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Malice - Du entkommst ihm nicht

Malice - Du entkommst ihm nicht

Titel: Malice - Du entkommst ihm nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Gefühl, nicht genug Luft zu bekommen. Ohne sich darüber bewusst zu sein, begann er auf einmal loszurennen. Justin rief ihm etwas nach, aber Seth hörte nichts. Hektisch schwenkte er seine Leuchtblase in alle Richtungen, suchte die Säulen verzweifelt nach irgendeinem Anhaltspunkt ab und lief wie ein eingesperrtes Tier erst in die eine, dann wieder in die andere Richtung.
    Ich will so nicht enden! Ich will nicht in der Dunkelheit sterben!
    »Hey!«
    Er ignorierte Justin. Was konnte der schon tun? Hier unten konnte ihm niemand helfen! »Kady!«, rief er in die Leere. »Kady? Kannst du mich sehen?«
    »Hey!« Justin packte ihn grob am Arm und riss ihn so heftig zurück, dass Seth um ein Haar die Leuchtblase aus den Händen gerutscht wär e – es fühlte sich beinahe so an, als wollte sie falle n –, aber er erwischte sie gerade noch rechtzeitig und drückte sie fest an seine Brust.
    »Deinetwegen wäre sie mir fast runtergefallen!«, schrie er hysterisch.
    »Beruhig dich mal wieder, okay?«, sagte Justin, der sich seine Leuchtblase gefährlich lässig unter den Arm geklemmt hatte. »Was ist denn los mit dir? Hast du Angst vor der Dunkelheit oder was?«
    »Vor dieser Dunkelheit habe ich Angst, ja!«, stieß Seth ohne nachzudenken hervor und bereute es im gleichen Moment, etwas gesagt zu haben. Es war ihm peinlich, Justin seine Angst so offen einzugestehen.
    Justin ließ ihn los, um seine Leuchtblase wieder mit beiden Händen festzuhalten. »Na schön, Kumpel. Dann hör mir jetzt mal genau zu«, sagte er geduldig. »Du hast den Zeithüter besiegt. Kurz davor warst du live dabei, als Colm umgebracht wurde. Und davor hast du gesehen, wie Tatyana gestorben ist. Du bist mit den Nerven fertig, Alter. Das ist völlig normal.«
    Seth wandte den Blick ab und nickte zögernd. Es tat gut, dass Justin ihn verstand. Er fühlte sich gleich ein bisschen sicherer und spürte, wie die Panik sich legte. Plötzlich war es ihm unangenehm, dass er so ausgeflippt war. Er atmete tief durch.
    »Das alle s …« Er zeigte hilflos ins Dunkel. »Das macht mich einfach fertig.«
    »Klar, das soll es doch auch.« Justin sah sich um. »Es soll einem so richtig unter die Haut gehen.«
    »Und was machen wir jetzt? Wir sind hier unten doch völlig verloren.«
    »Nein, sind wir nicht«, widersprach Justin. »Mir ist aufgefallen, dass die Bogengänge alle schnurgerade gebaut sind. Irgendwo müssen die doch auch enden. Ich schlage vor, wir folgen jetzt einem der Gänge bis zum Ende. Irgendwann müssen wir auf eine Wand stoßen. So groß kann das hier gar nicht sein. Und wo eine Wand ist, ist irgendwo auch ein Ausgang.«
    »Aber das kann ewig dauern!«
    »Schon möglich«, sagte Justin. »Vielleicht dauert es aber auch bloß ein paar Stunden. Oder hast du noch einen dringenden Termin? Vielleicht ein Date mit dieser Kady?« Er grinste.
    Seth musste auch grinsen. Er konnte gar nicht anders. Justins Selbstvertrauen war ansteckend und schraubte seine Angst auf ein erträgliches Level zurück.
    »Komm, Alter.« Justin bedeutete ihm mit einer Kopfbewegung, ihm zu folgen. »Hier geht’s lang. Immer der Nase nach.« Er schlenderte entspannt drauflos und Seth sah zu, dass er hinterherkam.
    »Übrigens hat es keinen Sinn zu versuchen, mit irgendjemandem da draußen zu sprechen«, sagte Justin im Weitergehen über die Schulter.
    »Warum nicht?«
    »Weil es gar keine Garantie dafür gibt, dass wir überhaupt im Comic auftauchen.«
    »Verstehe ich nicht.«
    »Na ja, Malice ist nicht wie andere Comics. Hier gibt es so ’ne Art Auge, das Sachen beobachtet. Aber manchmal kann es sein, dass das Auge mitten in einer Szene plötzlich ganz woanders hinschaut.«
    »Aber so kann man doch keine Geschichte erzählen. Da kommt doch keiner mehr mit!«
    »In Malice werden ja auch keine richtigen Geschichten erzählt. Es sind bloß kurze Einblicke. So als würde sich jemand ständig umschauen und immer nur das zeichnen, was er gerade sieht. Dieser Grendel wahrscheinlich.«
    »Das heißt, dass man nie weiß, ob Grendel einen gerade zeichnet?«
    »Gut erkannt. Und wenn er uns nicht zeichnet, dann sieht uns da draußen auch keiner.«
    »Aber wenn er uns doch zeichnet?«
    »Dann zensieren sie es.«
    »Wie denn?«
    »Dann steht in den Sprechblasen irgendein Buchstabensalat. Immer wenn jemand versucht, mit Leuten draußen zu sprechen oder irgendwas Wichtiges über Malice mitzuteilen, kann man die Wörter nicht mehr lesen. Ich hab das ein paarmal gesehen, als ich den Comic noch gelesen

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