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Malevil

Malevil

Titel: Malevil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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Arbeit konnte sie mir eine große Hilfe sein. Sie war eine Reiterin, die einen gewissen Sinn für Pferde hatte und beim
     Zureiten Geduld und Methode mitbrachte.
    Sie überraschte mich, muß ich sagen. Schon bei der ersten Mahlzeit kam sie mir mit enormer Koketterie entgegen. So auffällig,
     daß sogar Momo betroffen war. Er vergaß darüber, das Fenster zu öffnen, um mit einem liebevollen Wiehern seine Lieblingsstute
     Bel Amour herbeizurufen, und als die Menou die Suppenschüssel wegtrug und auf patois brummelte: »Nach dem Onkel nun der Neffe!«,
     rief er unter Gelächter: »Sidiwo, Emamuel!« (Sieh dich vor, Emmanuel!)
    Birgitta war aus Bayern, hatte goldblondes Haar, das helmartig um den Kopf lag, kleine blasse Augen und ein wenig anmutiges
     Gesicht mit schwerem Kinn. Ihr Körper aber war schön, fest und strahlend von Gesundheit. Nicht im geringsten müde von ihrer
     langen Reise, rosig und frisch, als wäre sie gerade aufgestanden, saß sie mir gegenüber, verschlang eine Scheibe Schinken
     nach der andern und verschlang mich mit den Augen. Alles war Herausforderung: ihre Blicke, ihr Lächeln, ihre Seufzer, die
     Manier, ihre Brotkrumen zu kneten und ihren Oberkörper zu dehnen.
    Da ich mich erinnerte, wie sie mich einst hart zurückgewiesen hatte, wußte ich nicht, was ich denken sollte, oder vielmehr:
     Ich befürchtete, etwas einfältigen Gedanken nachzuhängen. Die Menou aber hatte diese Skrupel nicht, und gegen Ende der Mahlzeit,
     während sie ein dickes Stück Kuchen auf Birgittas Teller gleiten ließ und sich kein Muskel in ihrem mageren Gesicht |43| bewegte, sagte sie auf patois: »Der Käfig langt ihr nicht, jetzt braucht sie den Vogel.«
    Am nächsten Tage begegnete ich Birgitta in der Maternité. Sie war dabei, Heubündel durch eine Fallklappe hinunterzulassen.
     Ich ging wortlos auf sie zu, nahm sie in die Arme (sie war so groß wie ich) und fing gleich an, dieses Monument arischer Gesundheit
     zu betasten. Sie erwiderte meine Zärtlichkeiten so stürmisch, daß es mich überraschte, denn ich hielt Birgitta für eigennützig.
    Das war sie wohl auch, aber an zwei Fronten. Ich trieb meine Angriffe weiter, wurde jedoch von Momo gestört, der, weil er
     unten keine Heubündel mehr ankommen sah, die Leiter hochgeklettert kam, seinen struppigen Kopf durch die Fallklappe steckte
     und unter Gelächter zu rufen begann: »Sidiwo, Emamuel!« Dann verschwand er, und ich hörte ihn zum Torbau laufen, vermutlich
     um seine Mutter von der Wendung der Ereignisse zu benachrichtigen.
    Birgitta richtete sich von dem Heubündel auf, wo sie niedergesunken war; ihr Goldhelm war kaum aufgegangen. Sie blickte mich
     aus ihren kleinen kalten Augen an und sagte in ihrem grammatikalisch bemühten Französisch: »Ich werde mich niemals einem Mann
     hingeben, der über die Ehe solche Gedanken hat wie Sie.«
    »Mein Onkel hatte die gleichen«, sagte ich, als ich mich von meinem Staunen erholt hatte.
    »Das ist nicht dasselbe«, sagte Birgitta und wendete schamhaft ihr Gesicht ab. »Ihr Onkel war schon alt.«
    Ich also, ich war in dem Alter, sie zu heiraten! Ich sah Birgitta an und ergötzte mich schweigend an ihrer Einfalt.
    »Ich habe nicht die Absicht, mich zu verheiraten«, sagte ich mit Bestimmtheit.
    »Und ich«, sagte sie, »habe nicht die Absicht, mich Ihnen hinzugeben.«
    Ich nahm die Herausforderung nicht an. Doch um ihr zu zeigen, daß ich mir aus solchen abstrakten Spekulationen wenig machte,
     wurde ich wieder zärtlich zu ihr. Gleich entspannte sich ihr Gesicht, und sie ließ es sich gefallen.
    An den folgenden Tagen versuchte ich sie nicht weiter zu überreden. Doch ich wurde jedesmal zärtlich, wenn sie in meiner Nähe
     war, und ich merkte, daß sie sich dazu wohl bereit |44| fand, denn diese Gelegenheiten ergaben sich immer häufiger. Trotzdem brauchte sie noch gut drei Wochen, bis sie ihren Plan
     Nummer eins fallen ließ, um sich auf ihren Plan Nummer zwei zu beschränken. Und selbst dann noch gab sie sich nicht blind
     geschlagen, sondern trat methodisch und nach einem genauen Zeitplan den Rückzug an.
    Eines Abends, als ich sie in ihrem Zimmer aufsuchte (so weit waren wir schon), sagte sie zu mir: »Morgen, Emmanuel, werde
     ich mich dir hingeben.«
    »Warum nicht sofort?« fragte ich sie gleich.
    Diese Frage hatte sie nicht vorausgesehen, und sie schien überrascht und sogar in Versuchung. Doch die Plantreue behielt die
     Oberhand.
    »Morgen«, sagte sie mit Bestimmtheit.
    »Um wieviel Uhr?« fragte

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