Mallorca - hin und nicht zurueck
erste Zusammentreffen von Robert und der Gräfin. Als sie bemerkte, dass sie beobachtet wurde, wandte sie sich mir mit einer Unschuldsmine sondergleichen zu. Nichts, aber gar nichts hätte ich ihr angemerkt, wäre da nicht das leicht siegessichere Aufblitzen ihrer Augen gewesen, als wolle sie sagen: »Warte nur ab, das kriegen wir schon hin …«
Käthe, die ihr Glas bereits geleert hatte, hievte sich nun aus dem Sessel, um erst einmal ihre Sachen auszupacken. »Zimmer im Erdgeschoss, gehe ich richtig in dieser Annahme?«, fragte sie kurz und bündig in Lores Richtung.
»Genau«, bestätigte diese. »Und komm mir jetzt nicht wieder mit dem Krüppel. Oben sind wirklich keine Zimmer mehr frei.«
Käthe gestatte Stevie, ihr mit dem Gepäck zu helfen und hinkte, auf ihren Stock gestützt, davon.
***
U rsprünglich wollte ich mir einen Wagen mieten, doch Pedro hatte mir versichert, er brauche den Jeep nicht und ich könnte ihn gerne benutzen. Es war Dienstagmorgen, kurz vor sieben und im Hotel würde Martha die Damen gleich wieder in den Pool scheuchen. Die letzten Tage im Rentnerhotel waren sehr schön und harmonisch verlaufen. Seit gestern hatte ich jedoch das Bedürfnis, einmal ganz für mich alleine zu sein.
Den schönen Ort Pollença hatte ich bereits vor geraumer Zeit hinter mir gelassen und fuhr durch die Berge. Zum wiederholten Mal hielt ich an einem der Aussichtspunkte an, die es an der hoch gelegenen Küstenstraße gab, und genoss den Ausblick auf das Meer, dessen dunkelblaues Wasser weit unten an die schroffen Felswände schlug. Die Bergwelt im Norden der Insel war ein Traum.
Ich folgte der kurvenreichen Straße, bis ich nach einiger Zeit den Aussichtspunkt "Mirador del Torrent des Pareis" erreichte. Stevie hatte mir erzählt, dass am Ende dieser Straße, die hier abzweigte und die sich durch die vor mir liegende tiefe Schlucht hinab schlängelte, eine der schönsten Buchten der Insel läge. Ich hielt in einer Haltebucht an und stieg aus.
Der Anblick der sich mir bot, raubte mir fast den Atem. In scharfen S-Kurven wand sich die Straße durch das karstige Gelände den steilen Abgrund hinab. Mir wurde schon beim Hinsehen schwindlig. Aber sollte ich jetzt etwa kneifen? Eine Sybille Simmerlein hätte vielleicht gekniffen. Ich aber würde genau hier, genau jetzt, hinunterfahren. Jawohl!
Nach einem letzten skeptischen Blick auf die Serpentinen, stieg ich wieder in den Wagen und startete den Motor. Anfangs bewältigte ich die engen Kurven zugegebenermaßen noch etwas unsicher. Glücklicherweise war aber niemand hier, der sich über meinen Fahrstil hätte lustig machen können. Je länger ich allerdings fuhr, desto mehr Spaß machte mir mein kleines Abenteuer und ich gab Gas. Schließlich hatte ich mir doch vorgenommen, mich selbst ein wenig aufzupeppen und schwungvoll in mein neues Leben zu sausen. Diese Straße schien mir der ideale Weg dafür zu sein.
Alte knorrige Olivenbäume standen an den Hängen und nach einigen weiteren Kurven konnte ich das Wasser erkennen. Urlaub, Sonne, Strand und Meer. Ich jubelte laut auf und fuhr rasant um die nächste Biegung. Waren das meine Reifen, die da quietschten? Toll! Quietschende Reifen würden ab sofort zu meinen akustischen Glücksbringern zählen.
Immer tiefer gelangte ich über die kurvenreiche Straße hinab ins Tal. Hinter mir ragten die Bergriesen in den klaren Morgenhimmel. Im Rückspiegel entdeckte ich weiter oben am Berg einen Reisebus, der sich um die Kurve quälte.
Jetzt aber los, damit ich diese Bucht wenigstens eine Weile für mich ganz alleine genießen konnte. Mütter im Urlaub entwickelten wohl doch einen ausgeprägten Egoismus.
Nochmals lenkte ich den Jeep in eine scharfe Kurve, dann verlief die Straße geradeaus. Erst hier bemerkte ich, dass ich die ganze Zeit ein wenig die Luft angehalten hatte. Wieso bloß? Hatte mir doch Spaß gemacht, dachte ich belustigt.
Vor mich hin pfeifend, erreichte ich den Parkplatz, bremste scharf ab, damit meine quietschenden Reifen mir noch mehr Glück bringen konnten, stellte den Wagen ab und stieg aus.
Inzwischen stand die Sonne höher und warf ihre ersten goldenen Strahlen ins Tal. Ich schulterte den Rucksack mit dem Lunchpaket, das Stevie mir fertig gemacht hatte, und stiefelte los.
Niemand war um diese frühe Uhrzeit unterwegs. Ich folgte der Wegbeschreibung zur »Cala de sa Calobra«, an kleineren Restaurants und einem der unterhalb der Felsen gelegenen Hotels vorbei. Der Weg führte am Meer
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