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Malefizkrott

Malefizkrott

Titel: Malefizkrott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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Gefrierfach in die Hände, die ich per Mail Christoph Weininger andiente. »Wenn ihr jemand den Hals umgedreht hat, dann müsste sich Genmaterial auf ihr finden lassen.« Er ließ sie von einem Streifenbeamten abholen. Auch der Stock mit dem Faden fiel mir wieder in die Hände, den Cipión im Rinnstein vor dem ausgebrannten Laden von Ursprung gefunden hatte.
    Sah aus wie etwas, was man in eine Tür klemmen und dann an einem langen Faden wegziehen konnte, beispielsweise, damit die Türglocke bimmelte und man einen Grund hatte, hinaufzugehen und nachzusehen, wer in den Laden getreten war, um hernach die Geschichte eines unbekannten Brandstifters zu erfinden. Ich war immer der Meinung gewesen, dass Ruben den Laden seines Vaters angezündet hatte. Aber wenn es nicht einmal der Polizei gelungen war, ihm das nachzuweisen … Und damit machte ich die Akte Lola Schrader und Buchhasser zu.
     
    Am Sonntag fuhr ich mit Cipión zu Richard auf den Haigst, lud ihn zu einem Spaziergang in die Wälder rund um den Fernsehturm ein und bat ihn um Entschuldigung für meine Grobheiten.
    »Du hattest ja recht«, antwortete er. »Ich habe mich selbst bemitleidet, statt das Naheliegende zu tun, nämlich finanziell zu helfen.«
    »Du bist ein Heiliger, Richard!«
    Er lachte und widersprach nicht. So entspannt war er schon ewig nicht mehr gewesen, dass er es seiner Eitel keit gestattete, sich loben zu lassen. »Und deshalb«, fuhr ich fort, »sollten wir nach Berlin fahren und mit Marianne Brandel reden.«
    »Ich sehe nicht ein, was das eine mit dem andern zu tun hat.«
    Unter seinen handgenähten italienischen Schuhen knisterte der Herbst. Und eher würde das Jahr den Winter überspringen, als dass Richard Weber auf Logik verzichtete. Deshalb ergänzten wir uns so gut.
    »Dann werde ich eben«, teilte ich ihm mit, »auf die Frankfurter Buchmesse gehen und zusehen, dass ich sie treffe. Sie muss ja kommen, erstens wegen Kultur und zweitens, weil sie den Preis für den besten Debütroman verleiht. Wenn auch nicht an ihre Enkelin Lola Schrader.«
    »Es ist nicht erwiesen, dass Lola ihre Enkelin ist!«
    »Das will ich von ihr selbst hören!«
    »Sie wird es dir nicht sagen, Lisa.«
    »Aber dir!«
    Richard schnaubte. »Sie kennt mich doch überhaupt nicht mehr. Und außerdem ist das eine Messe für Fach publikum. Da kommst du gar nicht rein. Erst am Wo chenende. Und da ist Frau Brandel sicherlich nicht mehr da. Die Preisverleihung ist Mittwochabend.«
    »Und wer kommt in die Messe rein?«
    »Buchhändler, Verleger, Literaturagenten … Presse.«
    »Ich bin Presse!«
    Richard lachte. »Eine Spätzlesreporterin.«
    »Na, das werden wir ja sehen!«
    »Ich als Staatsanwalt komme jedenfalls nicht hinein.«
    Gleich am Montag rief ich Rudolf Wagenburg an und fragte ihn, wie man zu Fachpublikum wurde, das in die Messe hineinkam.
    »Du hast doch einen Ausweis der Landespressekonferenz«, antwortete er. »Damit kommst du immer rein. Am besten, du lässt dich nachher gleich auf der Internetseite akkreditieren. Aber was willst du auf der Messe? Ach so ja, Lola Schrader, der sinkende Stern. Übrigens hat der Ver lag sich mit Matthias Kern geeinigt. Man hat ihn großzü gig abgefunden und führt in der jüngsten Auflage alle Zitate aus seinem Buch akkurat auf. So viele sind es gar nicht, wie man erst dachte.«
    »Also Rehabilitation?«
    Rudolf lachte aus seinem Trollingerbauch heraus. »Wen interessiert das noch?«
    »Vielleicht das Mädel!«
    »Du weißt doch, wie das läuft. Wer ein Star werden will, muss mit übler Nachrede leben lernen. Beim nächs ten Buch ist ihr die öffentliche Aufmerksamkeit gewiss. Das ist mehr, als die meisten Autoren hoffen dürfen, wenn sie ihr zweites Buch vorlegen. Also, was will sie noch?«
    »Wenn ich jemanden mitnehme auf die Messe, wie käme der hinein?«
    »Nicht Fachpublikum?«
    »Nicht vom Fach.«
    »Du könntest Lolas Verlag fragen, ob er eine Karte übrig hat. Die haben Besucherkarten für ihre Autoren.«
    »Was, sag bloß: Autoren sind kein Fachpublikum?«
    »Nein. Das ist eine Messe für Buchhändler und Verla ge. Da werden Lizenzen für Übersetzungen verkauft, da treffen sich Literaturagenten mit Verlegern. Übrigens, vielleicht hat dein Buchhändler auch noch eine Karte übrig. Buchhändler kriegen ein gewisses Kontingent.«
    »Danke, Schatz!«
    Rudolf grunzte.
    Mein Buchhändler? Ich hatte keinen Buchhändler! Wenn einer mein Buchhändler gewesen wäre, dann Durs Ursprung. Aber der war tot. Das brachte mich auf

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