Malloreon 2 - König der Murgos
Weg. Meine Leute werden Eure Pferde und Euer Gepäck nachbringen.«
»Ihr seid sehr zuvorkommend, Vard«, dankte Polgara, die an der Reling stand, während die stummen Seeleute die Laufplanke auf den Kai hinabließen.
Vard verbeugte sich. »Eure Anwesenheit ist eine Ehre für uns, Lady Polgara«, versicherte er ihr. »Seit dem Beginn des dritten Zeitalters empfinden wir größte Ehrfurcht vor Euch.«
Der Weg, der von der Bucht hochführte, war schmal und ohne ersichtlichen Grund sehr kurvenreich. »Ich fürchte, ihr werdet unser Dorf sehr einfach finden, verglichen mit den mächtigen Städten des Westens«, entschuldigte sich der Weißgewandete. »Wir haben nie großes Augenmerk auf unsere Umgebung verwandt.«
»Ein Ort ist so gut wie der andere«, entgegnete Belgarath. Er spähte zu den beleuchteten Fenstern, die aus dem Nebel glommen.
Das Dorf bestand aus etwa zwanzig Häusern, die aus unbehauenem Stein gebaut und mit Stroh gedeckt waren. Sie schienen aufs Geratewohl verteilt zu sein, und nichts war zu sehen, was einer richtigen Straße ähnelte. Es war jedoch ein sauberer Ort, ohne herumliegendes Gerümpel, wie es in so kleinen Dörfern häufig zu finden ist, und die Türschwellen waren frisch geschrubbt.
Vard führte sie zu einem verhältnismäßig großen Haus in Dorfmitte und öffnete die Tür für sie.
»Es ist Euer, solange ihr hier weilt«, sagte er. »Der Tisch ist gedeckt, und ein paar meiner Leute werden Euch bedienen. Solltet Ihr sonst noch etwas benötigen, zögert nicht, nach mir zu schicken.« Dann verbeugte er sich und schritt in das neblige Zwielicht.
Das Innere des Hauses war keineswegs das eines Palasts, doch es war viel freundlicher, als man von außen angenommen hätte. In jeder Stube brannte Feuer im Kamin, das wohlige Wärme und Licht ausstrahlte. Bogentüren führten von einem Raum zum anderen, und die Wände waren weiß getüncht. Die Möbelstücke waren einfach, doch stabil, und die Betten hatten dicke Daunendecken.
Ein Tisch und Bänke standen in dem mittleren Raum, und mehrere zugedeckte irdene Töpfe erwarteten sie auf dem Tisch. Die köstlichen Düfte aus diesen Töpfen erinnerten Garion, daß er seit Tagen kein heißes Mahl mehr gegessen hatte.
»Es sind merkwürdige Leute«, bemerkte Sammet und zog ihren Umhang aus, »aber an ihrer Gastlichkeit ist nichts auszusetzen.«
Silk hatte den Tisch beäugt. »Wir wollen sie doch nicht kränken, indem wir das Essen kalt werden lassen, nicht wahr? Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich bin ausgehungert.«
Das Mahl, das man für sie zubereitet hatte, schmeckte köstlich. Es war normale Hausmannskost, doch alles lecker gewürzt.
Der Hauptgang war die knusprig gebratene Lende eines Tieres, das Garion nicht kannte, doch es mundete hervorragend.
»Was ist das für ein feiner Braten?« erkundigte sich Ce'Nedra und nahm sich noch ein Stück.
»Ziege, glaube ich«, antwortete Polgara.
»Ziege?«
»So schmeckt es jedenfalls.«
»Aber ich mag Ziegen nicht!«
»Das ist dein drittes Stück, Liebes«, erinnerte sie Polgara.
Nach dem Essen saßen sie am Kamin. Garion war unendlich müde und wußte, daß es besser wäre, gleich zu Bett zu gehen, aber er saß so gut, daß er nicht aufstehen wollte.
»Gibt es irgendwelche Hinweise, daß Zandramas durch diesen Ort gekommen ist?« fragte ihn Silk.
»Was? Oh – nein. Keine.«
»Sie vermeidet offenbar Ortschaften«, bemerkte Belgarath. »Ich glaube nicht, daß sie hier eine Ausnahme gemacht hat. Vielleicht wirst du morgen ausreiten müssen, um zu sehen, ob du ihre Fährte finden kannst.«
»Meint ihr nicht, daß sie sich direkt nach Rak Verkat begeben hat?« fragte Silk. »Dort ist am ehesten ein Schiff zu finden, und sie will doch nach Mallorea, oder nicht?«
»Sie hat vielleicht andere Vorkehrungen getroffen«, sagte der alte Mann. »Immerhin ist ein Preis auf ihren Kopf ausgesetzt, und die Malloreaner in Rak Verkat sind vermutlich nicht weniger darauf aus als die in Rak Hagga. Sie hat für jeden Schritt ihrer Reise sorgfältigste Vorbereitungen getroffen, da kann ich mir nicht vorstellen, daß sie etwas dem Zufall überließe, wenn sie schon einmal so weit gekommen ist.«
Sadi kehrte mit der irdenen Flasche in die große Stube zurück. »Markgräfin Liselle«, sagte er beißend, »könnte ich vielleicht meine Schlange zurückbekommen?«
»Oh, es tut mir so leid, verzeiht, Sadi«, entschuldigte sie sich. »Ich vergaß völlig, daß ich sie noch habe.« Sie langte in ihr Mieder und
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