt sehen, sie bringt uns«, meinte Konur und sah der Derben mit Wohlgefallen nach. »Und daß ihr’s gleich wißt: die ist meine!« rief er. »Die hat mir mal ’nen Melkschemel an den Kopf

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