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Malevil

Malevil

Titel: Malevil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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Sicherheitsbestimmungen nicht lockern.
    Von weitem, während wir den steinigen Pfad durch den einstigen Sturzbach hinuntersteigen, sehen wir weiter nichts als einen
     Acker. Einen guten Acker mit schwarzer Erde, die das staubige, tote Aussehen verloren hat, das sie vor dem Regen zeigte. Wir
     müssen uns wirklich ganz in die Nähe begeben, um die Triebe zu erkennen. Ach, sie sind klein, sehr klein! Kaum einige Millimeter.
     Dennoch, man könnte über diese winzigen zartgrünen Spitzen, die aus dem Erdreich dringen, vor Freude weinen. Wir haben dieses
     Stück Land freilich tief umgepflügt und haben auch nicht mit dem Dünger geknausert. Aber wenn wir daran denken, daß der Regen
     erst vor vier Tagen und die Sonne vor kaum drei Tagen wiedergekommen sind und daß das Korn in so kurzer Zeit gekeimt hat und
     aufgegangen ist, erstaunt uns sein rasches Wachstum. Ich klopfe die Scholle mit dem Handrücken ab. Sie ist warm wie ein menschlicher
     Körper. Fehlt nur wenig, und ich meine, das Pulsieren des Blutes in ihr zu spüren.
    »Jetzt ist sie gerettet«, sagt Peyssou mit einem Ausdruck von Jubel.
    Dieses »sie«, vermute ich, bezeichnet die Erde oder die Feldflur an den Rhunes. Oder die Ernte.
    »Prächtig!« sagt Colin. »Es wächst, das kann man nicht bestreiten, nur … Selbst wenn es sich mit dem Wachsen beeilt …«
    |336| »Innerhalb von vierzehn Tagen wirst du es erleben«, unterbricht Peyssou fachmännisch.
    »Schön, nehmen wir es an, aber bedenke auch ein bißchen die späte Jahreszeit. Es ist nicht gesagt, daß dieses Getreide zur
     Reife kommt.«
    Diese Äußerung erscheint Peyssou als Sakrileg.
    »Maul nicht, Colin«, sagt er streng. »Ein Korn, das so schnell aufgeht, hat auch den Willen, aufzuholen.«
    »Unter einer Bedingung«, sagt Jacquet.
    Peyssou wendet ihm sein breites, durch die Unduldsamkeit hart gewordenes Gesicht zu.
    »Unter welcher Bedingung?«
    »Daß der Sonnenschein anhält«, sagt der Sklave kühn.
    »Und der Regen«, sagt Colin.
    Diese Skepsis bringt Peyssou auf, und er zuckt seine breiten Schultern. »Ist doch das mindeste, daß wir ein wenig Sonne und
     Regen bekommen, nach allem, was wir durchgemacht haben.« Und er hebt seinen ungeschlachten Kopf und sieht zum Himmel auf,
     als wollte er ihn für die Bescheidenheit seiner Forderungen zum Zeugen anrufen.
    Was ich empfinde, während ich, Evelynes Händchen in meiner Hand, mit meinen Gefährten vor dem Feld an den Rhunes stehe, ist
     das gleiche unbestimmte, aber mächtige Gefühl von Dankbarkeit, das ich schon verspürt hatte, als der Regen zu fallen begann.
     Ich weiß, man wird sagen, meine Dankbarkeit setze hinter dem Weltall die Gegenwart einer wohlwollenden Kraft voraus. Ja, aber
     im weitesten Sinne. Wenn ich nicht fürchtete, mich lächerlich zu machen, würde ich beispielsweise gern auf dem Feld niederknien
     und sagen: Dank dir, warme Erde. Dank dir, heiße Sonne. Dank, grüne Triebe. Erde und Triebe als schöne nackte Mädchen zu symbolisieren
     wie die Völker des Altertums ist dann nur ein Schritt. Sehr orthodox bin ich als Geistlicher von Malevil wohl doch nicht.
    Nach uns werden alle aus Malevil das Korn bewundern gehen, sogar Thomas und Catie, Hand in Hand. Wir vermeiden es, den beiden
     in den Weg zu kommen, sie würden über uns stolpern, sie sähen uns nicht. Thomas spielt seit unserer Ankunft den Gastgeber,
     und das beansprucht viel Zeit, denn die Burg ist groß, die versteckten Winkel sind zahlreich, und zahlreich sind auch die
     Gründe zu verweilen.
    |337| Am Nachmittag, als ich dabei bin, Malabar Sattel und Zaumzeug abzunehmen, ist Evelyne mit mir in der Box. Wie sie mit dem
     Rücken am Verschlag lehnt, die widerspenstigen blonden Haare im Gesicht, erscheint sie mager und erschöpft und hustet unaufhörlich;
     es ist ein rauhes, kehliges Hüsteln, das mich besorgt macht, weil es, wie mir Catie vor einigen Minuten sagte, auf einen bevorstehenden
     Asthmaanfall hindeutet.
    Thomas taucht auf, er ist rot und in Eile.
    »Ohne Catie?« frage ich.
    »Du siehst ja«, sagt er linkisch.
    Und er schweigt. Ich trage den Sattel in die Schirrkammer, und Thomas kommt mir nach, sagt aber kein Wort. Sieh an, sieh an,
     er kommt im Auftrag. In einem peinlichen Auftrag, da er ja allein ist. Ganz sicher hat sie ihn geschickt.
    Ich verschließe die Boxtür, lehne mich dagegen und betrachte meine Stiefel
    »Es ist da noch die Frage des Zimmers«, sagt Thomas endlich mit etwas beklommener Stimme.
    »Des Zimmers«, sage ich. »Welches

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