Mallorca - hin und nicht zurueck
ich schließlich in die Einfahrt des Hotels, parkte den Jeep und stieg aus. Soviel stand für mich jedenfalls fest: Niemand würde mir anmerken, wie aufgewühlt ich innerlich war. Offiziell hatte ich einen schönen Tag verbracht, danke. Und ja, Tom hatte ich dort zufällig – haha – getroffen. In einer schönen Bucht, nochmals danke der Nachfrage. Und Stevie konnte vor Neugier platzen. Kein Wort würde über meine Lippen kommen.
***
E in Königreich für ein Bett. Sehnsüchtig schaute ich zu dem farbenfrohen Bettüberwurf und ließ mich seufzend auf die Bettkante sinken.
Ein Tag war seit meinem seltsamen Zusammentreffen mit Tom vergangen, den ich leider vergeblich aus meinem Gedächtnis zu streichen versuchte. Egal, ob ich meine Bahnen kraulte oder beim Yoga auf dem Kopf stand, immer wieder tauchten das Bild meines besten Freundes vor meinem geistigen Auge auf und ein nervöses Ziehen huschte durch meine Mangengegend. Und das, wo ich mir so fest vorgenommen hatte, vernünftig zu sein. Tom und ich waren Freunde.
Es war bereits abends und der Wecker zeigte kurz vor acht. Wie jeden Tag, seitdem ich hier angekommen war, befand ich mich seit morgens um sieben Uhr auf den Beinen. So langsam erreichte auch ich ein Stadium, das eindeutig für die nachmittägliche Siesta sprach. Ab morgen würde ich die Mittagshitze nutzen und einfach schlafen.
Schwerfällig stand ich auf und schleppte mich ins Bad. Vor Mitternacht würde ich wohl auch heute wieder nicht ins Bett kommen. Aber das war allemal besser, als unsinnige Träume zu träumen …
Nach dem Duschen stand ich hilflos vor meinem Kleiderschrank. Was zieht eine Frau an, die einfach nur von ihrem Bett träumt? Ich entschied mich für ein langes, rotes T-Shirt Kleid mit Spaghettiträgern. Rot belebt und außerdem hatte ich Stoffschuhe in der passenden Farbe. Und einen Lippenstift. In knallig konnte ich auch.
Unten im Speisesaal waren alle Tische schon besetzt. Als ich mich suchend umblickte, entdeckte ich noch einen freien Platz am Tisch von Lore, Bertram und Oswald.
»Na, konntest du dich doch noch entscheiden, dass du hungriger als müde bist«, rief Bertram mir lachend entgegen und ich fragte mich, ob ich tatsächlich so erschlagen aussah, wie ich mich fühlte.
»Bist du unter die Hellseher gegangen?«, fragte ich lahm, während ich meinen Stuhl vom Tisch weg zog und mich hinsetzte.
Oswald gähnte hinter vorgehaltener Hand. »Wir sind auch alle ganz schön kaputt, nachdem uns Bertram heute Nachmittag am Strand hat antreten lassen«, erklärte er mir. »Aber Lore besteht wie immer auf dem Cha-cha-cha nach dem Essen.« Der Blick, den er seiner Gastgeberin zuwarf, sagte mehr als tausend Worte. »Unsere Lore kennt nämlich keine Müdigkeit und schon gar kein Erbarmen.«
»Man könnte gerade meinen, ihr wäret in einem Altersheim«, konterte Lore und zog vorwurfsvoll eine Braue in die Höhe. »Ihr seid ja schließlich nicht zum Vergnügen hier«, tadelte sie. »Und jetzt Themawechsel bitte, ich verpasse ja die Hälfte.«
»Die Hälfte von was?«, hakte ich nach.
Lore deutete mit dem Kopf auf einen der Nebentische. »Die Gräfin hat es ja geradezu darauf angelegt, mit Robert an einem Tisch zu sitzen. Von wegen, sie ist nicht auf meine Hilfe angewiesen«, raunte sie mir zu. »Dabei habe ich es gleich gesagt. Groß und schlank muss er sein.«
Tatsächlich hatte ich die Gräfin noch nie so entspannt und natürlich erlebt, wie heute Abend. Für ihre Begriffe war sie äußerst dezent geschminkt, trug einen beige farbigen Hosenanzug und flache, farblich passende Schuhe. Voller Aufmerksamkeit lauschte sie Roberts Worten, nickte ab und an und schien den Blick nicht von ihm abwenden zu können.
»Siehst du, was ich meine?«, flüsterte Lore aufgeregt.
Seufzend schob Herbert seinen Stuhl zurück und stand auf. »Naja, dann werde ich mal dafür sorgen, dass wenigstens ich nicht verhungere, zumal es ja diese leckeren mallorquinischen Tapas gibt. Kommst du mit Lisa?«
»Ja, natürlich.«
Wir hatten uns gerade die Teller mit allerlei Köstlichkeiten vollgeladen, da kam Lore, gefolgt von Oswald, zum Buffet. Während sie sich mit verschiedenen Vorspeisen eindeckte, warf sie nochmals einen Blick in Richtung der Gräfin und schüttelte den Kopf.
»Und ausgerechnet heute Abend soll ich das Tanzen ausfallen lassen? Ja, wie sollen die zwei sich denn da jemals näher kommen?«
»Dafür haben sie ja wohl auch morgen noch genügend Zeit«, brummte Oswald und
Weitere Kostenlose Bücher