Malloreon 3 - Dämon von Karanda
packte ein Bündel Berichte von einem nahen Tisch und zwängte sie in den jetzt schäumenden Mund des Kaisers. »Garion!« bellte Belgarath. »Hol Pol – rasch!« Garion rannte zur Tür.
»Warte!« rief Belgarath und sog schnuppernd die Luft über dem Gesicht des Mannes ein, den er festhielt. »Bring Sadi ebenfalls mit. Es riecht hier sehr eigenartig! Beeil dich!«
Garion raste durch die Korridore, vorbei an erschrockenen Höflingen und Lakaien, und stürzte schließlich in das Gemach, wo Polgara sich mit Ce'Nedra und Sammet unterhielt. »Tante Pol!« brüllte er. »Schnell, komm! Zakath hat einen Anfall!« Dann wirbelte er herum, rannte noch ein Stück den Gang entlang und warf sich mit der Schulter gegen die Tür von Sadis Gemach, daß sie aufschwang.
»Wir brauchen Euch!« rief er dem verblüfften Eunuchen zu. »Kommt mit!«
Die drei schafften es in Sekunden zur Tür des Audienzsaals.
»Was geht hier vor?« erkundigte sich der angarakanische Oberst verstört und stellte sich ihnen in den Weg.
»Euer Kaiser ist krank!« erklärte ihm Garion. »Geht aus dem Weg!« Grob schob er den protestierenden Offizier zur Seite und riß die Tür auf. Zakaths Zuckungen hatten zumindest ein wenig nachgelassen, aber Belgarath hielt ihn immer noch auf dem Boden fest.
»Was ist passiert, Vater?« erkundigte sich Polgara und kniete sich neben den Kranken. »Er hatte einen Anfall.« »Die Fallsucht?«
»Glaube ich nicht. Es war irgendwie anders. Sadi, komm her und rieche seinen Atem. Der Geruch ist sonderbar!«
Sadi kam vorsichtig näher, bückte sich und schnupperte mehrmals. Dann richtete er sich mit bleichem Gesicht auf. »Thalot«, erklärte er. »Ein Gift?« fragte Polgara. Sadi nickte. »Ein sehr seltenes.« »Habt Ihr ein Gegenmittel?«
»Nein, meine Lady. Gegen Thalot gibt es kein Mittel. Es ist immer tödlich. Es wird zwar selten benutzt, weil es nur sehr langsam wirkt, aber erholen kann sich niemand davon.«
»Dann stirbt er?« fragte Garion, und sein Magen verkrampfte sich.
»Ja. Die Zuckungen lassen nach, kehren jedoch verstärkt wieder. Schließlich…« Sadi zuckte die Schultern. »Gibt es gar keine Hoffnung?« fragte Polgara.
»Nein, keine, meine Lady. Wir können nichts weiter tun, als ihm die letzten Tage etwas erträglicher zu machen.«
Belgarath fing zu fluchen an. »Stell ihn ruhig, Polgara«, bat er. »Wir müssen ihn ins Bett bringen, aber wir können ihn nicht tragen, solange er so geschüttelt wird.«
Sie nickte und legte eine Hand auf Zakaths Stirn. Garion spürte das leichte Ziehen, und der gequälte Kaiser wurde ruhig.
Brador sah sie mit weißem Gesicht an. »Ich glaube nicht, daß wir das bereits bekanntgeben sollten«, mahnte er. »Nennen wir es für den Augenblick eine leichte Unpäßlichkeit, bis wir etwas beschließen können. Ich lasse eine Bahre bringen.«
Der Raum, in den der bewußtlose Zakath getragen wurde, war spartanisch. Das Bett des Kaisers war nicht mehr als eine schmale Pritsche und das einzige andere Mobiliar ein einfacher Stuhl und eine niedrige Kommode. Die Wände waren weiß getüncht und kahl, und in einem Kohlebecken glühte ein Feuer. Sadi kehrte in ihre Gemächer zurück und kam mit dem roten Lederkästchen wieder und dem Leinenbeutel, in dem Polgara ihre Kräuter und anderen Heilmittel aufbewahrte. Die beiden besprachen sich leise, während Garion und Brador die Bahrenträger und neugierigen Soldaten aus der Kammer wies. Dann brauten sie einen dampfenden, würzigen Trank. Sadi hob Zakaths Kopf und hielt ihn, während Polgara die Medizin in den schlaffen Mund löffelte.
Die Tür öffnete sich leise und die grüngewandete dalasische Heilerin trat ein. »Ich habe es gerade gehört«, sagte sie. »Ist der Kaiser sehr krank?« Polgara blickte sie ernst an. »Schließt die Tür, Andel«, sagte sie gedämpft.
Die Heilerin blickte sie erschrocken an. »Ist es so schlimm, meine Lady?« fragte sie, nachdem sie die Tür geschlossen hatte.
Polgara nickte. »Er wurde vergiftet«, erklärte sie. »Aber wir möchten nicht, daß es schon bekannt wird.«
Andel holte erschrocken Luft. »Wie kann ich helfen?« fragte sie und trat rasch ans Bett. »Ich fürchte, gar nicht«, antwortete Sadi. »Habt Ihr ihm das Gegenmittel bereits gegeben?« »Es existiert keines.« »Aber – es muß! Lady Polgara…« Polgara schüttelte traurig den Kopf.
»Dann habe ich versagt!« Tränen klangen aus der Stimme der Vermummten. Sie wandte dem Bett mit gesenktem Kopf den Rücken zu, und Garion
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