Mallorca - hin und nicht zurueck
Situation einfach unreal vor und meine Hände wurden feucht vor Nervosität.
Grübelnd sah ich Agustina hinterher, die zum Tresen ging. Sie blieb auch weiter unter meiner Beobachtung, als sie die Rechnung brachte. Und als Tom zahlte. Sicher war sicher. Was hätte ich auch tun sollen, wenn meine Gefühle so deutlich in meinen Augen standen?
»Wollen wir?«
Hin- und hergerissen blickte ich auf.
»Fahren vielleicht?«
»Oh, klar.« Wir mussten ja noch zurück.
Mit butterweichen Knien verließ ich das Restaurant. Ich schaffte noch ein heiseres »adios« zu hauchen, bevor die Tür hinter mir zufiel.
Das war also das Drehbuch meines Lebens, das ich umschreiben sollte, durfte man Lores Worten Glauben schenken. Und wie in jedem Drehbuch, das von Herzschmerz und Bauchkribbeln handelte, stand auch in dieser Nacht der volle Mond direkt über uns.
Vielleicht hatte Melissa ja doch Recht, mit ihrer ganzen Bestellerei beim Universum. So betrachtet hatte mein Sohn ganz offenbar einen guten Draht nach oben. Bestellt, abgeschickt und die Lieferung war prompt eingetroffen.
Schweigend fuhren wir über die verlassene Landstraße zurück. Meine Hände lagen verkrampft auf meinem Schoß. Ich fühlte mich elend. Der Mann an meiner Seite schien davon nichts zu bemerken und bog nach einer Weile, die mir endlos erschien, in den schmalen, holprigen Feldweg ein und parkte den Wagen direkt vor dem Haus. Der volle Mond war freundlicherweise mit uns gekommen und die Schmetterlinge hatten sich auf wundersame Weise in Nachtfalter verwandelt und flatterten wie wild durch die Gegend.
»Trinken wir zum Abschluss noch ein Glas Wein auf der Terrasse?«, fragte Tom, nachdem wir ausgestiegen waren.
Ich hörte mich ergeben »ja« hauchen, während ich verträumt in den Himmel und zu unzähligen Sternen aufblickte. Wie in Trance ging ich auf das Haus zu und setzte mich auf eine der Stufen der Veranda.
»Ich habe auch Stühle«, neckte Tom.
»Danke, hier ist es absolut perfekt.«
»Wie du meinst. Ich hole eben den Wein.«
Hinter mir wurde die Haustür geöffnet und in der Küche ging das Licht an. Ich streckte mich und holte tief Luft. Tatsächlich fühlte ich mich so unsicher, wie lange nicht mehr.
Aber, warum sollte ich diesen Abend eigentlich nicht in vollen Zügen genießen? So verkehrt konnte es doch nicht sein.
Und über alles andere konnte ich morgen nachdenken.
Oder vielleicht besser doch erst übermorgen?
Immerhin war ich Prinzessin Lisa. Und wer wusste das schon, vielleicht wurden auf Mallorca noch Märchen wahr?
Tom kam zurück, setzte sich neben mich auf die Stufe. Er hielt mir ein Glas entgegen.
»Danke für den schönen Abend«, sagte ich und meine Stimme bebte.
»Auf Prinzessin Lisa.«
Leise klirrten die Gläser aneinander. Meine Hände zitterten, als ich mein Glas nach einem Schluck vorsichtig auf den Boden stellte. Ein Arm legte sich um meine Schulter und ich wandte mein Gesicht dem Mann an meiner Seite zu. Seine Augen strahlten. Der Mond strahlte. Ich strahlte.
Dann küsste er mich endlich.
Ich spürte das Blut in meinen Adern rauschen, ich lebte, war glücklich, fühlt mich schön und begehrenswert, schmiegte mich an ihn und schlang meine Arme um seinen Hals. Eine Hand schob sich langsam unter meine Bluse und ich genoss die Berührung auf meiner Haut. Ich vergaß den Wein, der irgendwo neben mir stand und auch das Gästezimmer, als Tom mich auf die Beine zog und mich ins Haus und über die Treppe, mit nach oben in sein Schlafzimmer nahm.
***
L eise summte ein Fliege am Fenster, bevor sie den offenen Spalt fand und nach draußen entwich. Glücklich blickte ich auf den schlafenden Tom und zog das Laken höher.
Was für ein Morgen. Das Schlafzimmer lag im dämmrigen Licht der vereinzelten Sonnenstrahlen, die sich durch die Ritzen der Fensterläden hereinstahlen. Mein Leben stand Kopf und ich war im Nachhinein geradezu dankbar dafür. Ich hatte mich verliebt. Richtig verliebt. Das fühlte sich verdammt gut an.
Behutsam rutschte ich an Toms Seite und legte meinen Kopf in seine Armbeuge. Langsam kam er zu sich und schloss mich in die Arme.
»Und, wie hast du geschlafen?«, flüsterte er und kuschelte sich an mich.
Zärtlich strich ich ihm über die stoppelige Wange. »Danke der Nachfrage, es geht mir bestens.«
Tom küsste mich und als sein Kuss leidenschaftlicher wurde, durchströmte mich eine Hitzewelle. Verführerisch ließ er seine Finger über meinen Hals und weiter hinunter bis fast zu meiner
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