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Malfuria. Das Geheimnis der singenden Stadt

Malfuria. Das Geheimnis der singenden Stadt

Titel: Malfuria. Das Geheimnis der singenden Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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sucht ihr? Welche Geschichten wollt ihr hören? Es wird mir ein echtes Vergnügen sein, sie für euch zu finden, denn das ist meine Aufgabe.«
    Catalina überlegte, nur kurz. Sollte sie ihm von den Schatten berichten? Den Harlekin-Männern?
    »Im Hafen von Port Vell liegt ein Schiff vor Anker.« Sie sah Jordi an, der ihr zunickte.
    »Eine fliegende Galeone ist es«, übernahm er. »Sie ist erst vor Kurzem nach Barcelona gekommen.«
    Firnis runzelte die Stirn. »Eine Galeone, sagst du? Ein Schiff, das geflogen ist?«
    Jordi nickte.
    »Wie ist ihr Name?«
    »Meduza.«
    Pérez und Reverte hielten kurz inne und Firnis wurde mit einem Mal ganz ernst. »Die Meduza«, raunte er. »Man hat lange nichts mehr von ihr gehört.« Er wippte auf den Füßen hin und her, wenn er redete. »Sie wurde erbaut, so sagt man, vor langer, langer Zeit. In den Jahren, als Schiffe noch nicht zu fliegen vermochten. Lange bevor Kapitän Colom die neue Welt zu suchen begann.« Er pfiff leise durch die Zähne und winzige Buchstaben wirbelten ihm dabei aus dem Mund. Aufgedreht wie Fliegen schwirrten sie durch die Luft. »Wir werden sie erst einfangen, wenn sie noch etwas gewachsen sind«, sagte Firnis nur und hielt sich die Hand vor den Mund, als müsse er husten. »Aber zurück zu eurem Schiff. Die Meduza, hm, hm, hm. Sie gehörte einer alten Familie namens Karfax. Doch was hat sie hier in der singenden Stadt verloren?«
    Catalina zuckte die Achseln. Jordi ebenso.
    Firnis bedachte die beiden mit einem tiefen Blick. »Ihr habt keine Ahnung, nicht wahr?«
    Beide nickten unisono.
    »Gut, gut, gut.« Er begann im Raum auf- und abzulaufen. »Mal schauen, mal schauen.« Er betrachtete die Regalreihen. Dann, wenige Sekunden später, erklomm er eine enorm lange Leiter und kehrte mit einem dicken Wälzer zurück. »Da steht etwas über die Familie Karfax.«
    Firnis fegte den Staub vom Einband. Die langen Finger blätterten flink im Buch herum, huschten wie Derwische über Inhaltsverzeichnisse und Seiten, bis er fündig geworden war. Die abgehackten Buchstaben bildeten Worte in einer alten Sprache, die Catalina nicht verstand.
    »Latein«, erklärte Firnis beiläufig, als er den Blick des Mädchens bemerkte. »Die Hochsprache der alten Welt.« Dann blätterte er munter weiter, wendete Seite um Seite. Catalina konnte das alte Pergament riechen, aus dem die Seiten bestanden.
    »Da ist es!«
    Catalina und Jordi beugten sich vor.
    Beide betrachteten das Porträt eines alten Mannes, der finster und verwegen aussah. Es war ein Holzschnitt, der mehr verbarg, als er zeigte. Ein einziger Name stand unter dem Bild geschrieben: Karim Karfax.
    »Die Familie derer von Karfax«, fasste Firnis den Text unter dem Bild zusammen, »diente der spanischen Inquisition. Als die Jahre der Verfolgungen begannen, da stellten sie der heiligen Kirche bewaffnete Truppen zur Verfügung.«
    »Wen verfolgten sie?«
    Firnis schaute finster drein. »Sie waren hinter jedem her, der nicht genau das dachte, was der heilige Pontifex von Konstantinopel als rechtens erachtete.« Die Buchstabenaugen des Bibliothekars flogen über die Wörter. »Kaifas Karfax wurde in den Rang eines Arxiduc erhoben und bekam die Erlaubnis, die Welt von denen zu befreien, die unreine Gedanken hatten und Falsches taten.«
    »Aber wie konnte ein Mann allein festlegen, was richtig und was falsch war?«
    »Der heilige Pontifex war ein mächtiger Mann. Die Kirche setzte Könige ein und ließ Könige ermorden, wenn sie nicht das taten, was sie wollte. Und der Pontifex war das Oberhaupt der Kirche. Diejenigen, die Macht besitzen, haben schon immer die Regeln bestimmt, nach denen gespielt wird.«
    »Und es gab schon immer Menschen, die den Mächtigen dabei geholfen haben«, ergänzte Catalina und dachte dabei an die Maskenmänner. »Weil sie sich dadurch Vorteile erhofften.«
    Firnis nickte. »Der Arxiduc war so ein Mensch. Er hat alle verfolgt, die dem Pontifex ein Dorn im Auge gewesen waren. Sie wurden gejagt und gefangen genommen und vor Gericht gestellt. Man beschuldigte sie vieler schlimmer Dinge. Zauberei und Hexenwerk. Es reichte schon aus, wenn sie einfach nur eine andere Meinung hatten als der Pontifex. Man machte ihnen den Prozess und dann wurden sie verbrannt, ertränkt oder Schlimmeres. Die alte Welt wurde in jenen Tagen erleuchtet von den Feuern, in denen Unschuldige verbrannten.«
    »Warum hat keiner etwas dagegen unternommen?«, wollte Jordi wissen.
    »Alle hatten Angst.« Die Finger des Bibliothekars

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