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Malfuria. Das Geheimnis der singenden Stadt

Malfuria. Das Geheimnis der singenden Stadt

Titel: Malfuria. Das Geheimnis der singenden Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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Spitztürme gelangen. Von dort könnt ihr über die Treppe wieder nach unten.« Er schilderte ihnen eilig den Weg, den sie zu nehmen hatten. »Und jetzt, lauft los!«
    »Und was passiert mit Ihnen?«, wollte Jordi wissen.
    Auch Catalina wollte den Bibliothekar nicht zurücklassen.
    Firnis lächelte und es lag eine unheimliche Ruhe in seinem Blick. »Dieser Platz hier ist mein Leben. Ich werde meine Bücher und Buchstaben niemals verlassen. Habt keine Angst um mich.«
    Ein Schattenaugenmensch kam durch die Wolke von wilden Wörtern auf sie zugesprungen. Er fletschte wütend die Zähne. Ganz schwarz waren sie von den Schatten, die sie berührt hatten. Er landete auf allen vieren vor Jordi.
    Der Junge schrie laut auf.
    »Reverte«, sagte Firnis.
    Der Bibliotheksgehilfe, der Jordi so fürsorglich die Hand verbunden hatte, war nicht mehr wiederzuerkennen. Wild war sein Blick und eisig finster dazu.
    »Verschwinde!« Jordi griff nach einer Wasserkaraffe und warf sie nach ihm. Flink wie ein Wolf wich er dem Gefäß aus. Dann duckte er sich, bereit zum Sprung.
    Plötzlich heulte es vor dem Fenster auf. Ein mächtiger Wind wehte mit einem Mal durch das Fenster, jaulte wie ein Rudel Krieger und griff sich, wessen er habhaft werden konnte. Dinge purzelten von den Regalen, Gegenstände wurden umgeworfen.
    Der Schattenaugenmann, der einmal auf den Namen Reverte gehört hatte, verlor das Gleichgewicht und wurde vom Wind in die Ecke geschleudert.
    »El Cuento!« Catalina presste sich gegen die Anrichte.
    »Bin zur Stelle«, wehte der Wind. Er warf den Tisch um, schmetterte ihn gegen den Körper des Schattenaugenmannes, der wimmernd am Boden liegen blieb.
    »Zeit, abzuhauen«, schlug El Cuento vor.
    »Will ich nicht abstreiten.«
    »Und wo soll’s hingehen?«
    Catalina sagte es ihm.
    »Hey, hoch hinauf.« Der Fluchtweg schien dem Wind zu gefallen.
    »Catalina!«
    Abrupt drehte sie sich um. Jordi deutete zum Fenster. Schattenaugenmenschen kletterten in die Küche hinein. Reihe um Reihe brandete gegen das Haus, sodass die hinteren auf die vorderen steigen konnten, um das Fenster zu erreichen.
    Mit Klauenfingern und hungrigen Gesichtern zogen sich die Kreaturen durch die Fensteröffnung, plumpsten kopfüber auf den Küchenboden.
    »Die Tischplatte!«, schrie Jordi.
    Catalina sah ihn fragend an.
    »Du musst es tun.«
    Der Junge warf sich auf den Boden. Auf allen vieren kroch er über die Steinplatten, wich den gierigen Händen der Schattenaugenmenschen aus und versuchte an etwas heranzukommen, das Catalina nicht sehen konnte. Doch sie wusste, worauf er aus war.
    »Der Bleistift«, flüsterte sie.
    Jordi griff nach dem Stift, der in eine Ecke gerollt war, sprang auf die Beine und war Sekundenbruchteile später wieder neben ihr.
    »Hier!« Er drückte ihr den Bleistift in die Hand. »Tu das, was du gut kannst.«
    Sie stockte. »Ich weiß nicht, wie man das macht.«
    Jordi verdrehte die Augen. »Tu es einfach! Zeichne uns hier raus!«
    El Cuento verwehte eine Traube von Schattenaugenmenschen, die durch das Fenster gekommen war, während Jordi und Catalina sich beide hinter dem umgestürzten Tisch versteckten.
    Catalina betrachtete die Zeichnung, die sie begonnen hatte. Wie ein Bild, so sah sie aus. Da war der Strich, der zu einem anderen Kanal geworden war und die Welt da draußen verändert hatte.
    »Jetzt!«, schrie Jordi sie an. Er deutete auf eine bestimmte Stelle. »Da ist die Küche. Du bist eine Kartenmacherin. Tu es endlich!«
    Ein Schattenaugenmensch tauchte über ihnen auf. Es war Pérez.
    Catalina atmete tief durch und traf eine Entscheidung. Ohne zu zögern, setzte sie den Bleistift an, führte schwungvoll eine Linie aus, genau dort, wo sich die Küchenwand bei dem gemalten Haus der Nadeln befinden musste.
    Ein Raunen und Rumpeln erklang. Die Erde erbebte.
    Pérez wurde von den Füßen gerissen, als die Wand mit dem Fenster und ein großer Teil des Fußbodens verschwand. Wie eine unfertige Zeichnung, so sah die eine Seite der Küche jetzt aus.
    El Cuento verlor das Gleichgewicht und wurde nach draußen geweht. Mit ihm flogen viele der Buchstaben hinaus und auch einige der wild kämpfenden Wörter wirbelten durch die Nachtluft. Wie betrunkene Glühwürmchen torkelten sie den Laternen entgegen und wussten nicht mehr, wie sie die Worte formen sollten, die sie eben noch gewesen waren.
    Schattenaugenmenschen stürzten in die Tiefe. Ein Schlund klaffte dort, wo sich eben noch der Gehweg befunden hatte. Mit der Mauer hatte sich auch

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