Malevil
nicht gebracht!«
»Nun«, fährt Meyssonnier nüchtern fort, um mich wieder zur Sache bringen. »Was ist? Willst du deinen Anteil?«
»Ob ich meinen Anteil will! Das ist stark! Diese Beute gehört uneingeschränkt nach Malevil, da ja Malevil Vilmain besiegt
hat!«
»Hör zu«, sagt Meyssonnier, ohne zu lächeln. »Ich schlage dir folgendes vor: du nimmst alle Hühner …«
»Auf die Hühner pfeif ich. Davon haben wir in Malevil schon genug. Sie fressen zuviel Korn.«
|525| »Warte: Du nimmst die Hühner, die zwei Schweine, und wir behalten das übrige.«
Ich beginne zu lachen.
»Malevil zwei Schweine und La Roque zwei Kühe! Ist das deine Vorstellung von gerechter Teilung? Und das Heu? Und die Rüben?«
Er sagt nichts. Kein Wort.
»Jedenfalls«, füge ich nach einer Weile hinzu, »kann ich das nicht ganz allein entscheiden. Ich muß in Malevil darüber sprechen.«
Und da er dabei beharrt, mit strengem Blick zu schweigen, fahre ich ziemlich unwillig fort: »Da ihr in La Roque nur eine habt,
können wir, was die Kühe anbelangt, vielleicht ein übriges tun.«
»Na schön«, sagt Meyssonnier betrübt, als hätte er bei unserem Handel eben den kürzeren gezogen.
Daraufhin Schweigen. Er grübelt wiederum. Ich dränge ihn nicht.
»Wenn ich richtig verstehe«, sagt er, »wird man überdies die demokratischen Formen wahren, rund um die Uhr diskutieren und
sich wegen jeder Sache von Leuten kritisieren lassen müssen, die schön auf ihrem Hintern sitzen und nur meckern.«
»Übertreib nicht. Du wirst einen Gemeinderat wie Gold haben.«
»Wie Gold? Und diese würdige Dame, ist die wie Gold?«
»Judith Médard?«
»Ja, Judith. Ein Mundwerk hat die! Und was ist sie überhaupt?« fragt er mißtrauisch. »Gauchistin?«
»Keineswegs! Eine linke Christin.«
Sein Gesicht hellt sich auf.
»Das ist mir lieber. Mit dieser Sorte Katholen habe ich mich immer gut verstanden. Es sind Idealisten«, fügt er mit leiser
Verachtung hinzu.
Als ob er selbst kein Idealist wäre! Jedenfalls ist er wieder völlig aufgeheitert. Weil er Marcel, Faujanet und Delpeyrou
ja kennt. Judith war es, die für ihn, wenn ich so sagen darf, das große Fragezeichen war.
»Ich nehme an«, sagt er schließlich.
Da er annimmt, will ich meinerseits nun meine Bedingungen stellen.
»Hör zu, ich möchte trotzdem, daß zwischen dem Gemeinderat |526| von La Roque und Malevil richtig vereinbart wird: Die zehn Gewehre von Vilmain und eventuell die zwei Kühe aus Courcejac sollen
La Roque nicht geschenkt sein. Sie werden dir persönlich für die volle Dauer deiner Funktionen in La Roque zur Verfügung gestellt.«
Er sieht mich kritisch an.
»Bedeutet das, daß du sie zurückfordern willst, wenn La Roque mich vor die Tür setzt?«
»Ja.«
»Das wird möglicherweise nicht so leicht sein.«
»Na gut, in diesem Falle werden Gewehre und Kühe Gegenstand einer Gesamtverhandlung sein.«
»Eines Feilschens also!« sagt er auf eine undefinierbare Art, die mich in die Rolle des Angeklagten versetzt.
Das alles kommt von seiner Seite etwas kühl. Distanziert sogar. Ich bin betreten. Es schmerzt mich, von ihm Abschied zu nehmen,
ohne daß etwas an die Herzlichkeit erinnert, die uns in Malevil verbindet.
»Nun gut«, sage ich mit gezwungener Heiterkeit, »nun bist du Bürgermeister von La Roque! Bist du glücklich?«
Meine Frage ist dumm, ich merke es sofort.
»Nein«, sagt er trocken. »Ich werde hoffentlich einen guten Bürgermeister abgeben, aber glücklich bin ich nicht.«
Die Dummheit ist ein Abgrund, der mich in die Tiefe zieht.
»Auch nicht, wenn du bei Marie Lanouaille wohnst?«
»Auch dann nicht«, sagt er, ohne zu lächeln, und kehrt mir den Rücken.
Seine Zurückweisung im Herzen, bleibe ich allein. Daß ich sie verdient habe, tröstet mich keineswegs. Glücklicherweise habe
ich keine Zeit, mich in meine Seelenzustände zu vertiefen. Monsieur Fabrelâtre berührt mich am Ellbogen und bittet mich mit
einer Höflichkeit, die nur um Haaresbreite vom Kriecherischen entfernt ist, um eine Unterredung. Ich kann nicht behaupten,
daß ich diese lange Bohnenstange mit der kleinen Zahnbürste unter der Nase und den hinter der Stahlbrille blinzelnden Augen
sehr gern hätte. Und obendrein der widerliche Atem.
»Monsieur Comte«, sagt er mit klangloser Stimme, »es gibt hier Leute, die wollen mir den Prozeß machen und mich aufhängen.
Finden Sie das gerecht?«
|527| Ich weiche einen guten Schritt zurück, und das nicht nur, um
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