Malloreon 3 - Dämon von Karanda
der Tasche – solange er sich weiter bestechen läßt. Eine Menge geheime Machenschaften sind im Gang, aber meines Erachtens ist noch keine weit genug fortgeschritten. Und selbst wenn die eine oder andere reif wäre, würde sie kein so großes Aufsehen erregen, daß die Geheimpolizei deshalb davon abließe, uns zu bewachen.«
»Warum versuchen wir es nicht direkt an der Spitze?« schlug Sadi vor. »Ich könnte mit Brador sprechen und feststellen, ob er für Bestechungen empfänglich ist.«
»Ich glaube nicht«, sagte Garion. »Er läßt uns auf ausdrücklichen Befehl von Zakath höchstpersönlich beobachten. Vermutlich könnte nicht einmal ein Vermögen ihn verlocken, seinen Hals in Gefahr zu bringen.« »Es gibt andere Möglichkeiten, jemanden zu bestechen, Belgarion.« Sadi lächelte durchtrieben. »Ich habe so allerlei in meinem Kästchen, das die Menschen in sehr gute Stimmung versetzen kann. Das einzige Problem damit ist, wenn man es ein paarmal genommen hat, kommt man nicht mehr ohne aus. Der Schmerz, wenn man aufhört, wird unerträglich. Ich könnte mir Brador innerhalb einer Woche gefügig machen, so daß er alles tut, was ich ihm sage.«
Allein schon die Vorstellung erweckte Widerwillen in Garion. »Nein, das möchte ich nicht«, lehnte er ab. »Oder höchstens als allerletzten Ausweg.«
»Ihr Alorner habt eine merkwürdige Moralanschauung«, sagte Sadi und rieb sich den geschorenen Kopf. »Ihr zuckt nicht einmal mit der Wimper, wenn ihr Gegner zweiteilt, aber bei dem Gedanken an Gift oder Drogen dreht sich euch der Magen um.« »Es ist kulturbedingt, Sadi«, erklärte ihm Silk.
»Habt Ihr noch irgendetwas erfahren, das wir nutzen könnten?« fragte Garion.
Sadi überlegte. »Nichts an sich«, antwortete er. »Doch bei einer Bürokratie ist Korruption so gut wie inbegriffen. Es gibt viele in Mallorea, die sich das zu Nutzen machen. Karawanen werden häufig im Dalasischen Gebirge oder auf der Straße von Maga Renn überfallen. Eine Karawane benötigt eine Genehmigung vom Handelsministerium, und von Vasca weiß man, daß er Bandenführern hin und wieder für gutes Geld verraten hat, wann eine Karawane aufbricht und welchen Weg sie nimmt. Oder wenn der Preis richtig ist, verkauft er sein Schweigen statt dessen an die Handelsfürsten von Melcene.« Der Eunuch kicherte. »Einmal verkaufte er die Information über eine Karawane an drei verschiedene Räuberbanden. Wie ich hörte, ist es im Flachland von Delchin zu einer regelrechten Schlacht gekommen.«
Garion kniff nachdenklich die Augen zusammen. »Ich habe allmählich das Gefühl, daß wir uns auf diesen Baron Vasca konzentrieren sollten. Sammet erwähnte, daß er der Armee das Beschaffungsamt wegnehmen und seinem Ministerium unterstellen will.«
»Das wußte ich gar nicht!« staunte Silk. »Kleinliselle macht sich, nicht wahr?«
»Das liegt an ihren Grübchen, Fürst Kheldar«, meinte Sadi. »Weibliche Schmeicheleien richten bei mir nichts aus, aber ich muß zugeben, wenn die Markgräfin mich anlächelt, werden meine Knie weich wie Butter. Sie ist allerliebst – und natürlich absolut skrupellos.« Silk nickte. »Ja. Wir sind auch ziemlich stolz auf sie.«
»Warum redet ihr zwei nicht mit ihr?« schlug Garion vor. »Tauscht eure Information über diesen zuhöchst bestechlichen Baron Vasca aus. Vielleicht läßt sich doch irgendwas arrangieren. Eine Korridorschlacht in den Gängen des Schlosses beispielsweise wäre genau das Richtige, um uns die Flucht zu ermöglichen.«
»Ihr habt ein Gespür für Politik, Belgarion«, lobte Sadi.
»Ich lerne schnell«, gestand Garion, »und natürlich färbt die Gesellschaft einiger sehr gewissenloser Herren meiner Begleitung etwas ab.«
»Danke, Eure Majestät.« Sadi verbeugte sich mit leichter Ironie.
Kurz nach dem Abendessen spazierte Garion durch die Korridore des Schlosses zu dem abendlichen Gespräch mit Zakath. Wie immer folgte ihm in einigem Abstand auf leisen Sohlen ein Geheimpolizist.
Zakaths Stimmung war nachdenklich, beinahe düster und kam der eisigen Melancholie fast nahe, die ihn in Rak Hagga gezeichnet hatte. »Schlimmer Tag?« erkundigte sich Garion und hob ein schlafendes Kätzchen von dem teppichüberzogenen Schemel vor seinem Sessel. Dann lehnte er sich zurück und legte die Füße auf den Schemel.
Zakath verzog das Gesicht. »Seit ich zurück bin, arbeite ich an dem Stoß Schriftstücke, die sich ansammelten, während ich in Cthol Murgos war. Doch statt kleiner zu werden, wächst der
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