Malloreon 3 - Dämon von Karanda
oder später wird einer ihrer Knechte einen Fehler begehen. Sprechen wir mit Zakath!«
»Ich glaube nicht, daß wir ihn schon jetzt aufsuchen können, Großvater«, zweifelte Garion. »Ihm gefiel gar nicht, was ich ihm über Urgit sagte.«
»Sein Pech. Das ist jedenfalls etwas, was nicht warten kann, bis er seine Fassung wiedergewonnen hat. Gehen wir!«
Die drei eilten durch die Korridore des Hauses zu der großen Vorhalle, durch die sie bei ihrer Ankunft von Rak Verkat mit General Atesca hereingekommen waren.
»Völlig unmöglich«, erklärte der Oberst am Empfang vor dem Portal, als Belgarath ersuchte, sofort zu dem Kaiser geführt zu werden.
»Wenn Ihr erst ein wenig älter seid, Oberst«, sagte der alte Mann ominös, »werdet Ihr wissen, wie bedeutungslos das Wörtchen ›unmöglich‹ ist.« Er hob eine Hand, machte eine etwas theatralische Geste, und Garion hörte und spürte das Branden seines Willens.
Mehrere Fahnen hingen von Stangen, die etwa fünfzehn Fuß über dem Boden aus der Wand ragten. Der arrogante Oberst verschwand von seinem Stuhl und ritt im nächsten Augenblick auf einer dieser Stangen. Seine Augen quollen ihm schier aus dem Gesicht, während er sich verzweifelt an seinem hohen Sitz festklammerte.
»Wo möchtet Ihr als nächstes hin, Oberst?« fragte ihn Belgarath. »Wenn ich mich recht erinnere, steht vor dem Haus eine sehr hohe Fahnenstange. Ich könnte Euch als Krönung ganz obenauf setzen, wenn Ihr möchtet.« Der Oberst starrte ihn nur entsetzt an.
»Nun gut. Sobald ich Euch heruntergeholt habe, werdet Ihr den Kaiser davon überzeugen, daß er uns sofort empfangen muß. Ihr werdet Eure ganzen Überredungskünste einsetzen, Oberst – außer, Ihr zieht es vor, eine ständige Fahnenstangenzier zu werden.«
Das Gesicht des Obersts war noch kreidebleich, als er aus der bewachten Audienzsaaltür zurückkam, und er zuckte heftig zusammen, als Belgarath die Hand bewegte. »Seine Kaiserliche Majestät hat sich bereit erklärt, Euch zu empfangen«, stammelte er.
»Daran hatte ich kaum gezweifelt«, brummte Belgarath.
Seit Garion Zakath das letzte Mal gesehen hatte, war eine merkliche Veränderung mit ihm vorgegangen. Sein weißes Leinengewand war zerknittert und fleckig, er hatte dunkle Ringe um die Augen, sein Gesicht war totenblaß, sein Haar ungekämmt, sein Kinn bartstoppelig. Krampfartiges Zittern durchzog ihn, und er sah aus, als wäre er zu schwach, sich auf den Beinen zu halten. »Was wollt ihr?« krächzte er kaum hörbar. »Seid Ihr krank?« fragte ihn Belgarath.
»Ein bißchen Fieber, glaube ich.« Zakath zuckte die Schultern. »Was ist so wichtig, daß Ihr glaubtet, Euch Einlaß erzwingen zu müssen?« »Euer Reich bricht zusammen, Zakath«, sagte Belgarath ernst. »Es ist höchste Zeit, daß Ihr heimkehrt und Eure Zäune flickt.«
Zakath lächelte schwach. »Käme es Euch denn nicht gelegen, wenn sie ganz zerfielen?«
»Was in Mallorea vorgeht, kommt niemandem gelegen! Erzählt, Brador.« Nervös berichtete der melcenische Bürokrat.
»Dämonen?« entgegnete Zakath skeptisch. »Also wirklich, Belgarath, Ihr erwartet doch nicht wahrhaftig, daß ich das glaube? Denkt Ihr ehrlich, daß ich nach Mallorea zurückhaste, um Schatten zu jagen, und euch zurücklasse, damit ihr hier im Westen eine Armee gegen mich aufstellen könnt?« Das krampfhafte Zittern, das Garion bei ihrem Eintreten aufgefallen war, wurde noch stärker. Zakaths Kopf nickte und wackelte, und Speichel rann aus einem Mundwinkel, ohne daß Zakath es zu bemerken schien.
»Ihr werdet uns nicht zurücklassen, Zakath«, entgegnete Belgarath. »Wir begleiten Euch. Wenn auch nur ein Zehntel von dem wahr ist, was Brador gehört hat, muß ich nach Karanda, um diesen Mengha aufzuhalten. Wenn er tatsächlich Dämonen beschwört, müssen wir alle alles andere liegen- und stehenlassen, um ihn aufzuhalten!«
»Absurd!« rief Zakath erregt. Seine Augen waren nun blicklos, und sein Zittern und Wackeln war so arg geworden, daß er keine Macht mehr über seine Gliedmaßen hatte. »Ich lasse mich doch nicht von einem gerissenen alten Mann überlisten…« Plötzlich schoß er mit einem tierischen Schrei von seinem Sessel hoch und drückte die Hände an die Schläfen. Dann kippte er nach vorn und blieb zuckend auf dem Boden liegen.
Belgarath rannte auf ihn zu und faßte nach den verkrampften Armen des Mannes. »Schnell!« befahl er. »Schiebt ihm etwas zwischen die Zähne, damit er sich nicht die Zunge abbeißt!«
Brador
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