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Malevil

Malevil

Titel: Malevil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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wird rot wie jedesmal, wenn eine Anspielung auf die Lage gemacht wird, in der er sich selbst einmal befunden hat.
    »Mach, was ich dir sage! Jacquet, du spannst Malabar an das Fuhrwerk. Keine Reitpferde, nur den Wagen. Evelyne, du sattelst
     mit Catie die Stuten ab. Ich gehe, mir etwas Wasser übers Gesicht zu gießen.«
    Ich tue etwas mehr, als nur ein wenig Wasser über mein Gesicht zu gießen. Ich dusche mich, wasche mir den Kopf und rasiere
     mich. Dies alles sehr flink. Und da ich schon dabei bin, lasse ich es mich, in Voraussicht auf meinen Einzug in La Roque,
     etwas kosten. Ich verabschiede mich von meiner alten Reithose und den abgetragenen Stiefeln, von denen ich mich seit dem Tag
     des Ereignisses nicht getrennt habe, und ersetze sie durch meine weiße Hose für die Pferderennen, neue oder fast neue Stiefel
     und ein weißes Hemd mit Rollkragen. Ich bin fleckenlos und blinkend sauber, als ich wieder im äußeren Burghof erscheine. Das
     Aufsehen ist so groß, daß Evelyne und Catie, Striegel und Strohwische in der Hand, aus der Maternité kommen. Miette läuft
     herbei und gibt durch Zeichen ihre Bewunderung kund. Sie faßt sich zuerst an eine Locke, dann an die Wange (ich habe sauberes
     Haar, und die Haut ist gut rasiert). Sie greift mit der einen Hand an ihre Bluse, während sie die andere mehrmals öffnet und
     schließt (was für ein schönes, blinkend weißes Hemd!). Sie drückt mit beiden Händen ihre Taille zusammen (meine Reithose macht
     mich schlanker) und bringt sogar (nicht wiederzugebende Männergebärde) meine Vorzüge zur Geltung. In bezug auf die Stiefel
     macht sie die Hand mehrmals auf und zu: Diese Gebärde symbolisiert die Strahlen der Sonne und bedeutet, daß meine Stiefel
     strahlen wie übrigens (siehe oben) mein Hemd. Schließlich legt sie die Finger der rechten Hand geschlossen an den Daumen und
     führt sie mehrmals an ihre Lippen (wie schön du bist, Emmanuel!), und endlich küßt sie mich.
    Auch von den Männern werde ich mit Anzüglichkeiten bedacht. |493| Ich gehe rascher. Dennoch kriege ich einige davon ab. Insbesondere von Peyssou, der mir mit den Broten unterm Arm nachkommt
     und zu mir sagt, ich sähe aus, als ginge ich zu meiner ersten Kommunion.
    »Wahrhaftig«, sagt Catie, »hätte ich dich in La Roque so gesehen, hätte ich nicht Thomas geheiratet, sondern dich!«
    »Da bin ich ja noch mit heiler Haut davongekommen«, sage ich gutgelaunt, während ich auf das Fuhrwerk springe.
    »Warte! Warte!« ruft Jacquet, der mit einem alten Sack unterm Arm herbeiläuft. Er faltet ihn zusammen und legt ihn auf meinen
     Platz, damit ich mich nicht schmutzig mache. Großes Gelächter allerseits, und ich bedenke Jacquet mit einem Lächeln, um ihm
     wieder Fassung zu verleihen.
    Colin, der erst mitgelacht hat, hält sich jetzt abseits und macht ein recht jammervolles Gesicht. Als sich Malabar in der
     VVZ in Bewegung setzt, erinnere ich mich plötzlich, daß ich ganz wie heute gekleidet war, als ich Colin zum Abschluß eines
     Pferderennens eine Woche vor dem Tag des Ereignisses gemeinsam mit seiner Frau ins Restaurant eingeladen hatte. Nach fünfzehnjähriger
     Ehe einander sehr nahe, hielten sie sich unterm Tisch bei der Hand, während ich das Menü bestellte. Im Verlauf dieses Essens
     vertraute er mir seine Sorge um Nicole (10 Jahre) an, die in jedem Monat eine Angina hatte, und wegen Didier (12 Jahre), der
     schwach in Orthographie war. Und jetzt liegt das alles mit dem, was von der Familie Peyssou und von der Familie Meyssonnier
     noch übrig ist, als Asche in einer kleinen Kiste eingeschlossen.
    »Colin«, rufe ich laut, »es lohnt nicht, auf mich zu warten. Du kannst ihnen erzählen. Ein einziger Hinweis: Malevil in unserer
     Abwesenheit nicht zu verlassen. Das übrige steht unter deinem Kommando.«
    Er scheint zu erwachen und winkt mir zu, bleibt aber stehen, während Evelyne, Catie und Miette bis zur Straße neben dem Fuhrwerk
     herlaufen. Das Getrampel von Malabars Hufen und das Knirschen der Räder übertönend, rufe ich Miette zu, sie möge sich um den
     Trübsal blasenden Colin kümmern.
    Jacquet steht auf dem Wagen und hält die Zügel in der Hand. Thomas sitzt neben mir. Peyssou mir gegenüber, seine langen Beine
     stoßen fast an meine.
    »Ich will dir etwas erzählen, worüber du staunen wirst«, sagt |494| Thomas. »Ich habe Vilmains Papiere überprüft. Er ist keineswegs Offizier gewesen. Er war Buchhalter!«
    Ich lache, doch Thomas bleibt unbewegt. Er sieht darin

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