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Maler und Mädchen - Maler und Mädchen

Titel: Maler und Mädchen - Maler und Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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…« hatte Tulp vor einigen Wochen bei der Vorbesprechung im Atelier seine Ausführungen begonnen. Als er sie um die Essenszeit beendete, hatte er, nach einem kurzen Hüsteln, den Maler gefragt: »Was lächeln Sie so?«
    »Ich lächle, weil ich es schön finde«, hatte der Maler geantwortet, in dem das Werk bereits detailliert umhergeisterte. Sich gegen das Dunkel abzeichnende etwas weniger dunkle Mäntel, blitzweiße Kragen, Gesichter, ein oder zwei Hüte und der Tote, der aus dem Lehrbuch zu seinen Füßen gleichsam hervorgeschoben worden ist. Dann, unmittelbar verbunden mit einem auf dem Gemälde unsichtbar gehaltenenBild aus diesem Buch: der freigelegte Arm und die Hand, deren Sehnen mit einer kleinen Zange von einem anderen Arm und einer anderen Hand zur Demonstration etwas angehoben werden. Rot, alle Proportionen eine Spur vergrößert, echter als echt.
    Ja … so muß es sein … genau so … sehen Sie, meine Herren …
     
    Er war über die Fußgängerbrücke zu den Anlegestegen der Nieuwe Waal gegangen. Die schon etwas tiefer stehende Sonne gab dem Wasser die Farbe von verbeultem Kupfer. Von diesem westlichen Teil des Hafengebiets aus betrug die Entfernung hinüber nach Volewijck lediglich eine knappe Meile, doch die hohen, gelöschten Schiffe zu beiden Seiten des Stegs behinderten den Blick auf die Halbinsel.
    Er brauchte nicht lange suchend um sich zu blicken. Über die Stegleiter, die ein Stück weiter zum Wasser hinunterführte, kletterte gerade ein Mann in einem zerschlissenen Soldatenmantel herauf.
    »Sie suchen Transport?«
    Der Schiffer, der hinkend auf ihn zugekommen war, nickte in Richtung Zentrum, wohin die meisten von hier aus wollten.
    Er sagte, er wolle hinüber auf die andere Seite.
    Für einen Moment sah er, wie sich das Gesicht vor ihm bösartig verzerrte.
    »Müssen Sie natürlich selbst wissen«, antwortete der Mann und wandte sich bereits wieder zu der kleinen Treppe um, da er offenbar davon ausging, der Fahrgast werde ihm schon folgen, was dieser auch tat.
    Er kletterte hinter dem Schiffer nach unten. Zwischenden Heringsfängern dümpelten ein paar dieser kleinen, wendigen Boote, Einmaster, in die man den Fisch umlud. Er setzte sich auf das Brett zwischen die Körbe. Der Schiffer zog eine Flasche aus seiner Innentasche, nahm einen Schluck, hielt sie schweigend seinem Passagier hin und zog das Segel hoch. Der Maler nahm ebenfalls einen Schluck. Das Boot segelte langsam zwischen den großen Schiffen hindurch, die einander vor dem Himmel verdrängten. Er sah die Umrißlinie des gegenüberliegenden Ufers in der Ferne auftauchen. In der Nachmittagssonne, bei angenehm frischem Wind, fuhr er zu dem Bestimmungsort, an den Elsje auf einer anderen Strecke schon vor einigen Stunden gebracht worden war.

27
Die Trauergondel
    Wasser. Brackwasser, halb süß, halb salzig, aus der Zuiderzee und der Amstel stammend, die der Stadt das Leben geschenkt haben. Das Boot, so eine kleine Pinasse, deren Vordersteven leicht hochgebogen ist, fuhr über das Damrak in Richtung IJ. Noch war kein Segel gesetzt, das heißt, es wurde gerudert: von dem einen Henkersknecht, der gleichzeitig steuerte. Der andere stand mit einem Stock vorn auf dem kleinen Vordeck. Das Fahrzeug war größtenteils offen.
    Das jämmerliche Ende ihrer Reise, wiederum per Schiff. Sie hatten die Bahre auf den Holzrost gestellt. Elsje lag mit dem Kopf unter dem kleinen Verdeck, ihr roter Rock, ihre Hände und ihre Stiefelchen waren zu sehen, falls jemand das wollte. Die Etappe jenseits der letzten Etappe. Ein extra Stück, eine Zugabe. Wie unaufhaltsam schnell alles für sie gegangen war, sosehr die Umstände auch versucht haben, ihre Reise zu dehnen, zu behindern, zu verzögern! Das gefährliche Treibeis zwischen Jütland und Schweden, der Schnee, der die Absicht hatte, jede Strecke zu verwischen, der Transport unterernährter Ochsen, der doch eigentlich bis zum letzten Tier hätte verweigert werden müssen … Was soll der Nervenzusammenbruch eines manisch-depressiven Leibdieners in Gottes Namen mit Elsjes Lebensgeschichte zu tun haben, was sonst als – eine Woche Verzögerung?
    Nur eine Woche!
    Akzeptieren, daß ihre Vergangenheit Vergangenheit ist. Oder? Elsje fuhr über das Wasser des Damrak, die beiden Henkersknechte beförderten sie geschickt durch den hektischen nachmittäglichen Binnenschiffsverkehr, und was sie als Gepäck mitnahm, war ihr Leben, Szene für Szene aufgebraucht. Unter ihr schwappte ein bißchen Bilgenwasser von einer

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