Malloreon 2 - König der Murgos
Schwanz über die Wellen gelaufen! Was für ein Fisch!«
»Was wirst du tun?«
»Ihn fangen, natürlich! Aber ich brauche eine festere Leine – vielleicht sogar ein Tau. Was für ein Fisch! Entschuldigt mich.« Er eilte zum Bug, um den Kapitän um ein Seil zu bitten.
Belgarath lächelte. »Ich mag diesen Mann, Garion«, sagte er. »Ich mag ihn!«
Wieder schwang das Niedergangsluk auf. Silk und sein Bruder kamen heraus. Garion war zwar gewöhnlich der erste an Deck, wie ihm aufgefallen war, doch früher oder später im Lauf jeden Tages ließ ein jeder sich hier sehen, um ein wenig der kalten, salzigen Luft zu schnappen.
Die beiden Wieselgesichtigen gingen vorsichtig auf den regenglatten Planken. Keiner sah sonderlich gut aus. »Kommen wir voran?« erkundigte sich Silk. Sein Gesicht war bleich, und seine Hände zitterten merklich.
»Langsam«, brummte Belgarath. »Ihr zwei habt heute morgen aber lange geschlafen!«
»Ich glaube, wir hätten lieber noch länger schlafen sollen«, meinte Urgit und verzog das Gesicht. »Ich habe da ein bißchen Kopfschmerzen – in meinem linken Auge.« Seine Stirn war schweißüberzogen, und seine Haut hatte einen leicht grünlichen Ton. »Ich fühle mich grauenvoll«, gestand er. »Warum hast du mich nicht davor gewarnt, Kheldar?«
»Ich wollte dich überraschen.«
»Geht es einem am nächsten Morgen immer so?«
»Gewöhnlich«, gab Silk zu. »Manchmal noch schlimmer.«
»Schlimmer? Das ist doch gar nicht möglich! Entschuldige!« Urgit hastete zur Reling, beugte sich darüber und übergab sich.
»Er kommt nicht ganz damit zurecht«, stellte Belgarath ungerührt fest.
»Das liegt an seiner Unerfahrenheit«, erklärte Silk.
»Ich glaube, ich sterbe«, klagte Urgit. Mit zittriger Hand wischte er sich die Lippen ab. »Warum hast du zugelassen, daß ich soviel trinke?«
»Das ist eine Entscheidung, die jeder selbst treffen muß«, entgegnete Silk.
»Es sah aus, als würdet Ihr Euch blendend amüsieren«, fügte Garion hinzu.
»Ich kann mich nicht erinnern! Mir fehlen offenbar mehrere Stunden. Was habe ich denn getan?«
»Gesungen.«
»Gesungen? Ich?« Urgit ließ sich auf eine Bank fallen und vergrub sein Gesicht in die zitternden Hände. »Oje«, stöhnte er. »Oje, oje, oje!«
Prala, in schwarzem Umhang, trat aus der Tür der Achterkajüte. Mit zwei Krügen kam sie durch den Nieselregen auf das leidende Paar zu. »Guten Morgen, meine Lords.« Mit einem vergnügten Lächeln knickste sie knapp. »Lady Polgara schickt euch dies. Es wird euch guttun.«
»Was ist es?« fragte Urgit mißtrauisch.
»Ich bin mir nicht sicher, Eure Majestät. Sie und der Nyissaner haben es gemixt.«
»Vielleicht ist es Gift«, sagte er hoffnungsvoll. »Ich würde jetzt ganz gern sterben, um es hinter mich zu bringen.« Er nahm einen Krug und leerte ihn gluckernd. Dann schauderte er und wurde totenbleich. Mit grauenverzerrtem Gesicht schüttelte er sich. »Das ist ja abscheulich!« keuchte er.
Silk beobachtete ihn einen Augenblick eingehend. Schließlich nahm er den anderen Krug und leerte ihn über die Reling.
»Trinkst du deinen denn nicht?« fragte Urgit anklagend.
»Nein. Polgara hat manchmal einen merkwürdigen Humor. Ich gehe lieber keine Risiken ein – bis ich gesehen habe, wie viele Fische gleich mit dem Bauch nach oben schwimmen werden.«
»Wie fühlt Ihr Euch heute morgen, Eure Majestät?« fragte Prala den leidenden Urgit mit gespieltem Mitgefühl.
»Entsetzlich.«
»Es ist Eure eigene Schuld, wißt Ihr?«
»Sagt so was nicht.«
Sie schenkte ihm ein süßes Lächeln.
»Ihr genießt das!« beschuldigte er sie. »Nicht wahr?«
»Aber ja, Eure Majestät«, gab sie zu und warf den Kopf ein wenig zurück. »Ja, wirklich.« Sie nahm die beiden Krüge und ging an der Reling entlang nach achtern.
»Sind alle so?« fragte Urgit elend. »So herzlos?«
»Frauen?« Belgarath zuckte die Schultern. »Natürlich. Es liegt ihnen im Blut.«
Etwas später an diesem grauen Morgen, nachdem Silk und Belgarath sich zurückgezogen hatten, um in einer Kabine Zuflucht vor dem Wetter zu suchen und, wie Garion vermutete, auch etwas, das sie von innen erwärmen würde, saß Urgit elend auf einer regennassen Bank, den Kopf auf die Hände gestützt, während Garion in der Nähe ruhelos hin und her stiefelte. »Belgarion«, jammerte der König der Murgos, »müßt Ihr so laut trampeln?«
Garion bedachte ihn mit einem flüchtigen Lächeln. »Silk hätte Euch wirklich davor warnen
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