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Malefizkrott

Malefizkrott

Titel: Malefizkrott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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hörte hinter mir eiligen Schrittes Leute kommen und rannte. Der Fahrstuhl war zwei Stockwerke höher stehen geblieben. Ich sprintete die Treppe hinauf. Cipións Schlappohren flatterten. Aber oben wusste auch er nicht weiter. Wieder Gänge mit Tü ren. Eilige Schritte hallten irgendwo.
    Ich lief los, um eine Ecke, wieder ein Gang, dann eine Tür nach draußen, vor der zwei Frauen standen und rauchten. Ich stieß sie auf. »Ist hier gerade jemand raus?«
    Die Frauen schüttelten die Köpfe.
    Also weiter. In einem Raum standen Tische mit Getränken, ein Mann und eine Frau saßen auf dem Sofa und blätterten in einem Drehbuch oder was auch immer. »Da können Sie nicht …«, riefen sie mir zu. Aber ich hatte die Tür schon aufgestoßen. Sie war überraschend leise und zugleich schwer, innen gepolstert. Ich platzte in ein verschachtelt getäfeltes Studio, in dem eine Tür mit Rahmen und Klinke, aber ohne Wand herumstand. Einen Streifen Kiesbett gab es. Ein Klavier stand da. Eine Treppe wendelte ins Leere empor, und drei Menschen standen an drei Mikros mit Skripten in den Händen und schauten mich entgeistert an.
    »Entsch…«
    Weiter kam ich nicht. Ich wurde von hinten gepackt. Männer keuchten mir in den Nacken. Einer drehte mir den Arm auf den Rücken, kugelte mir dabei fast die Schulter aus und zwang mich zu Boden. Ich lag mit der Nase im Kiesbett und tat keinen Mucks mehr.

 
     
28
     
    Die drei Männer vom Sicherheitsdienst des Senders brachten mich ins Hinterzimmer einer Pforte. Zweie hiel ten mich fest, einer führte Cipión an der Leine, der sich an gewöhnt hatte, zu unseren brutalen Spielen nichts zu sa gen. Er hatte nicht mal geknurrt, was mich doch ein bisschen enttäuschte.
    Nach zwei Stunden hatten wir den Sachverhalt zur leidlichen Zufriedenheit aller geklärt. Die Polizei nahm meine Personalien auf und ermittelte, dass der Mann, den ich das Studio hatte verlassen sehen, ein namentlich bekannter Gast mit ordnungsgemäßer Eintrittskarte gewesen war, der nur mal aufs Klo gemusst und den kleinen Tumult um den Jungen mit dem Laserpointer für eine gute Gelegenheit gehalten hatte. Rückfragen in Stuttgart ergaben, dass meine Hysterie nicht völlig unbegründet gewesen war, und an mich erging die Ermahnung, solche Aktionen künftig der Polizei zu überlassen. Ich versprach es mit schmerzender Schulter und durfte mit Lola nach Hause fahren, während die Sendung ausgestrahlt und von ihrem Vater daheim aufgezeichnet wurde.
    Wahrscheinlich steckte er die CD in eine der Klarsichthüllen im Erinnerungsordner für spätere Tage.
    Dann musste ich Lolas Adrian kennenlernen und absegnen. Dazu war ein Freitagabend auf der Partymeile von Stuttgart angesetzt. Wir trafen uns vor dem Mumi, dem Club Muttermilch .
    Adrian und ich schauten uns an und mochten uns sofort nicht. Diese Sorte Testosteronhammel mit Tigerzahn am Lederband um den Hals wusste vermutlich instinktiv, was zwischen Lola und mir während ihrer Wanderwo chen gelaufen war. Schon vor der Tür knutschte er seine Lola ausführlich ab. Das setzte er oben in der Bar bei Red Bull mit Wodka fort. Ich kam mir vergreist vor und überließ den Hammel und sein Schaf alsbald den unschuldigen Spielen.
    Diese Nacht an der Theodor-Heuss-Straße hatte schlechte Laune. Jungs aus dem Umland veranstalteten mit ihren viel zu teuren Mietwagen Wettrennen. Für den Eintritt in die Clubs und Diskos reichte ihr Geld nicht mehr. Glasscherben knirschten unter meinen Sohlen. Ich kam gerade dazu, als vor dem T-O-12 ein Gestörter mit einem Fußkick einem andern, der verträumt auf einer Bank saß, den Kiefer zertrümmerte. Die Umstehenden lachten. Der Kicker hatte es nicht einmal eilig zu verschwinden.
    Ich provozierte ihn. Wer sich provozieren lässt, hat schon verloren. Er kickte auch nach mir und gab mir Gelegenheit, ihn kampfkunstgerecht auf den Fußweg zu klatschen. Dass dort Glasscherben lagen, dafür konnte ich nichts. Es folgte eine Massenschlägerei. Drei Krankenwagen mussten die Verletzten abtransportieren. Ich entkam einer erneuten Feststellung meiner Personalien durch die Polizei und beschloss, eine Woche lang mal gar nichts zu tun und das Haus nur zu Spaziergängen mit Ci pión zu verlassen.
    Michel Schrader schicke mir eine E-Mail mit der Mitteilung: »Wir brauchen Ihre Art, Publicity herzustellen, nicht mehr. Ihre Dienste sind hiermit beendet.« Ich schickte ihm eine Rechnung über 9000 Euro, die er anfocht, und räumte meine Wohnung auf. Dabei fiel mir die tote Taube im

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