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Malevil

Malevil

Titel: Malevil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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von dem Weiler im äußeren Burghof nur noch Steine übrig waren. Diese Steine aber, von denen ich noch
     ganze Berge habe, waren mir sehr nützlich. Damit konnte ich als Anbauten am Wall auf der Südseite – er beschirmt einen Abhang,
     der sich sehr wohl auch allein beschirmt – und an der Felswand auf der Nordseite Boxen für meine Pferde errichten.
    Ungefähr in der Mitte des äußeren Burghofes zeigt die Felswand eine große und tiefe Aushöhlung. Darin findet man einige Spuren
     prähistorischer Besiedelung; sie sind nicht hinreichend, um die Grotte wissenschaftlich einzuordnen, beweisen jedoch zur Genüge,
     daß Malevil schon Jahrtausende, ehe die Burg gebaut wurde, den Menschen als Zuflucht diente.
    Diese Grotte richtete ich mir ein. Ich teilte sie in halber Höhe durch einen Bretterboden ab, auf dem ich den größten Teil
     meiner Heuvorräte lagerte. Darunter baute ich Boxen für jene Tiere, die ich zu isolieren wünschte: Krippenbeißer, ungebärdige
     Jungtiere, Mutterschweine vor dem Ferkeln, Kühe oder Stuten vor dem Werfen. Da in diesen kühlen, gut belüfteten und fliegenfreien
     Boxen der Grotte viele angehende Muttertiere untergebracht waren, nannte Birgitta, auf die ich gleich zu sprechen komme und
     die ich des Humors nicht für fähig gehalten hätte, das Ganze eine »Entbindungsanstalt«: die Maternité.
    Der Bergfried, ein Meisterwerk englischer Solidität, kostete mich nur Fußböden sowie kleine bleigefaßte Scheiben für die |41| von den Franzosen nachträglich durchgebrochenen Fensteröffnungen. Der Grundriß ist in allen drei Geschossen der gleiche: ein
     großer Flur von zehn mal zehn Metern und zwei Zimmer von fünf mal fünf Metern. Im Parterre machte ich aus den »kleinen« Räumen
     einen Heizungskeller und eine Abstellkammer. Im ersten Stock richtete ich ein Badezimmer und einen Wohnraum ein. Im zweiten
     zwei Wohnräume.
    Wegen der schönen Aussicht im Osten auf das Tal der Rhunes verlegte ich mein Arbeitszimmer in den zweiten Stock und das Badezimmer
     trotz der Unbequemlichkeit in den ersten, in das ehemalige Versteck des Zirkels. Colin versicherte mir, das im Turm gesammelte
     Wasser würde allein durch die Gravitation nicht bis zum zweiten Stock steigen können, und ich wollte Malevil den unangenehmen
     Lärm einer Motorpumpe ersparen.
    In dem Raum neben meinem Arbeitszimmer im zweiten Stockwerk des Bergfrieds brachte ich während des Sommers 1976 Birgitta unter.
     Es handelt sich da um mein vorletztes Wegzeichen, und in meinen schlaflosen Nächten mußte ich häufig daran denken.
    Birgitta hatte einige Jahre zuvor für den Onkel in den Sept Fayards gearbeitet, und Ostern 76 erhielt ich von ihr einen dringenden
     Brief, in dem sie mir für Juli und August ihre Dienste anbot.
    Ich möchte hier gleich vorweg sagen: Meine wahre Neigung, glaube ich, wäre gewesen, mit einer liebevollen Partnerin eine dauerhafte
     Bindung einzugehen. Ich bin auf diesem Wege gescheitert. Es ist natürlich möglich, daß die zwei schlechten Ehen, die ich als
     Kind beobachtet hatte – die meines Vaters und die meines Onkels –, zu diesem Scheitern beigetragen haben. In mindestens drei
     Fällen jedenfalls waren die Dinge schon recht weit in Richtung Heirat gediehen, als sie sich zerschlugen. Die ersten beiden
     Male lag es an mir, das drittemal, im Jahre 1974, an der Erwählten.
    1974: Auch das war ein Wegzeichen, aber ich habe es ausgerissen. Dieses abscheuliche Mädchen hat mir für einige Zeit sogar
     die Dirnen verleidet, und ich möchte nicht daran erinnert werden.
    Kurzum, ich wanderte schon zwei Jahre durch eine Wüste, als Birgitta in Malevil erschien. Nicht, daß ich mich in sie verliebt |42| hätte. O nein! Weit gefehlt! Ich war zweiundvierzig Jahre, ich war zu erfahren und zugleich zu empfindlich von Gemüt, um ein
     Gefühl dieser Art aufkommen zu lassen. Doch gerade weil sich diese Sache mit Birgitta auf einer bescheideneren Stufe hielt,
     tat sie mir wohl. Ich weiß nicht, wer gesagt hat, daß man die Seele mittels der Sinne kurieren könne. Aber ich glaube daran,
     denn ich habe es ausprobiert.
    Als ich Birgittas Angebot annahm, hatte ich keineswegs eine Kur dieser Art im Sinn. Zur Zeit ihres ersten Aufenthalts in den
     Sept Fayards hatte ich ein paar Vorstöße gemacht, die sie zurückwies. Im übrigen trieb ich diese Scharmützel auch nicht weiter,
     weil ich bald bemerkte, daß ich mich im Jagdrevier des Onkels bewegte. Doch als sie Ostern 76 schrieb, lud ich sie ein. Bei
     der

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