Mallorca - hin und nicht zurueck
parierte mein Sohn.
Melissa setzte sich und nahm ihren kleinen Bruder fest in den Arm. »Vielleicht denkst du mal darüber nach, dass das Ganze für Mama auch nicht gerade einfach ist, hmmm?«
»Deswegen hatte ich ihr doch Tom vorgeschlagen, aber den will sie ja nicht!«
»Jetzt gib doch mal fünf Minuten Ruhe, du Quälgeist«, ermahnte Melissa ihren Bruder und wandte sich erwartungsvoll an mich. »Und wie soll das jetzt ab morgen weiter gehen? Willst du dir mit der Simmerlein im Büro eine Schlammschlacht um Papa vor allen Angestellten liefern?« Sie strich sich durch ihre schwarzen Haare, die in alle Himmelrichtungen abstanden. »Denn darauf läuft es doch hinaus, oder?«
»Einen Teufel werde ich tun, das kannst du mir glauben!«, schnaubte ich. »Euer Vater hat immerhin zwei wichtige Abschlüsse in der nächsten Woche in Aussicht und ich bin überaus gespannt, wie Sibylle Simmerlein ihn da unterstützen wird. Der deutsche Kunde lässt sich nämlich nichts aufschwätzen und will Fakten hören. Und mit Fakten tut sich meine verehrte Mitarbeiterin ja noch etwas schwer«, fügte ich bissig hinzu. »Der spanische Kunde, der, nebenbei bemerkt, extra nochmals anreist, ist ähnlich veranlagt. Diese Verhandlungen führe im Allgemeinen ja auch ich, weil euer Vater bekanntlich kaum und Sibylle wiederum überhaupt kein Spanisch spricht. Und soweit ich informiert bin, hat Tom nächste Woche Termine und fällt damit als Übersetzer auch aus. Somit wird es dieses Mal dann wohl ohne mich gehen müssen …« Ich verspürte ein Gefühl absoluter Genugtuung.
Melissa stützte das Kinn auf die Hände und zog eine Schnute. »Vielleicht solltest du einfach mal die Biege machen, Mama«, überlegte sie laut. »Düs´ ab, erhol dich irgendwo. Lass dir mal die Sonne auf den Bauch scheinen und triff Papa da, wo es ihn am meisten schmerzt.« Genüsslich rieb sie Daumen und Zeigefinger aneinander. »Money-Money«, grinste meine Tochter überaus zufrieden.
Lass dir mal die Sonne auf den Bauch scheinen?
Diese Worte ließen wohlige Schauer durch meinen Körper rieseln. Nach all den Wochen des Wartens und Hoffens würden ein paar Tage in der Sonne ungefähr so wirken, wie Sigrids »Aufbautraining« gestern. Und da hatte ich mich auch gefragt, wieso mir erst der Mann abhandenkommen musste, bevor ich mir etwas Gutes tat.
Nachdenklich sah ich meine Tochter an.
»Urlaub?«, mehr brachte ich nicht über die Lippen.
»Aber es sind doch noch gar keine Ferien!«, maulte Felix. »Was wird denn dann aus mir?«
»Du kannst doch mal ´ne Weile bei Sascha pennen«, blaffte Melissa. »Da hat du den lieben langen Tag jemanden zum Quatschen. Und ich schlafe in der WG.«
»Bis zu den Ferien meinst du?« Felix schien über diese Antwort nachzudenken. »Hmmm, das wäre okay für mich. Und was soll ich auch hier zu Hause? Papa hat seit Wochen nicht angerufen.«
Schmerzhaft zog sich mein Herz zusammen. Stimmt. Leo hatte keinen Kontakt zu seinen Kindern gesucht. Aber konnte ich hier einfach alles stehen und liegen lassen? Felix kam mir ziemlich verstört vor, auch wenn er die letzten Wochen gute Miene zum bösen Spiel gemacht hatte.
»Ich weiß nicht«, antwortete ich zögernd. »Felix hat schon Recht. Ich kann ihn doch nicht einfach so alleine lassen.«
Mein Sohn hingegen hatte inzwischen genug Zeit zum Nachdenken gehabt. »Naja, ist ja nicht so schlecht bei den Müllers und bis zu den Ferien ist es nicht mehr so lange.« Mit zusammen gekniffenen Augen beobachtete er mich aufmerksam an. »Und dir würde es sicher gut tun, nach all der Heulerei.«
Danke. Das war genau der aufbauende Schlusssatz gewesen, den ich brauchte.
Andererseits würde ich Abstand gewinnen, auftanken und wieder Kraft haben, um um meinen Mann zu kämpfen. Die Idee gefiel mir von Moment zu Moment besser.
»Ich denke drüber nach«, versprach ich und schlang mir die Arme um die Schultern, während Sonne, Strand und Palmen wie ein Film vor meinem geistigen Auge an mir vorbeizogen.
Sophie holte tief Luft. »Also ich habe eine Freundin«, begann sie und trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. »Und die wiederum hat ein Hotel auf Mallorca.«
Prüfend blickte sie zu mir herüber, als warte sie auf eine Reaktion.
»Wir waren früher zusammen auf der Schule«, fuhr sie fort. »Gesehen habe ich Lore in letzter Zeit nur, wenn sie mal in Deutschland war, weil sie vor dreißig Jahren nach Mallorca ausgewandert ist, um ein Hotel zu eröffnen. Du glaubst doch nicht, dass der Friedrich
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