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Malfuria. Das Geheimnis der singenden Stadt

Malfuria. Das Geheimnis der singenden Stadt

Titel: Malfuria. Das Geheimnis der singenden Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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sagte schließlich: »Alles da draußen hat sich verändert.« Er musste kurz nach Luft schnappen.
    Catalina lief zu ihm. Als sie aus dem Fenster blickte, schwindelte ihr. Wie war das möglich?
    Sie stand da und spürte nur, dass die Welt sich ein weiteres Mal verändert hatte.
    Der Kanal war nicht verschwunden, wie Jordi es zuerst behauptet hatte. Wenngleich, das musste sie sich sofort eingestehen, es aber so aussah, als wäre er verschwunden. Nein, es war eine komplett andere Gegend, in der sich die Casa de les Punxes auf einmal befand.
    Der Kanal verlief jetzt in einem scharfen Winkel vom Haus der Nadeln fort und nicht mehr an seiner Fassade entlang – und dort, wo gestern Abend noch andere Häuser gewesen waren, klaffte nun eine Wunde in der dunklen Erde auf, die nichts anderes als ein neuer Kanal war. Die Wellen schwappten heftig über die Ufer und die Schiffe, die von der Veränderung kalt erwischt worden waren, schaukelten nicht minder ziellos auf den unruhigen Fluten. Zwei Häuser waren wie vom Erdboden verschluckt und die Bäume, die den Pfad auf der anderen Seite gesäumt hatten, fehlten ebenso.
    »Es sieht alles so schief aus«, flüsterte Jordi.
    Ja! Genau das war es auch, was Catalina empfand. Die Welt da draußen sah nicht mehr richtig aus, sondern wie etwas, das nicht fertig war. Eine schiefe, falsche Welt.
    Aus den Augenwinkeln machte sie eine Bewegung aus. Im ersten Schreck hatte sie nur den neu entstandenen Kanal im Blickfeld gehabt.
    Wie hatten sie nur so sorglos sein können? Wie lange hatten sie in der Bibliothek gesessen, ohne darüber nachzudenken, in welcher Gefahr sie schwebten?
    Es waren viele, so viele!
    Sie hatten sich vor dem Haus der Nadeln versammelt. Mit Augen, so finster wie die Nacht, stierten sie auf die Fassade und einige von ihnen näherten sich bedrohlich schnell. Gewöhnliche Leute waren sie einst gewesen, doch jetzt lebten Schatten in ihnen.
    Catalina musste daran denken, was Jordi herausgefunden hatte. Was immer in der Stadt namens Madrid geschehen war, es passierte auch hier. So oder nur so ähnlich. Doch was machte das schon für einen Unterschied? Es passierte, daran gab es keine Zweifel mehr. Nur der Grund blieb ihr noch verborgen.
    »Catalina!«
    Sie blinzelte.
    »Die Tür!«
    Sie erwachte aus ihrer Erstarrung. War die Haustür nicht gewaltsam geöffnet worden? Hatten Pérez und Reverte nicht kläglich aufgeschrien? Es war etwas in das Haus eingedrungen, bevor das Beben und Raunen und Rumpeln alles erschüttert hatte.
    Jordi drehte sich zu Firnis um, dem vor Aufregung die Buchstaben nur so aus dem Mund purzelten.
    »Das ist das Ende«, jammerte er und zeigte zur Küchentür, die offen stand. Wild gewordene Schwärme aufgeschreckter Buchstaben flogen durch den Flur, der von hier aus zur Bibliothek führte; ein feiner Nebel, der vor lauter Furcht keine Worte mehr zu bilden vermochte. Tausende von Buchstaben flüchteten sich in die Küche, ließen sich auf den Schränken und Regalen nieder, wo sie sich in Tassen, Töpfen, Terrinen und Karaffen zu verstecken versuchten. Sie schlüpften in Schubladen, krochen hinter den Kühlschrank, sprangen in die Spüle. Sie hatten Angst, denn etwas Fremdes war in ihre Welt gekommen.
    Jordi lief in den Flur und verschwand in der Bibliothek, doch nur einen Moment später kam er zurück in die Küche gerannt und schlug die Tür mit einem Knall hinter sich zu.
    »Was ist los?«
    »Schattenaugenmenschen«, keuchte er, »sie sind überall. Pérez und Reverte…«
    »Was ist mit ihnen? Firnis sprang vor.
    »Sie gehören auch zu denen.«
    »Nein, nein«, murmelte Firnis verzweifelt.
    »Ich habe zwei Harlekins gesehen.« In nur wenigen Worten malte Jordi ein Bild von der Bibliothek. Umgestürzte Regale, wilde Berge von Büchern, Schwärme von Buchstaben. Eine Wand war ganz verschwunden und dort, wo sie gewesen war, lief nun ein Stück des Kanals entlang. Für die Bücher, die ins Wasser gefallen waren, würde es keine Rettung mehr geben.
    Eine Horde von Schattenaugenmenschen folgte den Befehlen der Harlekins, die beide mitten in der Bibliothek standen.
    »Sie haben Pérez und Reverte im Treppenhaus erwischt«, sagte Jordi.
    Catalina blickte mit aufgerissenen Augen auf die Tür.
    »Los, komm!« Jordi zerrte an dem großen Küchenschrank. Er winkte Firnis zu sich. Gemeinsam schoben sie den Schrank vor die Tür.
    »Glaubst du, das reicht?«, fragte Catalina zweifelnd.
    »Die Schattenaugenmenschen«, keuchte Jordi voll Zuversicht, »sind immer noch

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