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Malice - Du entkommst ihm nicht

Malice - Du entkommst ihm nicht

Titel: Malice - Du entkommst ihm nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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…« Er kratzte sich verlegen am Hals. »Die Sache is t … Sie hätte gewollt, dass ich es Colm gebe. Sie war wirklic h … na j a … ziemlich verliebt in ihn und so weite r … Wahrscheinlich mehr als er in sie. Sie war ziemlich sentimental, glaub ich.«
    »Aha«, sagte Seth, aber Justin redete weiter.
    »Na ja, weißt du, Colm hat sich nicht in die Menagerie getraut. Er hatte zu viel Schiss, weil er schon ein paar schlimme Sachen gesehen hat, seit er nach Malice gekommen ist. Aber sie hat es nicht mehr ausgehalten, sich ewig hier zu verstecken. Deswegen wollte sie ihm ein Ticket besorgen, damit er abhauen kann, und dann eins für sich selbst organisieren.« Er zog das weiße Ticket aus der Tasche und betrachtete es traurig. »Das hier war für ihn.«
    Seth fiel die kleine Gruppe ein, die um das Feuer herum gesessen hatte. Alles hier roch nach Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Diese Jugendlichen versteckten sich voller Panik vor dem, was da draußen lauerte, drängten sich auf engstem Raum zusammen. Sie waren Gefangene ihrer eigenen Angst.
    »In nächster Zeit fährt der Zug aber erst mal nicht«, murmelte er.
    Justin sah erstaunt auf. » Was? «
    »Der Zug. Der Schaffner hat gesagt, dass er bis auf Weiteres im Bahnhof bleibt. Im Moment ist es also völlig egal, ob du ein Ticket hast oder nicht.« Plötzlich musste er grinsen. »Eigentlich ist es hier auch nicht so viel anders als zu Hause. Bei uns kannst du dich ja auch nicht auf den Fahrplan verlassen.«
    Justin starrte ihn überrascht an, dann lachte er kurz auf. »Halleluja, der Typ hat Humor! Verlier den bloß nicht, Alter. Du wirst ihn brauchen.« Er beugte sich verschwörerisch vor, als wäre jemand in der Nähe, der sie belauschen könnte. »Wenn du lange genug hier bist, kriegst du ’nen Knacks weg. Ich rate dir eins: Schalte dein Hirn ein, halt immer die Augen auf und freunde dich bloß mit niemandem an. Und jetzt erzähl mir ganz genau, was mit dem Zug los ist.«
    »Der Schaffner hat gesagt, es habe irgendeinen Zwischenfall gegeben.«
    »Und du hast nicht nachgefragt, was für einen Zwischenfall?«
    »Hey, ich war gerade aufgewacht und auf einmal war ich in Malice«, verteidigte sich Seth. »Tut mir leid, dass ich in dem Moment andere Sorgen hatte, als beim Schaffner nachzufragen, was passiert ist.«
    Justin brummelte etwas Unverständliches vor sich hin und fragte dann: »Ist dir die Uhr an der Wand aufgefallen?«
    »Die über dem Torbogen?«
    »Genau. Und, ging sie?«
    Seth runzelte die Stirn. Er erinnerte sich daran, dass er einen Blick darauf geworfen hatte, als die Zugtüren sich geöffnet hatten, und dann später noch einmal, nachdem er mit dem Schaffner geredet hatte. Irgendetwas war ihm merkwürdig vorgekommen.
    »Ich würde jetzt nicht die Hand dafür ins Feuer legen«, sagte er nachdenklich. »Aber ich glau b … sie war stehen geblieben.«
    Justin lächelte. »Ha! Ich wette, das war Havoc.« Er warf Seth einen spöttischen Blick zu. »Und jetzt fragst du mich bestimmt gleich, was Havoc ist, stimmt’s?«
    »Ich hab tatsächlich mit dem Gedanken gespielt, stell dir vor.«
    »Hör zu, ich war auch mal neu hier. Geh es langsam an, ja? Zuallererst musst du wissen, wo du gelandet bist, wie der Uhrenturm funktioniert und so weiter. Sonst bist du nämlich ziemlich schnell tot. Aber jetz t …«, er hielt das Ticket in die Höhe, »muss ich erst mal jemandem ein nicht ganz so schönes Geschenk machen.«
    »Ich komme mit«, sagte Seth. »Immerhin war ich der Letzte, der sie lebend gesehen hat. Ich find e … na ja, ich hab das Gefühl, dass ich mitkommen sollte.«
    Justin zuckte mit den Schultern. »Wie du meinst.«
    3
    Sie fanden Colm in dem Raum mit dem Lagerfeuer, wo er am Boden saß und gegen sich selbst Schach spielte. Die Spielfiguren bestanden aus Schrauben und kleinen Steinchen, das Schachbrett war in den Steinboden gekratzt. Ein großer in die Decke eingelassener Ventilator saugte mit träge kreiselnden Flügeln den Qualm des Feuers durch einen Lüftungsschacht nach draußen, und an den Wänden spendeten elektrische Lampen schummriges Licht, das sich mit dem der zuckenden Flammen mischte. Dan hielt eine Blechschüssel übers Feuer, die er in eine lange Eisenzange geklemmt hatte, um sich nicht die Finger zu verbrennen. In der Schüssel schwappte ein unappetitlich aussehender bräunlicher Brei.
    Justin machte sich nicht die Mühe, Seth mit den anderen bekannt zu machen, die es anscheinend auch nicht für nötig hielten, sich vorzustellen.

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