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Malevil

Malevil

Titel: Malevil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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es Übergänge. Im Leben kommen sie nicht vor. Die Saaltür fliegt mit Krachen auf. Und Thomas erscheint,
     die Augen wirr, ohne Helm, ohne Brille. Mit schriller Stimme ruft er triumphierend: Nichts!
    Das ist nicht sehr klar, und trotzdem verstehen wir. Ein Ansturm auf die Tür. Als wir ins Freie treten, setzt der Regen gerade |276| wieder ein. Er fällt eimerweise, doch das ist uns gleichgültig. Nur Fulbert sucht Deckung unter der Wölbung der kleinen Turmtür,
     die Falvine und die Menou gesellen sich zu ihm. Wir anderen stehen lachend draußen im Platzregen. Er ist lauwarm oder erscheint
     uns doch so. Er rieselt uns über den Körper und läßt die von den Jahrhunderten geschwärzten Pflastersteine unter unseren Füßen
     glänzen. Aus den Pechnasen des Bergfrieds stürzen einzelne kleine Wasserfälle herab. Der Himmel ist von weißlichem, leicht
     rosigem Grau. Seit zwei Monaten haben wir ihn nicht so hell gesehen. Miette entledigt sich mit einmal ihrer Hemdbluse und
     bietet ihren jugendlichen Oberkörper, der nie einen Büstenhalter gekannt hat, dem Regen dar. Sie lacht und stampft mit den
     Füßen, sie wiegt sich mit erhobenen Armen in den Hüften und schwenkt mit der Hand ihr Haar in Richtung des Himmels. Ganz sicher
     würden auch wir tanzen, wenn sich die Tradition aus frühen Menschentagen nicht verloren hätte. Da wir nicht tanzen, diskutieren
     wir.
    »Du wirst sehen«, ruft Peyssou, »wie unser Korn jetzt wachsen wird!«
    »Regen genügt nicht«, sagt Meyssonnier. »Am Bewässern hat es nicht gefehlt, wenn du keinen Halm sprießen sahst! Was fehlt,
     ist die Sonne!«
    »Aber Sonne wirst du mehr kriegen, als du möchtest!« sagt Peyssou, dessen Hoffnung keine Einschränkung verträgt. »Der Regen
     wird sie hervorlocken. Nicht wahr, Jacquet?« fügt er hinzu und versetzt ihm einen Klaps auf den Rücken.
    Jacquet gibt zu, das sei wohl wahr, und die Sonne werde hervorkommen, getraut sich aber nicht, den Klaps mit einem ähnlichen
     Klaps zu erwidern.
    »An der Zeit wär’s!« sagt der große Bogenschütze. »Bereits Juni, und eine Kälte wie im März.«
    Der Regen läßt nicht nach. Nach den ersten Minuten der Ausgelassenheit haben wir alle Deckung gesucht, ausgenommen Miette,
     die immer weiter tanzt und singt, wenn auch kein Laut aus ihrem Munde dringt, und Momo, der, wenige Schritte von ihr entfernt,
     reglos dasteht, den Kopf zurückgeworfen hat und den Mund offenhält, um den Regen aufzufangen und über sein Gesicht strömen
     zu lassen. Die Menou ruft ihm von Minute zu Minute zu, er solle hereinkommen, er werde sich den Tod holen (eine stets widerlegte
     Voraussage, denn er hat eine |277| eiserne Gesundheit), und wenn er nicht komme, werde sie ihm einen Tritt in den Hintern geben. Aber er steht in zwanzig Meter
     Entfernung, die Zugbrücke ist herabgelassen, er kann im Nu das Weite suchen, er ist seiner Straflosigkeit gewiß und antwortet
     nicht einmal. Mit Wonne trinkt er den Regen, ein Auge auf Miettes nackte Brüste geheftet.
    »Laß ihn doch in Frieden!« mischt Peyssou sich ein. »Immer bist du hinter ihm her! Ein bißchen Wasser tut ihm nur gut. Nicht
     um dir nahezutreten, Menou, aber dein Sohn stinkt wie ein Zuchteber! Daß er mich sogar während der Messe gestört hat, der
     arme Junge!«
    »Weil ich ihn allein doch nicht waschen kann«, sagt die Menou. »Er ist zu stark, wie du ja weißt.«
    »Verflucht«, sagt Peyssou – er hält verwirrt inne und wirft einen Blick auf Fulbert, den die Falvine über ihren Bruder, den
     Schuster von La Roque, und ihre Enkelin Catie ausfragt –, »jetzt erinnere ich mich! Weil sich der kleine Schmutzfink ja nicht
     mehr gewaschen hat seit dem Tag, an dem man mich …« Er wollte sagen »niedergeschlagen hat«, fängt sich aber noch rechtzeitig.
     Unglücklicherweise haben wir alle verstanden. Auch Jacquet. Und es tut weh, sein gutmütiges Gesicht zu sehen.
    »Reinkommen, Momo!« ruft die Menou in ohnmächtigem Zorn.
    »Solange Miette ihr Duschbad nimmt«, sagt Meyssonnier verständnisvoll, »wirst du ihn nicht dazu bewegen! Momo starrt sich
     ja die Augen aus.«
    Wir alle lachen, ausgenommen die Menou. Gegen Nacktheit hegt sie den heiligen Abscheu der Bäuerin. Sie kneift die Lippen zusammen.
    »Weil sie doch nichts als eine Heidin ist, diese Schlampe, die alle Leute ihre Titten sehen läßt.«
    »Ach geh«, sagt Colin, »die kennt mit Ausnahme von Momo doch jeder hier.«
    Dabei sieht er herausfordernd zu Fulbert hin. Fulbert aber, von der Falvine in

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