Malloreon 3 - Dämon von Karanda
das fertiggebracht?«
»Er ist stocktaub«, antwortete sie. »Im Lauf der Jahre hat er gelernt, den Leuten jedes Wort von den Lippen abzulesen.«
»Schlau«, murmelte der alte Mann. »Schnupperst du deshalb so eifrig an den Kirschblüten?«
Sie nickte mit ihrem Grübchenlächeln. »Deshalb und weil sie wirklich einen lieblichen Duft haben.«
Belgarath kratzte sich auf eine Weise am Bart, daß seine Hand die Lippen verbarg. »Also gut«, sagte er, »ich brauche irgendeine Ablenkung – eine, die den vollen Einsatz von Bradors Polizei verlangt und es uns ermöglicht, uns aus Mal Zeth zu stehlen, ohne daß wir verfolgt werden. Zakath läßt nicht mit sich reden. Er ist fest entschlossen, nichts zu tun, ehe nicht seine Armee aus Cthol Murgos hier ist. Es bleibt uns also gar nichts anderes übrig, als ohne ihn etwas zu unternehmen. Steht irgendetwas bevor, das alle Spione hier ablenken könnte?«
»Nein, Ehrwürdiger. Der Kleinkönig von Pallia und der Prinzregent von Delchin intrigieren gegeneinander, doch das tun sie schon seit Jahren. Der alte König von Voresbo bemüht sich um kaiserliche Intervention, die ihm seine Krone zurückbringen soll – sein Sohn hat ihn vor etwa einem Jahr entthront. Baron Vasca, der Handelsminister, versucht das Militärische Beschaffungsamt seinem Ministerium zu unterstellen, doch es ist zu einem Patt zwischen ihm und den Generalen gekommen. Das ist momentan das Wesentlichste. Ein paar kleinere Komplotte gibt es natürlich auch, doch nichts so Weltbewegendes, das die Spitzel, die uns beobachten, ablenken könnte.«
»Kannst du irgendetwas anzetteln?« fragte Polgara mit fast reglosen Lippen.
»Ich werde mein Bestes tun, Lady Polgara, doch Brador hat hier im Schloß alles fest im Griff. Ich werde mit Kheldar und Sadi reden. Vielleicht gelingt es uns mit vereinten Kräften etwas auszubrüten, das ablenkend genug ist, uns eine Chance zum Verschwinden zu geben.«
»Es ist ziemlich dringend, Liselle«, sagte Polgara. »Wenn Zandramas findet, was sie in Ashaba sucht, setzt sie ihren Weg fort, und wir können auf die gleiche Weise wieder hinter ihr herhetzen wie zuvor.«
»Ich werde mir etwas einfallen lassen, meine Lady«, versprach Sammet. »Gehst du hinein?« fragte Belgarath. Sie nickte.
»Ich komme mit.« Er schaute sich abfällig um. »All diese frische Luft und dieses sogenannte Spazierengehen ist nichts für mich.«
»Begleite du mich noch ein bißchen, Garion«, bat Polgara.
»Ja, gut.«
Während Sammet und Belgarath zum Ostflügel des Schlosses zurückkehrten, spazierten Garion und seine Tante weiter über den gepflegten Rasen unter den weiten Kronen der blütenprangenden Kirschbäume. Ein Zaunkönig auf dem obersten Zweig eines knorrigen alten Baumes sang aus voller Brust.
»Was erzählt er denn?« fragte Garion, der sich plötzlich erinnerte, daß seine Tante Vögel ja verstehen konnte.
»Er versucht, ein Weibchen anzulocken.« Sie lächelte sanft. »Es ist die Jahreszeit dafür, weißt du? Er ist sehr beredt und macht alle möglichen Versprechen – von denen er die meisten noch vor Sommerende brechen wird.«
Garion lächelte und legte voll Zuneigung den Arm um ihre Schultern.
Sie seufzte glücklich. »Das ist schön«, murmelte sie. »Wenn wir getrennt sind, sehe ich dich aus irgendeinem Grund immer noch als kleinen Jungen. Und es überrascht mich immer wieder, wenn ich feststelle, wie groß du geworden bist.«
Es gab nicht viel, was er darauf hätte sagen können. »Wie geht es Durnik?« erkundigte er sich. »Ich habe ihn in den letzten Tagen kaum gesehen.«
»Er, Toth und Eriond haben am Südende der Schloßanlagen einen gut bestückten Forellenteich entdeckt.« Sie rollte die Augen auf drollige Weise, himmelwärts. »Sie fangen Unmengen von Fisch, und die Köche werden bereits ungehalten.«
»Das sieht Durnik ähnlich!« Garion lachte. »Angelt Eriond tatsächlich ebenfalls? Das paßt doch gar nicht zu ihm.«
»Ich glaube nicht, daß er sich dafür interessiert. Er kommt lediglich mit, um Durnik Gesellschaft zu leisten – und weil er lieber im Freien ist.« Sie hielt inne und blickte ihn direkt an. Wie so oft bewegte ihn Polgaras strahlende Schönheit bis tief ins Herz. »Wie geht es Ce'Nedra?«
»Es ist ihr wieder einmal gelungen, junge Damen um sich zu scharen, die ihr Gesellschaft leisten«, antwortete er. »Es ist erstaunlich, wo immer wir auch hinkommen, sie findet sofort weibliche Gesellschaft.«
»Damen haben eben gern andere Damen um sich, Liebes.
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