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Malefizkrott

Malefizkrott

Titel: Malefizkrott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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wollte er eine Amokdrohung fürs Fanny – also fürs Fanny-Leicht-Gymnasium – verschicken. Nur so zum Spaß. Ich weiß, das ist kein Spaß. Ich habe ihn überredet, dass er erst einmal mir was schickt, damit man sieht, wie diese Mails aussehen. Wir haben dann festgestellt, dass Outlook die Mails zum Beispiel rausspamt. Nino hat meinen Postkasten so eingestellt, dass sie angekommen sind. Und Pappo hat die Mails gesehen.«
    »Sieht er alle deine Mails?«
    »Nein, natürlich nicht. Nur die, die ich ihm zeige.« Lola lachte verlegen. »Gut, ja, ich hab ihm die anonymen Mails gezeigt.«
    Ich bedachte den Tod/tot-Konflikt, den Michel Schrader der bildungsfernen Jugend zugeschrieben hatte. »Ihr habt euch ja auch durchaus um Echtheit bemüht. Ihr habt Rechtschreibfehler eingebaut und die Interpunktion weggelassen.«
    »Das war Nino. Der hat ›bekleiden‹ statt ›begleiten‹ geschrieben, und ich habe gesagt, das lassen wir so.«
    »Und der Buchhasser?«
    Die Sonne, die vor uns überm blauen Schatten des Albtraufs stand, glitzerte in den Augen der jungen Frau, die nicht genau wusste, ob sie nun das zu Streichen aufgelegte Kind oder die Intellektuelle spielen wollte.
    »Ich habe mal im Hippenblog meine Theorie entwickelt. Da war ich vierzehn oder so. Später habe ich gesehen, dass ein Blogger so was Ähnliches dann auch geschrieben hat. Sein Blog hieß Buchhasser. Den gibt es aber inzwischen nicht mehr.«
    »Der Blogger war Nino, nicht wahr?«
    Lola schaute mich erstaunt an. »Ist das jetzt eine Frage oder eine Feststellung?«
    »Eine Feststellung. Ich kenne den Buchhasser-Blog-Text, Lola. Und er enthält ebenfalls den d/t-Irrtum beim Wort Tod. Und mit den Kommata hat er auch Schwierigkeiten.«
    »Das haben viele.«
    Zwischen den grünen Hügeln des Schönbuchs befahl mir mein innerer Navi: »Jetzt: Bitte wenden!« Die Dollar-Millionen für meine Spionagetechnik hätte ich mir wirklich sparen können. Ich würde sie Lolas Vater in Rechnung stellen. Eltern haften für ihre Kinder!
    »Sagst du … äh … sagen Sie es jetzt meinem Vater?«
    »Was denkst du denn? Er bezahlt mich als dein Bodyguard.«
    »Eigentlich zahle doch ich. Du bekommst bei jeder Lesung achtzig Prozent von meinem Honorar.«
    »Ich bin kein Chauffeur.«
    »Und wenn ich jetzt sagen würde, dass ich es gern hät te, wenn Sie mich begleiten, Sie geben mir Sicherheit und so. Wir könnten uns unterhalten, Sie passen auf, dass mir keiner zu nahe kommt.«
    »Wer soll dir denn zu nahe kommen?« Ich merkte, wie meine Laune rapide vereiste.
    »Das weiß man nie«, redete Lola munter weiter. »Meine Mutter ist auch mal aus der Menge heraus angegriffen worden. Ein Stalker hat versucht, sie zu küssen, er hat sie an den Haaren festgehalten, und wenn ihr nicht jemand anders geholfen hätte …«
    »Lola! Bitte … halt mal die Gosch, ja?«
    Ich versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Wa rum auch immer Durs Ursprung erschossen worden war, es hatte nichts, aber auch gar nichts mit Lola Schrader zu tun. Sie befand sich nicht in Gefahr. Als Bodyguard war ich nur die Lachnummer in einem Spiel, das sie mit ih rem Vater spielte, und ich hatte es nicht gemerkt.
    Der erste der beiden Baggerseen von Kirchentellins furt tauchte blau links unterhalb der Schnellstraße auf. Nur die offene Stelle in den Mittelleitplanken zeugte noch von der Baustelle, die wochenlang in den Verkehrsnachrichten gewesen war.
    »Aber eins hätte ich jetzt gern noch gewusst, Lola: Habt ihr auch das Feuer bei Ursprung gelegt, Nino und du?«
    Sie kniff die Lippen zusammen und schaute geradeaus.
    »Raus mit der Sprache!«
    »Ich denke, ich soll die Gosch halten, so Ihr Ausdruck.«
    Ach Gott, sie war beleidigt. Ja zum Teufel! »Okay, dann drehe ich jetzt um, und wir fahren zurück.«
    Sie schaute mich an.
    »Mich brauchst du ja nicht mehr.«
    Ich ging vom Gas.
    Ein BMW brauste an uns vorbei, dicht gefolgt von einem silberfarbenen Mercedes. Der zweite Baggersee von Kirchentellinsfurt kam ins Blickfeld.
    Lola machte einen langen Hals und schaute sich um. »Warum werden wir langsamer?«
    Ich setzte den Warnblinker. »Ich drehe um.«
    »Hier kann man nicht wenden, wenn ich das mal anmerken darf.«
    Ein Golf bremste sich mit den Scheinwerfern fast in unser Heck, setzte Blinker und hüpfte an uns vorbei. Der erste Laster schwenkte aus. Und der Blick, den Lola mir zuwarf, war keineswegs mehr alltagsbewandert. Die Philosophen hatten sie verlassen.
    »Jetzt mal im Ernst …«
    Ich brachte meinen buckligen

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