Malloreon 2 - König der Murgos
Trocknen herab.
»Hattet ihr Glück?« erkundigte sich Silk, als Garion sein Pferd hineinführte.
»Nicht viel«, gestand Garion. »Die Seeleute haben die Kombüse ziemlich sorgfältig geleert.«
Durnik und Toth brachten die anderen Pferde herein und nahmen ihnen die behelfsmäßigen Beutel ab. »Wir haben einen Sack Bohnen gefunden«, erklärte der Schmied, »und einen Krug Honig. Außerdem waren da noch ein Sack Hafermehl und zwei Speckseiten. Die Murgos hatten den Speck zurückgelassen, weil er angeschimmelt ist, aber wir brauchen den Schimmel bloß wegzuschneiden.«
»Ist das alles?« erkundigte sich Polgara.
»Ich fürchte ja, Pol«, antwortete Durnik. »Wir haben noch ein Feuerbecken und zwei Sack Holzkohle mitgenommen – da es in dieser Gegend offenbar kein Brennholz gibt.«
Mit leichtem Stirnrunzeln betrachtete sie das Aufgezählte, das Durnik vor ihr ablud.
»Tut mir leid, Pol«, entschuldigte er sich. »Aber wir haben getan, was wir konnten.«
»Ich lasse mir damit schon was einfallen, Liebes«, versicherte sie ihm und lächelte ihn an.
»Ich habe die Kleider mitgebracht, die wir in den Achterkabinen zurückließen«, sagte Garion, während er seinem Pferd den Sattel abnahm. »Ein paar von den Sachen sind sogar trocken.«
»Gut.« Polgara nickte. »Ziehen wir alle von den trockenen Sachen an, was einigermaßen paßt, und ich werde zusehen, daß ich uns was zu essen richten kann.«
Silk hatte den Sack Mehl argwöhnisch beäugt. »Haferschleim?« erkundigte er sich düster.
»Bohnen zu kochen würde zu lange dauern«, erwiderte Polgara. »Haferbrei mit Honig – und ein Stück Speck - dürfte uns bis morgen satt machen.«
Er seufzte abgrundtief.
Am nächsten Morgen hatte es zu regnen aufgehört, doch der Wind wehte immer noch heftig und drückte das hohe Gras auf dem Kamm der Landzunge nieder. Garion saß in seinen Umhang gehüllt auf dem Sims vor dem Kellereingang und blickte hinunter auf die gischtenden Wellen des Golfs und die Brandung, die gegen den Strand tief unten schlug. Im Südosten begannen die Wolken sich aufzulösen, und blaue Flecken zogen durch das schmutzige Grau, das den Rest des Himmels bedeckte. Irgendwann in der Nacht hatte die Flut wieder über das Wrack gespült, dabei war das Heck ganz abgebrochen und von den Wellen davongetragen worden. Mehrere schlaffe Bündel trieben am Rand der Brandung. Entschlossen wandte Garion den Blick von diesen sterblichen Hüllen der murgosischen Seeleute ab, die über Bord geschleudert worden und ertrunken waren, als das Schiff gegen das Riff geschmettert war.
Dann entdeckte er weit entfernt in der Fahrrinne mehrere Schiffe mit roten Segeln, die entlang der Südküste des Gorandmeers auf das Wrack unten am Strand zuruderten.
Belgarath und Eriond schlüpften durch den Segeltuchvorhang, den Durnik vergangene Nacht vor dem Kellereingang angebracht hatte, und setzten sich zu Garion.
»Zumindest hat es zu regnen aufgehört«, sagte Garion, »und der Sturm läßt offenbar nach. Doch da ist ein anderes Problem.« Er deutete auf die malloreanischen Schiffe, die die Küste hochkamen.
Belgarath brummte: »Sie werden ganz sicher anlegen, wenn sie das Wrack sehen. Ich glaube, wir sollten jetzt lieber aufbrechen.«
Eriond schaute sich mit seltsamer Miene um. »Es hat sich nicht viel verändert«, stellte er fest. Er deutete auf eine kleine, grasige Bank am hinteren Ende des Simses. »Dort habe ich gespielt, wenn Zedar mich mal ins Freie ließ.«
»Hat er viel mit dir geredet, während ihr hier wart?« fragte ihn Belgarath.
»Nein, und nur ganz selten hat er überhaupt was gesagt.« Eriond zuckte die Schultern. »Er zog sich am liebsten zurück. Er hatte ein paar Bücher mitgebracht und beschäftigte sich die meiste Zeit mit ihnen.«
»Du mußt dich sehr einsam gefühlt haben«, sagte Garion.
»Es war nicht so schlimm. Ich brachte viel Zeit damit zu, die Wolken zu beobachten – oder die Vögel. Im Frühling nisten die Vögel in Löchern an der Vorderseite dieser Klippe. Wenn ich mich über den Sims beugte, konnte ich sie herbei- und wegfliegen sehen. Es machte mir immer Spaß, den jungen Vögeln zuzusehen, wenn sie das Fliegen lernten.«
»Hast du eine Ahnung, wie weit es von hier bis zur Hochstraße ist, die landeinwärts führt?« fragte ihn Belgarath.
»Wir brauchten gewöhnlich einen Tag bis dorthin. Natürlich war ich damals klein und konnte nicht sehr schnell laufen.«
Belgarath nickte. Er beschirmte die Augen mit einer Hand und spähte
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