Mallorca - hin und nicht zurueck
entlang, das ruhig und strahlend blau vor mir lag, an diesem windstillen Tag. Der Anblick war herrlich. Die Fahrt hier herunter hatte sich absolut gelohnt.
Ich gelangte zum Eingang eines kleinen Tunnels, der in das Innere des Berges führte, der vor mir aufragte. Demnach hatte man früher die dahinter liegende Bucht nur mit dem Boot erreichen können, schlussfolgerte ich und betrat den düsteren Durchgang. Meine Augen brauchten einen Moment, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, aber es dauerte nicht lange, da konnte ich schon wieder Tageslicht erkennen und beschleunigte meine Schritte. Dann trat ich ins Freie.
Wahnsinn!
Vor mir erstreckte sich ein Kiesstrand, von dem sich zur Landseite hin eine tiefe Felsschlucht ins Gebirge zog. Gigantisch ragten die steilen Bergwände in den Himmel, durch die sich das Wasser über die Jahrhunderte hinweg einen Weg in den Kalkstein gegraben hatte. Völlig fasziniert blieb ich stehen und ließ das Bild auf mich wirken.
Weiter folgte ich dem schmalen Pfad, der unterhalb des Felsens entlang führte, ein Stückchen weiter: Endlich hatte ich freie Sicht auf die Bucht.
War das schön! Bizarre Felsformationen umspielt von den sanften Wellen des Meeres. Durch das glasklare, türkisfarbene Wasser konnte man jeden Stein auf dem Grund erkennen. Es war noch früh am Morgen und die hohen Felsen, unter denen ich stand, warfen dunkle Schatten auf den Kiesstrand und das Wasser. Die andere Seite der malerischen, kleinen Bucht lag dagegen im strahlenden Sonnenlicht. Tatsächlich war ich die Erste hier, außer mir keine Menschenseele. Ich hätte schreien können vor Glück.
Der Kies knirschte unter meinen Schuhen, als ich mich in Richtung Sonnenseite in Bewegung setzte. In sanften Wellen rollte das Wasser an den Strand und ich ließ mich, nachdem ich die gegenüberliegende Seite der Bucht erreicht hatte, auf einem kleinen Felsen nieder. Glücklich lauschte ich dem leisen Rauschen der Wellen und hielt mein Gesicht der Sonne entgegen. Wie mein neues Leben sich von nun an wohl weiter entwickeln würde?
Schlagartig empfand ich die Einsamkeit nicht mehr als wohltuend, sondern fühlte mich alleine. Schrecklich alleine.
Was ich jedoch nicht wirklich war, stellte ich im nächsten Augenblick fest, denn ein erster Tourist trat aus dem Tunnel. Auf die Entfernung kam er mir irgendwie bekannt vor, sein Gang, seine Haltung, seine Figur. Da ich hier ja aber niemanden kannte, wandte ich den Blick wieder dem Wasser zu und hoffte, dass der Typ nicht schon die versammelte Bustruppe im Schlepptau hinter sich herziehen würde.
Zu meinem großen Verdruss bemerkte ich jedoch aus dem Augenwinkel, dass der Tunnel-Tourist immer näher kam.
Jetzt bitte keine nette Konversation, wie sagenhaft romantisch dieser Morgen war. Darauf hatte ich im Moment echt keine Lust. Starr blickte ich auf das im Sonnenlicht glitzernde Meer hinaus.
»Hallo Lisa«, vernahm ich eine mir sehr vertraute Stimme und mein Herz setzte einen Schlag aus.
Das konnte nicht wahr sein, meine Fantasie spielte mir einen Streich! Doch an der Hitze konnte es keinesfalls liegen, es war noch gar nicht heiß.
Mit offenem Mund starrte ich fassungslos auf den Mann. Braun gebrannt, in kurzen Jeans und ärmellosem T-Shirt, stand er da. Ich sah direkt in seine grauen Augen, die mir so vertraut waren. Unrasiert wirkte er höllisch verwegen.
»Was machst du denn hier?«, hauchte ich sprachlos.
Ich konnte mir seine Anwesenheit beim besten Willen nicht erklären. Und plötzlich flatterten da Schmetterlinge in meinem Bauch, die ich mir noch weniger erklären konnte.
»Ich wollte dich schon gestern Abend überraschen«, sagte Tom und vergrub die Hände in den Taschen seiner abgeschnittenen Jeans. »Aber Lore erzählte mir, du wärst zeitig schlafen gegangen, weil du heute früh wegfahren wolltest. Da bin ich eben hierher gekommen.«
Ich kannte dieses Lächeln, es hatte tagtäglich zu meinem Leben gehört. Ich kannte diesen Mann, der eigentlich nicht hier sein sollte. Und wieder flatterte da etwas in meinem Bauch, das da noch viel weniger sein sollte.
»Ich meine nicht, was du hier in der Schlucht machst, Tom. Und das weißt du ganz genau«, entgegnete ich. »Ich hatte keine Ahnung, dass du Urlaub hast.«
»Ich habe keinen Urlaub«, antwortete er lässig, setzte sich auf den Kies und streckte seine langen Beine aus, wobei er sich auf den Handflächen abstützte. »Ich bin draußen.«
Ich glaubte, mich verhört zu haben. »Du bist was?«
Hatte ich seine
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