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Malloreon 2 - König der Murgos

Titel: Malloreon 2 - König der Murgos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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mit unglaublichen Schwingen – größer als ein hochgewachsener Mann seine Arme zu strecken vermöchte. Diese Flügel bewegten sich nicht, und doch kam der stumme Vogel näher. Wie ein Geist schwebte er durch die graue Luft.
    »Ein Albatros«, sagte Polgara und blickte auf das herrliche Geschöpf.
    »Sagt man nicht, daß sie Unglück bringen?« fragte Silk.
    »Bist du abergläubisch, Kheldar?«
    »Nicht wirklich, aber…« Er beendete seinen Satz nicht.
    »Es ist ein Seevogel, nichts weiter«, versicherte sie ihm.
    »Warum hat er so riesige Schwingen?« fragte Sammet neugierig.
    »Er fliegt weite Strecken über offenes Wasser«, erklärte Polgara. »Seine Flügel halten ihn in der Luft, ohne daß er sich an strengen muß. Das ist sehr praktisch.«
    Der große Vogel legte sich etwas schräg, er stieß einen seltsamen, traurigen Ruf aus, aus dem alle Einsamkeit und Leere des weiten Meeres zu schwingen schien.
    Polgara bedankte sich für diesen ungewöhnlichen Gruß mit einem Nicken.
    »Was hat er gesagt, Pol?« fragte Durnik sie mit ungewohnt gedämpfter Stimme.
    »Es war ein gemessener, höflicher Gruß«, antwortete sie. »Seevögel sind sehr würdevoll – das liegt wahrscheinlich daran, daß sie soviel allein sind. Das gibt ihnen die Muße, tiefschürfenden Gedanken nachzuhängen und sie auszudrücken. Landvögel plappern gern, Seevögel dagegen bemühen sich um Tiefsinnigkeit.«
    »Sie sind seltsame Geschöpfe, nicht wahr – diese Vögel, meine ich.«
    »Nicht, wenn man sie näher kennt.« Sie blickte mit undeutbarer Miene auf den alabasterfarbenen Vogel, der lautlos neben dem Schiff schwebte.
    Dann bewegte der Albatros die mächtigen Schwingen. Er flog dem Schiff voraus, bis er schließlich scheinbar reglos vor dem Bug zu hängen schien.
    Belgarath hatte zu den Segeln hochgeblickt, die sich in der Windstille unwahrscheinlich aufgebläht hatten. Schließlich brummelte er und drehte sich zu Toth um. »Wie lange dauert die Fahrt nach Verkat?« erkundigte er sich.
    Toth maß eine kurze Spanne mit den Händen.
    »Das ist nicht sehr verständlich, mein Freund.«
    Toth deutete hoch und spreizte die Finger.
    »Er sagt, etwa fünf Stunden, Belgarath«, übersetzte Durnik.
    »Dann fährt das Schiff rascher, als es den Anschein hat«, bemerkte der alte Mann. »Ich frage mich, wie sie es geschafft haben, den Kobold dazu zu bringen, sich so lange auf eine Sache zu konzentrieren. Ich bin noch nie einem begegnet, der sich länger als eine Minute mit einer befassen konnte.«
    »Möchtest du ihn fragen?« bot Durnik ihm an.
    Belgarath blinzelte erneut zu den Segeln hoch. »Nein, lieber nicht, denn vielleicht gefällt mir seine Antwort nicht.«
    Als der Abend auf sich aufmerksam machte, hob sich die Nordwestküste der Insel Verkat dunkel und verschwommen aus dem Nebel. Sie segelten näher heran, und immer noch schwebte der schimmernde Albatros vor dem Bug her. Garion sah, daß die niedrigen Hügel jenseits des Kiesstrands unter dem Nebel dicht mit dunklen Immergrünen bewachsen waren. In einiger Entfernung glimmten goldene Lichter hinter den Fenstern einer Ortschaft. Auf dem Weg von diesem Ort zum Strand näherte sich ein Fackelzug. Schwach konnte Garion Gesang hören. Die Worte waren noch unverständlich, aber die Weise drückte große Traurigkeit und Sehnsucht aus.
    Ihr Schiff fuhr lautlos über eine kleine Bucht zu einem steinernen Kai, der natürlichen Ursprungs zu sein schien, nicht durch Menschenhand geschaffen.
    Ein hochgewachsener Mann in weißem Linnengewand stand auf dem Kai. Obgleich sein Gesicht faltenlos wirkte und seine Brauen so schwarz waren wie Rabenflügel, schimmerte sein wallendes Haar silbrig wie Belgaraths. »Willkommen«, grüßte er. Seine Stimme war tief und eigenartig weich. »Ich bin Vard. Lange schon warten wir auf Euch, die uns das Buch des Himmels vor Äonen ankündigte.«
    »Jetzt versteht ihr, weshalb ich diese Leute nicht mag«, murmelte Belgarath. »Ich kann es nicht ausstehen, wenn jemand tut, als wisse er alles!«
    »Verzeiht uns, heiliger Belgarath«, bat der Mann auf dem Kai mit leichtem Lächeln. »Wenn es Euch lieber ist, werden wir für uns behalten, was wir in den Sternen lasen.«
    »Ihr habt scharfe Ohren, Vard«, bemerkte der alte Mann.
    »Wenn Ihr meint.« Vard zuckte die Schultern. »Eine Unterkunft wurde für euch vorbereitet – und etwas zu essen. Eure Reise war lange und anstrengend, ich bin sicher, ihr seid alle sehr müde. Wenn ihr die Güte habt mitzukommen, zeige ich Euch den

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