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Malice - Du entkommst ihm nicht

Malice - Du entkommst ihm nicht

Titel: Malice - Du entkommst ihm nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Justin streifte schnell sein Kapuzenshirt ab. »Zieh ihm das an.«
    Kady half Seth, das Shirt überzuziehen, dann stülpte sie ihm die Kapuze über den Kopf und drückte ihn wieder fest an sich.
    »Komm her«, drängte sie Justin. »Du musst ihn auch umarmen, er braucht dringend Körperwärme.«
    »Ich glaub, so schlimm steht’s auch wieder nicht um ihn«, brummte Justin unbehaglich. »Siehst du, er kriegt schon wieder Farbe im Gesicht.«
    Er hatte Recht. Seths Schüttelfrost hatte sich gelegt und er zuckte nur manchmal noch kurz zitternd zusammen.
    Seine Finger kribbelten, als das warme Blut hineinströmte, und seine Zähne schlugen nicht mehr klappernd aufeinander.
    »Tatyan a …«, flüsterte er schwach. »Ist si e …«
    »Der geht’s prima«, versicherte ihm Justin, und im nächsten Moment spürte Seth auch schon, wie ihn ein metallenes Maul sanft an der Schulter stupste. Er wandte den Kopf und brachte sogar ein Lächeln zustande, als er die mechanische Säbelzahntigerin sah. Sie stupste ihn noch einmal an, aber diesmal so heftig, dass er ein paar Zentimeter über den Boden rutschte. Wahrscheinlich war das ihre Art, sich zu bedanken. Wenigstens bei der Raubkatze hatte er gepunktet.
    »Dir geht’s also prima, ja?«, sagte er. »Dabei hat dieses Vieh dich so brutal gegen die Glassäule geschleudert, dass sie zerbrochen ist. Aber dich bringt anscheinend so schnell nichts um.« Tatyana schnurrte blechern aus tiefster Kehle.
    »Mach dir mal lieber Sorgen um dich selbst«, sagte Justin. »Du siehst aus, als hättest du Stunden im Eisfach verbracht.«
    »Was ist da eigentlich gerade passiert?«, fragte Kady.
    Seth setzte sich stöhnend auf und betrachtete kopfschüttelnd den Bogen, der ein paar Meter neben ihm auf dem Boden lag. Er spürte nichts mehr von der merkwürdigen, Funken sprühenden Energie, die ihn vor ein paar Minuten noch erfüllt hatte. Er drehte sich um. Die Jägerinnenstatue auf dem Podest hielt ihre Arme immer noch so, als zielte sie auf die Sterne über sich.
    Auf einmal erinnerte er sich an eine Stimme. Eine Frauenstimme, so kalt wie ein Grab.
    »Ich weiß nicht, was passiert ist«, murmelte er. »Wirklich nicht.«
    2
    Seth war erschöpft und sein ganzer Körper tat ihm weh, aber nachdem er sich aufgewärmt hatte, ging es ihm bald besser. Kady und Justin zogen los, um den Gang zu erforschen, aus dem das Biest gekommen war, ließen Tatyana jedoch als Wache zurück. Seth lehnte an einer Säule und ruhte noch etwas aus.
    Ich brauchte einen Helden , hatte die Stimme gesagt. Dich habe ich auserwählt.
    Was hatte das zu bedeuten?
    Er sah wieder zu dem Bogen hinüber. Sein Blick wurde magisch davon angezogen. Seit er ihm aus den Händen gefallen war, hatte niemand es gewagt, ihn zu berühren. Er war von bestechender Schönheit. Es war ein an den Enden nach innen geschwungener Langbogen, der aus dem schwärzesten Holz geschnitzt war, das er je gesehen hatte. Die geheimnisvoll leuchtenden Wände des Schreins warfen einen blassgrünen Schimmer auf das polierte Holz.
    Seth spürte, dass sich etwas in ihm verändert hatte, seit er den Bogen der Jägerin in den Händen gehalten hatte. Es war, als wären er und die Jägerin für kurze Zeit miteinander verbunden gewesen, und er wusste instinktiv, dass die Stimme, die er gehört hatte, ihre gewesen war. Indem er die Blutbestie getötet hatte, hatte er, ohne es zu wissen, das Monster getötet, das ihren Schrein zerstört und ihre Anhänger umgebracht hatte. Er hatte zwar nur versucht, Tatyana zu retten, abe r …
    Was war mit ihm geschehen?
    Er dachte kurz daran, den Bogen mitzunehmen, entschied sich dann aber dagegen. Er gehörte ihr. Er hatte kein Recht, ihn ihr wegzunehmen. Stöhnend stand er auf und ging langsam darauf zu.
    Etwas in ihm sträubte sich dagegen, ihn zu berühren. In einem Winkel seines Kopfes lauerte die Erinnerung an die schreckliche, alles verschlingende Leere, die ihn erfüllt hatte. Andererseits hatte er das Gefühl, dass der Statue ohne ihren Bogen etwas Entscheidendes fehlte. Außerdem hätte er es respektlos gefunden, einfach zu gehen, ohne ihr zurückgegeben zu haben, was er sich geliehen hatte.
    Vorsichtig schloss er die Hand um das Holz. Doch diesmal durchzuckte ihn keine seltsame Energie, keine Eiseskälte. Das Holz war kühl, mehr nicht.
    Er ging mit dem Bogen auf die Statue zu, die immer noch an ihrem Platz stand und alles Licht im Raum in sich aufzusaugen schien. Allerdings strahlte sie jetzt eine Erhabenheit aus, die vorher nicht

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