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Malevil

Malevil

Titel: Malevil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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ist!«
    »Hübsche Kusine!« sagt die Menou mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Und wo du auch nicht gerade schön bist«, sage ich auf patois. »Los, geh lieber und hol saubere Wäsche für deinen Momo. Und
     seine Hose Numero drei könntest du ihm auch geben, wo ihm die hier schon in Fetzen vom Leibe hängt.«
    Als die Badezimmertür endlich aufgeht, holt mich Colin, damit |282| ich das Schauspiel genieße, aus meinem Zimmer, wo ich die Waffen zusammengesetzt und in den Gewehrständer gestellt habe.
    Momo sitzt auf dem Rohrhocker und ist in den mit blauen und gelben Ranken gemusterten Bademantel gewickelt, den ich mir kurz
     vor dem Tag des Ereignisses gekauft habe. Momo, mit jugendfrischem Blick und von einem Ohr zum andern lächelnd, verbreitet
     strahlenden Glanz, Miette steht hinter ihm und betrachtet ihr Werk. Der Momo ist nicht wiederzuerkennen. Sein Teint ist um
     mehrere Töne aufgehellt, er ist rasiert, das Haar ist geschnitten und frisiert, und er thront, wie eine Kurtisane parfümiert,
     auf seinem Sitz: Miette hat ihm den Inhalt eines Fläschchens Chanel, das Birgitta in der Kommode vergessen hatte, über den
     Körper geschüttet.
    Ein wenig später habe ich mit Peyssou und Colin eine ziemlich wichtige Unterredung in meinem Zimmer. Dann verlassen sie mich,
     um einen Rundgang durch die Rhunes zu machen. Peyssou nährt wohl die unvernünftige Hoffnung, daß das Korn unverzüglich hervorkommen
     wird. Oder es ist die Reflexhandlung des Landwirts, der ohne bestimmte Absicht nach dem Gewitter seine Felder besichtigen
     geht. Ich selber begebe mich in den großen Saal. Die Unschädlichkeit des Regens und die Abreise des weniger unschädlichen
     Fulbert haben mich in gute Laune versetzt, und ich pfeife vor mich hin, während ich auf die Menou zugehe. Sie ist allein,
     ich kann nur ihren Rücken sehen, sie hat die Nase über einem Schmortopf hängen.
    »Nun, was machst du uns denn Gutes, Menou?«
    »Du wirst schon sehen«, sagt sie, ohne mich anzusehen. Dann wendet sie sich um, läßt einen leisen Schrei hören, und ihre Augen
     füllen sich mit Tränen. »Ich hatte dich für deinen Onkel gehalten!«
    Ich schaue sie gerührt an.
    »Die gleiche Art«, sagt sie, »pfeifend ins Zimmer zu kommen und zu sagen: Nun, Menou, was machst du uns denn Gutes? Auch die
     gleiche Stimme. Wie wohl hat mir das getan! – Dein Onkel«, fährt sie fort, »der war nämlich lustig, Emmanuel. Ein Mann mit
     Liebe zum Leben. Wie du auch. Ein bißchen zu sehr sogar«, setzt sie hinzu, denn sie besinnt sich darauf, daß sie auf ihre
     alten Tage tugendhaft und weiberfeindlich geworden ist.
    |283| »Ach was«, sage ich und folge ihrem Gedanken weit über die Worte hinaus. »Du wirst der Miette doch nicht böse sein, daß sie
     dir deinen Sohn gesäubert hat. Sie hat ihn dir nicht weggenommen. Sie hat ihn nur für dich gescheuert.«
    »Na ja«, sagt sie, »na ja!«
    Ich fühle mich mit einemmal sehr glücklich, daß sie mir vom Onkel gesprochen und mich mit ihm verglichen hat. Und da es mir
     wegen ihres Herumhackens auf der Falvine seit einem Monat häufig genug passiert ist, sie grob anzufahren, lächle ich sie an.
     Sie ist von meinem Lächeln überwältigt und kehrt mir den Rücken. Obwohl sie zäh wie Leder ist, fehlt es der Menou nicht an
     Gemüt, wenn man es auch unter mehreren dicken Rindenschichten aufspüren muß.
    »Und du, Emmanuel«, sagt sie nach einer Weile, »darf ich dich fragen, warum du nicht beichten wolltest? Beichten tut immerhin
     wohl. Es reinigt.«
    Ich hätte nicht geglaubt, daß ich heute abend eine theologische Auseinandersetzung mit der Menou haben würde. Die Hände in
     den Hosentaschen, stelle ich mich vor das Feuer. Heute ist kein gewöhnlicher Tag. Ich habe noch meinen Beerdigungsanzug auf
     dem Leib. Ich fühle mich beinahe so würdevoll wie Fulbert.
    »Da wir vom Beichten reden, darf ich dir eine Frage stellen, Menou?«
    »Nur zu«, sagt sie, »du weißt ja, daß zwischen uns kein Zwang ist.«
    Ihr Totenköpfchen über dem mageren Körper emporreckend, mustert sie mich mit aufmerksamer Miene, eine Kelle in der Hand, von
     unten bis oben. Sie ist wirklich sehr klein, die Menou. Und auf ein Minimum reduziert. Aber welcher Blick! Fein, scharfsinnig,
     ungezähmt!
    »Als du gebeichtet hast, Menou, hast du da Fulbert erzählt, daß du gelegentlich etwas gemein zur Falvine bist?«
    »Ich?« sagt sie entrüstet. »Ich, gemein zur Falvine? Na, was denn noch! Das ist ja nicht anzuhören! Der Gipfel, so was!

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