Malloreon 2 - König der Murgos
»Agachak, Hierarch von Rak Urga, ersucht um eine Audienz.«
»Führt ihn herein, Oskatat«, bat Urgit müde. Er drehte sich zu seiner Mutter um. »Ich glaube, ich muß mir ein anderes Versteck suchen«, murmelte er. »Zu viele wissen, wo ich zu finden bin.«
»Ich habe einen großartigen Kleiderschrank, Urgit«, entgegnete sie. »Er ist warm, trocken und dunkel. Du könntest dich darin verstecken und dich unter einer Decke verkriechen. Wir werden dir hin und wieder heimlich zu essen bringen.«
»Machst du dich lustig über mich, Mutter?«
»Nein, Liebes. Aber ob es dir gefällt oder nicht, du bist der König. Und du kannst dich entweder wie ein König benehmen, oder wie ein verzogenes Kind. Die Wahl liegt allein bei dir.«
Garion blickte Polgara schuldbewußt an.
»Ja?« murmelte sie.
Aber er beschloß zu schweigen.
Der ausgemergelt aussehende Agachak trat ein. Er verbeugte sich flüchtig vor seinem König. »Eure Majestät«, grüßte er mit seiner hohlklingenden Stimme.
»Erhabener Hierarch«, erwiderte Urgit. Seine Stimme verriet seine wahren Gefühle nicht.
»Die Zeit vergeht, Eure Majestät.«
»Das hat die Zeit so an sich, wie mir nicht entging.«
»Ich will damit sagen, daß das Wetter sich bald ändern wird und mit Stürmen zu rechnen ist. Ist das Schiff wenigstens schon fast fertig?«
»Ich erwarte, daß es morgen in See stechen kann«, erwiderte Urgit.
»Ausgezeichnet. Ich werde Kabach anweisen, sich bereit zu machen.«
»Hat die Priesterin Chabat ihre Fassung wiedergefunden?«
»Nicht ganz, Eure Majestät. Der Verlust ihres Geliebten macht ihr noch arg zu schaffen.«
»Selbst nachdem sie erfahren hat, wie er wirklich über sie dachte? Wie kann man je eine Frau verstehen?«
»So schwierig ist Chabat nicht zu verstehen, Eure Majestät.« Agachak zuckte die Schultern. »Eine entstellte Frau findet nicht so leicht einen Liebhaber, und so ist selbst der Verlust eines unehrlichen äußerst schmerzlich. In diesem Fall ist ihr Verlust sogar noch größer. Sorchak half ihr bei der Ausübung gewisser magischer Riten. Ohne ihn wird sie vermutlich nicht in der Lage sein, ihre Bemühungen fort zu setzten, einen Dämon zu beschwören.«
Urgit schauderte. »Ich dachte, sie sei eine Zauberin? Warum will sie sich da auch noch mit Magie befassen?«
»Chabat ist keine wirklich mächtige Zauberin«, erklärte Agachak. »Sie bildet sich ein, wenn sie mich endlich herausfordert, mit Unterstützung eines Dämons einen größeren Vorteil zu haben.«
»Euch herausfordern? Beabsichtigt sie das?«
»Natürlich. Ihre Liebeleien sind nur ein kleines Vergnügen am Rande. Ihr Ziel war immer schon Macht. Irgendwann wird sie versuchen, mich der meinen zu berauben.«
»Wenn dem so ist, warum habt Ihr dann zugelassen, daß sie im Tempel soviel zu sagen hat?«
»Es amüsierte mich«, erklärte Agachak mit kaltem Lächeln. »Häßlichkeit stößt mich nicht so sehr ab wie anderes, und Chabat ist trotz ihres Ehrgeizes – oder vielleicht gerade deshalb – sehr tüchtig.«
»Ihr wußtet von Ihrer Liebschaft mit Sorchak? Kränkte Euch das denn nicht?«
»Nicht wirklich«, antwortete der ausgemergelte Hierarch. »Das ist Teil der Unterhaltung, auf die ich hinarbeite. Chabat wird es irgendwann einmal gelingen, einen Dämon zu beschwören, und dann wird sie mich herausfordern. In genau dem Augenblick, da ihr Triumph scheinbar sicher ist, beschwöre ich ebenfalls einen, und meiner wird ihren vernichten. Dann lasse ich sie nackt ins Allerheiligste zerren. Dort wird sie auf den Rücken, mit dem Kopf nach unten hängend, auf den Altar gelegt werden, und ich selbst werde ihr ganz langsam das Herz herausschneiden. Ich freue mich schon sehr auf diesen Augenblick, denn er wird um so süßer sein, da er genau dann kommt, wenn sie sich einbildet, sie hätte mich geschlagen.« Agachaks Totenschädelgesicht lebte vor grauenvoller Freude sichtlich auf. Seine Augen leuchteten, und an seinen Mundwinkeln trat Speichelschaum aus.
Urgit jedoch sah aus, als wäre ihm übel. »Grolims haben offenbar exotischere Vergnügungen als normale Sterbliche.«
»Nicht wirklich, Urgit. Der einzige Grund für Macht ist, imstande zu sein, seine Feinde zu vernichten, und es ist besonders vergnüglich, wenn man sie von einem hohen Podest herabziehen kann, ehe man ein Ende mit ihnen macht. Wärt Ihr denn nicht auch gern dabei, wenn der mächtige Kal Zakath mit einem Dagashdolch im Herzen stirbt?«
»Nein, darauf verzichte ich lieber.«
»Dann habt Ihr
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