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Malevil

Malevil

Titel: Malevil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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Verbannung.«
    Thomas bleibt stehen und wir auch, so daß der Vorsprung des Fuhrwerks größer wird.
    »Und dafür«, sagt er leise und empört, »einzig und allein, um ihn zu verbannen, willst du dein Leben diesen vier Typen anvertrauen,
     die du gar nicht kennst? Leuten aus der Vilmainbande?«
    Ich blicke ihn an. Endlich habe ich die wahre Ursache seiner Feindseligkeit gegen mein »Theater« begriffen. Es ist im Grunde
     die gleiche wie bei Jacquet. Er bangt um meine Sicherheit. Ich zucke die Achseln. In meinen Augen besteht dieses Risiko nicht.
     Hervé und Maurice haben seit gestern jede Gelegenheit gehabt, uns zu verraten. Sie haben es nicht getan, sie haben an unserer
     Seite gekämpft. Was die beiden anderen betrifft, die denken nur an eines: sich möglichst rasch in unsere Gemeinschaft einzugliedern.
    »Trotzdem, sie werden bewaffnet sein, du aber nicht.«
    »Hervé und Maurice behalten ihre Gewehre und ihre vollen |499| Magazine. Burg und Jeannet werden Gewehre erhalten, aber ohne Munition. Und ich, ich habe das hier.«
    Ich ziehe den kleinen Revolver meines Onkels aus der Tasche, den ich vorsichtshalber vorhin beim Umziehen aus meiner Schreibtischschublade
     genommen hatte. Es ist ein Spielzeug. Aber da ich seit dem Überfall in den Rhunes gewohnheitsmäßig immer eine Flinte trage,
     hätte ich mich ohne Waffe nackt gefühlt. Und diese beruhigt Thomas, wie ich sehen kann, so klein sie auch ist.
    »Ich denke«, sagt Meyssonnier, der eben das ganze Problem in seinen verschiedenen Gehirnwindungen hin und her gewälzt hat,
     »ich denke, daß es eine gute Idee ist. Da Josepha und Gazel nicht mehr im Schloß sind, können die Leute von La Roque ja nicht
     wissen, wie weit Fulbert und Vilmain ein Topf und ein Deckel waren. Und allein dadurch, daß er in deine Verurteilung einwilligt,
     wird er sich verraten. Also ist das letzten Endes doch eine gute Sache«, versetzt Meyssonnier ernsthaft und mit sachkundiger
     Miene. »Wir werden den Feind zwingen, sich zu verraten.«

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    Mein »Prozeß« sollte in der Schloßkapelle abrollen, denn die Kirche im Unterdorf war am Tage des Ereignisses vom Feuer vernichtet
     worden. In dieser Kapelle pflegten die Lormiaux sonntags von einem befreundeten Priester die Messe lesen zu lassen und luden
     dazu als Zeichen ihrer Gunst die Honoratioren von La Roque und Umgebung ein. Das machte, zusammen mit den Frauen und Kindern,
     etwa zwanzig Erwählte aus. Bei den Lormiaux teilte man sich den lieben Gott nicht mit aller Welt.
    Das Schloß in La Roque, ich habe es gesagt, war Renaissance, für einen Bewohner von Malevil also völlig neuzeitlich, aber
     die Kapelle stammte aus dem 12. Jahrhundert. Ein von Pfeilern gestützter schmaler, langer Raum mit Rippengewölben. Die Pfeiler
     selbst stützten sich auf sehr dicke Mauern, welche von kaum schießschartenbreiten Fensteröffnungen durchbrochen waren. In
     dem Halbkreis, der den Chor bezeichnet, findet sich ein anderes Gewölbesystem, das außen auf Strebepfeilern und innen auf
     kleinen Säulen ruht. Dieser Teil, der halb eingestürzt war, ist von einem Pariser Architekten mit viel Feingefühl rekonstruiert
     worden. Beweis, daß man alles kaufen kann, wenn man Geld hat, sogar den Geschmack.
    Hinter dem Altar (einfache Marmorplatte auf zwei Pfeilern, mit Blickrichtung auf die Gläubigen) war auf Drängen der Lormiaux
     eine ehemals zugemauerte Spitzbogenöffnung wieder freigelegt und mit einem schönen Kirchenfenster versehen worden. Man ging
     davon aus, daß die Sonne die Gestalt der zelebrierenden Priester von hinten bescheinen würde. Unglücklicherweise hatten die
     Lormiaux nicht beachtet, daß das Kirchenfenster nach Westen ausgerichtet war und daß es den Zelebrierenden niemals, es sei
     denn durch ein Wunder, am Vormittag mit einem Glorienschein umgeben konnte. Dennoch bestritt niemand die Nützlichkeit dieses
     Fensters, weil die wenigen engen Öffnungen der Seitenmauern im Kirchenschiff selbst |501| nur das Dämmerlicht einer Krypta verbreiten. In diesem geheimnisvollen Halbdunkel, in dem sich die Gläubigen verschwommen
     wie künftige Schatten bewegten, die sie bald werden sollten, konnten sie wenigstens den Altar deutlich erkennen und somit
     die Hoffnung, die er ihnen versprach.
    Alle Bewohner von La Roque sind anwesend, soweit ich das beurteilen kann. Denn aus dem heißen und hellen Sonnenlicht des Nachmittags
     kommend, sehe ich in dieser mittelalterlichen Grotte, in der mich feuchte Kälte

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