Mallorca - hin und nicht zurueck
Felix.«
»Na, da wird sich meine Gothic-Prinzessin aber freuen.«
Ich stopfte mir das letzte Stück meines Sandwichs in den Mund, als mir dämmerte, das Tom außerordentlich gut über Dinge informiert war, von denen ich keinen blassen Schimmer hatte. »Woher weißt du das eigentlich alles?«
»Na, von Lore«, antwortete er stoisch.
»Von Lore?«, wiederholte ich trocken.
»Ich war gestern Abend im Hotel«, erklärte Tom und verzog die Lippen, »schon vergessen?«
»Ach, und da hast du mal eben so mit Lore alles weitere geklärt?«, fragte ich pikiert. »Du tust gerade so, als würdest du Lore schon ewig kennen!«
Tom sah kurz auf, widmete sich jedoch gleich wieder seinem Sandwich. »Ich habe sie damals kennen gelernt, als ich hier nach einem Haus gesucht habe. Weil es mir bei ihr auf Anhieb gefallen hat, habe ich mich in ihrem Hotel einquartiert, bis ich das entsprechende Objekt gefunden hatte.«
»Du wusstest also von Anfang an, wohin ich mit Sophie fliegen würde?«
Tom grinste amüsiert und nickte.
»Ich dachte, ich spinne, als ich die ganzen alten Leute dort erlebt habe.«
»Ja, wirklich ´ne klasse Truppe«, lachte Tom. »Einschließlich Stevie – ein verrückter Typ.«
»Hat sich Melissa mal bei dir gemeldet?«
»Klar«, erwiderte er souverän. »Schließlich ist sie das einzige Mädel in der WG, da hat sie schon manchmal ein wenig Unterstützung gebraucht …«
»Ach? Und die hast ausgerechnet du als Mann ihr auch gegeben, was?«
Es gab mir schon einen kleinen Stich, dass Melissa nicht mich angerufen hatte. Allerdings fielen die kleinen Streitereien in der WG bei ihr sicherlich nicht unter die Kategorie »Notfall« und so hatte sie es vorgezogen, sich an Tom zu wenden.
»Na klar. Sie kann den Abwasch ruhig mal für die Jungs stehen lassen, finde ich. Für die ist das ja nichts Neues, da tobt ja sonst auch das Chaos.«
»Und wo bleibt deine Macho-Seite in dieser Story?«, fragte ich provozierend und hielt ihm einen Becher und einen Löffel entgegen. »Kleine Mousse gefällig?«
Tom mimte den Entrüsteten. »Lisa, ich bin doch kein Macho!«
Abfällig verzog ich den Mund. »Da wärst du allerdings der erste und einzige Mann.« Bitter lachte ich auf.
»Ich bin der erste und einzige, Lisa.« Strahlend lächelte Tom mich an. »Und das wirst du sehr bald bemerken, warte nur ab.«
Hallo? Flirtete mein bester Freund gerade mit mir? Ein Blick in seine wunderschönen Augen bestätigte meine schlimmsten Befürchtung, und als ob das nicht schon reichen würde, flatterten in meinem Bauch die ollen Schmetterlinge wieder los.
»Übrigens – danke Lisa, du kannst die Mousse jetzt wieder einpacken, ich bin schon satt.« Er lächelte breit.
Was war denn das für ein selbstgefälliger Gesichtsausdruck? Hatte ich ihm die ganze Zeit die Mousse entgegen gehalten? Nein, wie peinlich! Hastig stopfte ich den Becher in den Rucksack zurück.
»Wollen wir los?«, fragte ich nervös.
Ich brauchte unbedingt ein wenig Distanz von Tom und der war mir hier entschieden zu nah.
»Sicher, warum nicht«, antwortete er gut gelaunt. »Vielleicht finden wir ja noch einen Platz am Strand. Hast du Badesachen dabei?«
»Ich habe den Bikini drunter.«
»Um so besser. Dann lass uns gehen.«
Es dauerte eine ganze Weile, bis die Felsen wieder einfacher begehbar wurden. Ich musste mich zwar beeilen, um mit Tom Schritt zu halten, war ihm aber für sein Tempo auch dankbar. Wenn er vor mir her lief, musste ich ihm wenigstens nicht andauernd in die Augen sehen. Gott, was war bloß in mich gefahren?
Wenn ich richtig darüber nachdachte, hatte er für mich die ganze Zeit genauso zum Inventar gehört, wie ich für Leo.
Selber Staubsauger, schnaubte ich in Gedanken und stiefelte weiter hinter ihm her. Irgendwie passierte in der letzten Zeit viel zu viel in viel zu kurzer Zeit. Ich kam nicht ansatzweise dazu, meine Gefühle zu sortieren. Von den Schmetterlingen ganz zu Schweigen …
Als wir den Ausgang der Schlucht erreichten, war am Strand die Hölle los. Ein Handtuch klebte neben dem nächsten, so dass wir gerade noch zum Wasser würden hindurch gehen können. Ziemlich weit vorne machte sich ein Pärchen gerade auf den Rückweg und sofort ergatterten wir die frei gewordene Stelle, wo ich mein Handtuch ausbreitete und in Toms Richtung blickte. Wo wollte er jetzt liegen? Auf den Kieselsteinen doch sicherlich nicht.
»Denn sie sind alt genug, alles zu teilen«, teilte mir der Mann an meiner Seite selbstgefällig lächelnd mit,
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