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Malice - Du entkommst ihm nicht

Malice - Du entkommst ihm nicht

Titel: Malice - Du entkommst ihm nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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bemerkte Justin anerkennend. »Okay. Du passt auf, dass nicht noch einesvon diesen Biestern irgendwo auf uns lauert, klar? Ich übernehm diesen hier.« Er ging in die Knie und wuchtete den Zischler, der ungefähr die Größe eines Kindes hatte, stöhnend hoch. »Die Dinger wiegen mindestens eine Tonne«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und wankte dann schwerfällig den Gang entlang. Seth folgte ihm zögernd.
    »Und das Mädchen? Lassen wir es einfach so liegen?«, fragte er. »Sollten wir sie nich t … keine Ahnun g … begraben oder so was in der Art?«
    »Wozu? Sie ist tot.«
    »Ja, aber ist das normalerweise nicht genau der Grund, warum man Leute begräbt?«
    Justin warf ihm über die Schulter einen grimmigen Blick zu. »Jetzt hör mir mal gut zu, Kumpel. Hier gilt nur eine Devise und die heißt: überleben . Alles andere vergisst du besser schleunigst, okay?« Er lächelte bitter. »Willkommen in Malice.«
    2
    Der Gestank des Schmieröls war so durchdringend, dass Seth ihn beinahe auf der Zunge schmecken konnte. Entlang der engen Korridore, durch die sie gingen, verliefen Rohre und Leitungen, überall drehten sich Zahnräder in komplizierten Getrieben. Die Wände waren mit einem öligen Film bedeckt und das Rattern unsichtbarer Maschinen ließ die Luft vibrieren. Justin lief mit seiner schweren Last ächzend durch ein Labyrinth aus Gängen, während Seth versuchte, mit ihm Schritt zu halten, und fest seinen Schraubenschlüssel umklammerte, jederzeit bereit, ihn gegen einen plötzlichen Angreifer einzusetzen. »Was ist mit dem Mädchen passiert?«, fragte er.
    »Tatyana.«
    »Genau, Tatyana. Irgendwie sah es fast so aus, als hätte dieses Ding si e … ausgesaugt.«
    »Gut beobachtet. Es hat die Lebenszeit aus ihr rausgesaugt.«
    »Es hat was ?«
    Justin warf einen prüfenden Blick um die nächste Ecke, um sich zu vergewissern, dass keine Gefahr drohte, und winkte Seth mit einem Kopfnicken weiter.
    »Die Zischler trinken Zeit. Ich war mal dabei, als ein Typ von einem angesprungen wurde. Er war fünfzehn. Als wir es endlich geschafft hatten, das Ding von ihm wegzuzerren, war er ungefähr achtzig.«
    »Und wo ist er jetzt?«
    »Mal ehrlich, hättest du vielleicht so weiterleben wollen?«, fragte Justin. »Der Typ war danach ein Greis. Er ist in die Menagerie hochgegangen und nie mehr zurückgekommen.«
    Seth öffnete den Mund, um zu fragen, was die Menagerie war, aber Justin hatte seine Frage schon vorausgeahnt. »Hör zu, sobald ich Zeit hab, mach ich eine Führung mit dir, okay? Aber im Moment hab ich wirklich andere Sorgen. Zum Beispiel, wie ich Tatyanas Freund erklären soll, was passiert ist.«
    »Sie hatte einen Freund? Wie lange war sie denn schon hier?«
    »Keine Ahnung. Irgendwann verliert man hier komplett das Zeitgefühl. Jedenfalls waren sie zusammen«, sagte Justin. Dann lachte er. »Verrückt, was? Wir leben hier in einer riesigen Uhr und trotzdem spielt die Zeit irgendwie keine Rolle mehr. So, Alter, und jetzt hältst du mal für eine Weile die Klappe und sperrst Augen und Ohren auf, okay? Es kann nämlich gut sein, dass noch mehr von den Dingern in der Nähe sind.«
    Seth war von dem, was er gerade gehört hatte, viel zu erschüttert, um Justin seinen ruppigen Ton übel zu nehmen. Die Lampen über ihnen flackerten und summten unruhig. Überall gab es dunkle Ecken, in denen sich Wesen von der Größe eines Zischlers versteckt halten konnten, und der dauernde Maschinenlärm machte es beinahe unmöglich, sie zu hören, falls sie irgendwo lauerten. Er spähte in jeden Winkel und wurde immer nervöser, während Justin ihn durch die Korridore führte. Es dauerte nicht lange und er zuckte schon zusammen, sobald sich irgendwo der kleinste Schatten regte.
    Irgendwann waren sie am Ende eines kurzen Ganges vor einer Stahltür angekommen. Justin trat ein paarmal kräftig dagegen.
    »Wie lautet das Passwort?«, fragte jemand hinter der Tür.
    »Har, har!«, rief Justin. »Ich bin’s, du Scherzkeks. Lass mich rein.«
    Seth hörte, wie mehrere Riegel zurückgeschoben wurden, bevor die Tür vorsichtig geöffnet wurde und ein magerer, kränklich aussehender Junge mit kurzen blonden Haaren und dreckverschmiertem Gesicht vor ihnen stand. Er betrachtete den Zischler in Justins Armen und bemerkte dann Seth, der hinter ihm stand.
    »Scheint ja ’ne ereignisreiche Tour gewesen zu sein«, stellte er fest.
    »Da n – das ist Seth«, sagte Justin. »Set h – Dan. Und jetzt mach mal Platz, sonst heb

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