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Malice - Du entkommst ihm nicht

Malice - Du entkommst ihm nicht

Titel: Malice - Du entkommst ihm nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Falle.
    Miss Benjamin kniete sich hin und schnüffelte den Teppich ab. Immer tiefer kroch sie ins Zimmer und schob sich langsam, ohne die Nase vom Boden zu nehmen, vorwärts. Dann hob sie ruckartig den Kopf und blickte direkt zum Schrank.
    Durch den schmalen Spalt zwischen den Türen konnte sie Kady nicht sehen. Aber sie konnte sie riechen.
    Sie sprang auf. »Bist du da drin, Mädchen?«, rief sie. »Oh ja. Ich könnte schwören, dass du da drin bist.«
    Sie machte einen Schritt auf den Schrank zu. Streckte den Arm aus, um die Tür aufzureißen.
    »Miauuuu!«
    Miss Benjamin erstarrte und wirbelte herum. Im Flur stand der schwarze Kater, der Kady draußen um die Beine gestrichen war. Er miaute noch einmal.
    »Eine Katze?«, murmelte Miss Benjamin nachdenklich vor sich hin. Sie schüttelte den Kopf. »Nein, du bist bestimmt keine gewöhnliche Katze. Du gehörst zu ihr , hab ich Recht?« Sie schlurfte gebückt wie eine uralte Frau auf den Kater zu. »Ich kenne dich. Ich weiß sogar, wie du heißt. Du bist Andersen. «
    Der Kater machte einen Buckel und fauchte. Miss Benjamin sprang mit einem Satz auf ihn zu, um nach ihm zu greifen, aber der Kater war schneller und flitzte rechts den Flur entlang. Miss Benjamin jagte ihm hinterher.
    »Richte deiner Königin aus, sie soll in ihrem Versteck bleiben. Hast du gehört?«, keifte sie, während sie hinter dem Kater die Treppe hinaufpolterte.
    Kady zögerte keine Sekunde länger. Sie sprang aus dem Schrank, stürzte zum Fenster, kletterte in Windeseile hinaus und rutschte so schnell am Fallrohr herunter, dass sie beinahe hinuntergefallen wäre. Als sie unten im Hof angekommen war, rannte sie zum Tor und kletterte auf die andere Seite, bevor Miss Benjamin zurückkommen und feststellen konnte, dass die Schranktüren jetzt weit offen standen.

Die Menagerie

    1
    Seth traute seinen Augen nicht.
    Was hatte er nicht schon alles gesehen und erlebt, seit er hier war: den wie aus einem Horrorfilm stammenden Monsterzug, der ihn nach Malice gebracht hatte, den unheimlichen Schaffner, die albtraumhaften Zischler, die Lebenszeit aus ihren Opfern saugten, die düsteren Wartungskorridore, in denen sich zu Tode verängstigte Jugendliche versteckten, die widerliche Schleimpampe aßen, um zu überleben. Aus all dem hatte er geschlossen, dass Malice nichts weiter als eine stinkende Hölle aus Dreck und Dunkelheit war.
    Aber was er jetzt erblickte, war etwas vollkommen anderes. Die Menagerie war das reinste Wunderland. Ein glitzernder Jahrmarkt aus Glas und Chrom und leuchtend bunt lackierten, glänzenden Oberflächen. Überall drehten sich Karusselle mit den verrücktesten Fabelwesen, die mit aufgerissenen Mäulern mitten im Sprung erstarrt zu sein schienen, während sie auf Stangen aufgepflanzt im Kreis fuhren. Er sah riesige, liebevoll eingerichtete Puppenhäuser, in denen sich bunt bemalte Figuren bewegten. Eine glänzende Schwebebahn, deren vorderster Waggon mit einem grinsenden Clownsgesicht bemalt war, glitt an einem Gleisgerüst über ihre Köpfe hinweg. In einem kleinen Park wiegten mechanische, unsichtbar angetriebene Bäume ihre metallenen Äste, und es rauschte, als würde ein lauer Wind durch das Blätterwerk aus Silberfolie blasen.
    Beinahe noch erstaunlicher waren die Bewohner der Menagerie. Einige glichen wilden Tieren oder erinnerten an tierartige Fantasiegeschöpfe. Andere ähnelten nichts, was Seth jemals gesehen hatte. Jedes einzelne dieser von einem unwahrscheinlich komplizierten Mechanismus angetriebenen Wesen war am Reißbrett erdacht, aus Metallteilen von jemandem zusammengebaut und zu künstlichem Leben erweckt worden. Einer der Automaten sah aus wie ein riesiger Bal l – groß wie ein ausgewachsener Man n –, der umherrollte und die Welt aus linsenartigen Augen betrachtete, die seine Oberfläche sprenkelten. Ein silbern glänzendes Pferd, schlank und elegant, schnupperte an den bunten Seidenbändern, die an einem Maibaum flatterten. Und über ihne n …
    »Sind das Vögel? «, fragte Seth.
    Die Jungs kauerten hinter einem rot-weiß gestreiften Zelt in der Nähe der lukenartigen Tür, durch die sie über die Versorgungskorridore heraufgekommen waren. Justin hatte Seth erzählt, dass es ein prächtiges Eingangsportal gab. Aber das wurde von mechanischen Löwen bewacht, die sie wahrscheinlich zerfleischt hätten, wenn sie die drei entdeckt hätten. Deshalb kamen die Jugendlichen immer durch diese unauffällige Tür, die in einer mit Gerümpel vollgestellten Ecke der

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