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Malevil

Malevil

Titel: Malevil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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Zimmers?«
    »Des Zimmers für Catie und mich, wenn wir verheiratet sind.«
    »Willst du meins haben?« frage ich halb honigsüß, halb sauer. »Aber nein, hör mal!« sagt Thomas entrüstet.
    »Dann das von Miette?«
    »Aber nein, aber nein, Miette braucht ihr Zimmer.«
    Ein Glück, daß er das nicht vergessen hat. Aber von Miette ist er schon abgerückt, ich merke es seinem Tonfall an. Auf einer
     anderen Ebene auch von mir. Wie Thomas sich verändert hat. Ich bin darüber froh, betrübt, eifersüchtig. Ich sehe ihn an. Ihn
     quält die Unruhe. Also lassen wir’s mit den kleinen Sticheleien genug sein.
    »Wenn ich dich recht verstehe«, sage ich mit einem Lächeln, und gleich hellt sich sein Gesicht auf, »möchtest du das andere
     Zimmer im zweiten Stock. Stimmt’s?«
    »Ja.«
    »Und ich soll von den Gefährten verlangen, daß sie verduften und sich für die Dauer im zweiten Stock des Torbaus einrichten.«
    Er hüstelt.
    »Ja, aber verduften würde ich nicht sagen …«
    |338| Über diese kleine Spitzfindigkeit muß ich lachen.
    »Schön. Ich werde sehen, was ich tun kann. Ist dein Auftrag damit beendet?« frage ich gutgelaunt. »Hast du noch andere Wünsche?«
    »Nein.«
    »Warum ist Catie nicht bei dir?«
    »Du schüchterst sie ein. Sie findet, du bist so abweisend.«
    »Zu ihr?«
    »Ja.«
    »Ich kann bei deiner künftigen Frau doch nicht den Schwerenöter spielen! Du willst sie doch heiraten!«
    »Ach, ich bin nicht eifersüchtig«, sagt Thomas und lacht leise. Wie er seiner sicher ist, der junge Hahn!
    »Lauf. Das werde ich ja sehen.«
    Wirklich, er läuft, und ich fühle plötzlich eine kleine warme Hand in der meinen.
    »Glaubst du«, sagt Evelyne und hebt ihr Gesicht ängstlich zu mir auf, »daß ich auch so einen Busen bekommen werde wie Catie
     und Miette?«
    »Sei unbesorgt, Evelyne.«
    »Glaubst du? Weil ich doch so mager bin«, sagt sie bekümmert und legt die linke Hand auf ihre Brust. »Schau nur, ich bin flach
     wie ein Junge.«
    »Das hat nichts zu bedeuten, ob du mager oder fett bist.«
    »Bist du sicher?«
    »Ich weiß es bestimmt.«
    »Oh, schön«, sagt sie mit einem Seufzer, der in ein Husten übergeht.
    In diesem Moment wird zaghaft die Glocke am Torbau angeschlagen. Ich schrecke hoch. Im Nu bin ich am Tor und schiebe das Guckloch
     ein paar Millimeter auf. Es ist Armand auf einem der Wallache von La Roque, mit finsterem Blick, das Gewehr umgehängt.
    »Ach, du bist es, Armand«, sage ich in freundlichem Ton. »Warte, ich hole den Schlüssel.«
    Ich schiebe das Guckloch wieder zu. Der Schlüssel steckt natürlich im Schloß, aber ich will mir ein wenig Spielraum verschaffen.
     Ich entferne mich mit raschen Schritten und sage zu Evelyne: »Lauf zur Menou, sie soll ein Glas und eine Flasche Wein in den
     Torbau bringen.«
    |339| »Will Armand mich wieder mitnehmen?« fragt Evelyne, bleich und hüstelnd.
    »Aber nein. Im übrigen ist das ganz einfach. Wenn er dich mitnehmen will, lassen wir ihn gleich über die Klinge springen.
     Sag Catie und Thomas, sie sollen sich nicht sehen lassen. Und du mußt bei ihnen bleiben.«
    Sie verläßt mich, und ich suche den Lagerraum im Erdgeschoß des Bergfrieds auf. Mit Ausnahme von Thomas sind dort alle versammelt
     und ordnen das Material von Colin.
    »Wir haben Besuch: Armand. Ich möchte Peyssou und Meyssonnier im Torbau postieren, jeden mit einer Flinte. Rein als Vorsichtsmaßnahme,
     er ist keineswegs bedrohlich.«
    »Ich würde den Trampel gern sehen«, sagt Colin.
    »Nein, weder du noch Jacquet noch Thomas, und du weißt, weshalb.«
    Colin lacht laut heraus. Es ist angenehm, ihn so lustig zu sehen. Seine kleine Unterhaltung mit Agnès Pimont hat ihm gutgetan.
    Während ich über den inneren Burghof gehe, sehe ich Thomas in aller Eile den Wohnbau verlassen.
    »Ich komme!«
    »Wieso?« frage ich kurz angebunden. »Gerade habe ich dir sagen lassen, du sollst nicht kommen.«
    »Es geht doch um meine Frau, nicht?« sagt er, und seine Augen funkeln. An seiner Miene merke ich schon, daß ich ihn nicht
     zum Nachgeben bringen werde.
    »Du kommst nur unter einer Bedingung: daß du den Mund hältst.«
    »Das verspreche ich.«
    »Was ich auch sage, du hältst den Mund.«
    »Aber ja, mein Wort darauf.«
    Ich gehe raschen Schrittes zum Portal und drehe den Schlüssel im Schloß hin und her, bevor ich öffne. Da ist also Armand.
     Ich drücke ihm die Hand, die meinen Siegelring am kleinen Finger trägt. Da steht er mit seinen fahlen Augen, seinen weißen
    

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