Mallorca - hin und nicht zurueck
noch nicht wirklich verdaut, fühlte ich mich allerdings plötzlich aufgetankt, ja beschwingt und fiel ihr spontan um den Hals.
»Danke, Du bist echt ein Schatz.«
»Alter schützt vor Weisheit nicht«, lispelte Lore, zog mich von der Liege hoch und hakte sich lachend bei mir ein. »Und jetzt gehen wir zum Essen und trinken dazu einen guten mallorquinischen Wein. Warte ab, zwei Wochen Lore und du wirst wissen, wie du dein Drehbuch umschreibst. Ich bin mir sicher, dass du hier jede Menge Spaß haben wirst.«
***
I m Speisesaal war es schon recht voll, als wir ankamen. Sophie saß bereits an einem der Tische und winkte zu uns herüber. Ich grüßte im Vorbeigehen die bereits anwesenden Gäste, und wir setzten uns zu meiner Schwiegermutter.
»Und? Wie gefällt es dir hier?«, wollte Sophie sofort wissen. »Also ich finde es toll!«
»Oh, ich habe Lore gerade gesagt, dass ich dir wirklich dankbar für diesen Spontan-Urlaub bin. Es kommt mir vor, als hätte ich meine Sorgen alle zu Hause gelassen.«
»Na, das klingt doch vielversprechend!«
»Hast du Friedrich eigentlich schon angerufen?«
Nicht dass der arme Mann versuchte, seine Frau bei uns zu Hause zu erreichen und es meldete sich keiner.
»Der weiß inzwischen Bescheid«, meinte Sophie. »Ob ich denn komplett verrückt wäre, wollte er wissen. Kannst du dir das vorstellen?«
»Na komm, ein bisschen überstürzt war unsere Abreise schon.«
Wie ich meinen Schwiegervater kannte, war er aus allen Wolken gefallen.
»Er kann ja nachkommen, wenn er sich alleine langweil«, erwähnte Lore und griff nach der Speisekarte. »Zimmer haben wir ja noch.«
Sophie verzog spöttisch den Mund. »Der Friedrich und fliegen, pah. Eher geht die Sonne im Westen auf.«
Auch ich hatte bei Melissa und Felix angerufen. Beiden ging es gut und sie hatten darauf bestanden, dass ich mich ausschließlich um mich kümmere.
»Tschüs Mama, schöne Ferien.«
Danke auch. Was hatte ich doch für tolle Kinder.
Eine junge Mallorquinerin, die uns Lore als Catalina vorstellte, kam an den Tisch, um die Bestellung aufzunehmen. »Was darf ich euch bringen?«, fragte sie.
Lore deutete auf die Speisekarte. »Ihr habt die Auswahl zwischen zwei verschiedenen Speise«, klärte sie uns auf. »Ich nehme die Seezunge und einen Rosado bitte, Catalina.«
»Für mich das Gleich«, bestellte Sophie forsch, zögerte jedoch kurz. »Rosado ist ein Rosé nehme ich mal an?«, fragte sie unsicher.
»Genau«, bestätigte die Mallorquinerin freundlich. »Möchten Sie Wasser dazu?«
»Nein danke«, winkte Sophie ab.
»Ist Estofado ein mallorquinisches Gericht?«, fragte ich Catalina.
Sie nickte. »Fleischragout mit Gemüse.«
»Dann versuche ich das gerne. Und ich nehme einen Rotwein.«
»Si, Señora«, lächelte Catalina und ging zum nächsten Tisch.
»Sag mal Lore, wer sitzt denn noch mit uns am Tisch?«, wollte Sophie wissen, nachdem Catalina gegangen war. Sie wies auf den letzten freien Platz, der eingedeckt war.
Wie auf ein Stichwort rauschte eine beeindruckend aussehende Frau mit silbergrauen, kurzen Haaren in den Speisesaal. Ihr knallenges, giftgrünes Kleid schmeichelte ihrer beneidenswerten Figur, eine stahlblaue Federboa schlang sich um ihren langen Hals und die hohen Absätze klapperten laut auf den Fliesen.
»Die Gräfin«, flüsterte Lore belustigt. »Sie ist zwar gar keine, wir nennen sie aber so, weil sie immer so eine tolle Show hinlegt. Jetzt wird es lustig.«
Eigentlich hatte ich bisher nicht den Eindruck gehabt, dass man sich hier für die Mahlzeiten besonders anzog und ein Blick durch den Speisesaal bestätigte mir, dass die anderen Gäste eher lässig gekleidet waren. Lore Mal ausgenommen, aber das war ja ein Sonderfall.
»Guten Abend allerseits«, grüßte besagte Gräfin in die Runde, während sie zielstrebig auf unseren Tisch zusteuerte und Sophie und mich neugierig musterte. »Oh, haben wir neue Gäste?«, fragte sie an Lore gewandt.
Diese stand auf und rief: »Alle mal her hören bitte, wir haben heute Nachschub bekommen. Sophie und Lisa. Bekannt machen könnt ihr euch später selber. Ich wünsche allen einen guten Hunger.«
Die Gräfin setzte sich elegant. »Angenehm, freut mich, euch kennenzulernen, ich bin Isolde Ammerhof.«
Sie musste sowohl meinen, als auch den leicht verunsicherten Blick von Sophie, bemerkt haben und sah vorwurfsvoll in Lores Richtung. »Ihr habt also schon wieder hinter meinem Rücken über mich gelästert, ja?«
»Nein, nicht
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