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Malloreon 2 - König der Murgos

Titel: Malloreon 2 - König der Murgos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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verließen.«
    Durnik lächelte. »Ich glaube, er führt Selbstgespräche und versucht sich einzureden, daß er gar nicht wirklich gesehen hat, was dort geschehen ist. Aber er zuckt immer noch zusammen, wenn Pol in seine Nähe kommt.«
    »Gut. Ist sie schon wach?«
    Durnik nickte. »Ich machte ihr Tee, ehe ich an Deck ging.«
    »Wie, glaubst du, würde sie reagieren, wenn ich sie bitte, den Kapitän noch ein bißchen einzuschüchtern?«
    »Ich weiß nicht, ob ich das Wort ›einschüchtern‹ benutzen würde, Garion«, sagte Durnik. »Versuch statt dessen ›mit ihm reden‹ oder ›ihn überzeugen‹. Pol glaubt nicht, daß, was sie tut, einschüchtern ist.«
    »Aber sie schüchtert ein.«
    »Natürlich, nur sieht sie es anders.«
    »Gehen wir zu ihr.«
    Polgaras und Durniks Kabine war so winzig und eng wie alle anderen auf diesem schwerfälligen Schiff. Zwei Drittel des Raums nahm das Bett ein; es war aus Planken gebaut, die aus den Schotten zu wachsen schienen. Polgara saß mitten auf dem Bett in ihrem blauen Lieblingsmorgenrock. Sie hielt eine Tasse Tee in der Hand und blickte durch das Bullauge auf die graupelgepeitschten Wogen.
    »Guten Morgen, Tante Pol«, grüßte Garion.
    »Guten Morgen, Liebes. Wie nett, daß du mich besuchst.«
    »Geht es dir wieder gut?« fragte er. »Ich habe gehört, daß dich der Vorfall im Hafen sehr mitgenommen hat.«
    Sie seufzte. »Ich glaube, das Schlimmste daran war, daß ich keine Wahl hatte. Sobald Chabat den Dämon beschworen hatte, war sie nicht mehr zu retten – aber ich war es, die ihre Seele vernichten mußte.« Aus ihrer Stimme klang tiefes, anhaltendes Bedauern, und ihr Gesicht war sehr ernst. »Könnten wir über etwas anderes sprechen?« bat sie.
    »Selbstverständlich. Würdest du mir bitte einen Gefallen tun und für mich mit jemandem reden?«
    »Mit wem?«
    »Dem Kapitän. Er will ankern, bis das Wetter besser wird, und ich möchte lieber nicht so lange warten.«
    »Warum sprichst du nicht selbst mit ihm, Garion?«
    »Weil die Leute dir aufmerksamer zuhören als mir. Würdest du es tun, Tante Pol? Mit ihm sprechen, meine ich?«
    »Du möchtest, daß ich ihn einschüchtere?«
    »Also, ich würde es nicht gerade ›einschüchtern‹ nennen, Tante Pol«, protestierte er.
    »Aber du meinst es, Garion. Sag immer, was du meinst.«
    »Wirst du es tun?«
    »Na gut, wenn du möchtest. Würdest du nun auch etwas für mich tun?«
    »Alles, Tante Pol.«
    Sie streckte ihm ihre Tasse entgegen. »Glaubst du, du könntest mir noch einen Tee machen?«
    Nach dem Frühstück schlang sich Polgara ihren blauen Umhang um und ging an Deck. Der Kapitän änderte seine Pläne, kaum daß sie ihm erklärt hatte, was sie wollte. Dann kletterte er auf den Großmast und verbrachte den ganzen Vormittag auf dem Ausguck hoch oben im heftig schaukelnden Mastkorb.
    An der Südspitze der Urga-Halbinsel schwang der Rudergänger die Pinne herum, und das Schiff krängte hart nach Backbord. Es war leicht zu verstehen, weshalb der Kapitän die Passage zwischen den Inseln bei schlechtem Wetter hatte vermeiden wollen. Die Strömungen und Gezeiten wirbelten durch die schmalen Fahrrinnen, der Wind zerfetzte die Kronen der rollenden Wellen, und die Brandung donnerte und schmetterte gegen die spitzen Riffs, die aus dem Wasser ragten. Die Murgos warfen beim Rudern besorgte Blicke auf die Klippen, die sich an allen Seiten emporreckten. Nach etwa der ersten Seemeile kletterte der Kapitän den Mast hinunter und stellte sich angespannt neben den Steuermann, während das Schiff vorsichtig zwischen den sturmgepeitschten Inseln hindurchkroch.
    Erst am Spätnachmittag lag die letzte der winzigen Felseninseln hinter ihnen, und die Murgos ruderten weg vom Land, auf das offene Meer zu, wo der Eisregen auf die gischtigen Wellen prasselte.
    Belgarath und Garion, die ihre Umhänge eng um sich gewickelt hatten, standen an Deck und beobachteten ein paar Minuten die Ruderer. Dann stapfte der alte Mann zum Niedergangluk. »Urgit!« brüllte er hinunter. »Kommt herauf!«
    Der König der Murgos stolperte die Stufen hoch und an Deck. Seine Augen verrieten seine Angst.
    »Wissen Eure Leute nicht, wie man die Segel setzt, so daß man raumachterlich fahren kann?« fragte er scharf.
    Urgit blickte ihn verständnislos an. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wovon Ihr sprecht«, gestand er.
    »Durnik!« brüllte Belgarath nun.
    Der Schmied, der mit Toth am Heck stand, beobachtete angespannt seinen nachziehenden Köder und antwortete

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