Malloreon 3 - Dämon von Karanda
am nächsten Tag sprach er ein sehr ernstes Wort mit Garion darüber.
»Es stört mich im Grund genommen nicht, was sie tun, Garion«, begann er, während er abwesend den Kopf eines rötlichen Kätzchens streichelte, das schnurrend auf seinem Schoß lag. »Sie bringen all dieses Geschmeiß, das sich in den dunklen Winkeln des Schlosses herumtreibt, in Verwirrung. Ich habe absolut nichts dagegen, wenn diese Kriecher erschrocken und unsicher sind, da sie dann leichter zu lenken sind. Doch Gift kann ich nicht dulden. Zu leicht könnten einem unerfahrenen Giftmeuchler Fehler unterlaufen.«
»Sadi könnte mühelos bei einem Bankett von hundert Gästen einen ganz bestimmten einzelnen vergiften, wenn er es darauf anlegte«, beruhigte ihn Garion.
»Ich zweifle absolut nicht an seinen Fähigkeiten«, versicherte ihm Zakath, »aber die Sache ist, daß nicht er persönlich irgend jemanden vergiftet, sondern seine Mixturen an blutige Anfänger verkauft. Es gibt ein paar Personen im Palast, die ich brauche. Jeder weiß, wer sie sind, und das schützt sie vor einem Messer in den Rücken. Ein Versehen mit Gift könnte jedoch ganze Teile meiner Regierung ausrotten. Könntest du Sadi bitten, nichts mehr davon hier im Schloß zu verkaufen? Ich würde ja selbst mit ihm sprechen, doch dann sähe es wie eine offizielle Rüge aus.« »Ich rede mit ihm«, versprach Garion.
»Dafür wäre ich dir dankbar, Garion.« Die Augen des Kaisers wurden verschmitzt, als er fortfuhr: »Aber nur die Gifte, Garion. Die Wirkung einiger seiner anderen Mittel finde ich recht erheiternd. Erst gestern sah ich einen fünfundachtzigjährigen General hinter einer jungen Kammerzofe herjagen. Der alte Narr kannte solche Gedanken seit mindestens fünfundzwanzig Jahren nicht mehr. Und vorgestern versuchte der Arbeitsminister – ein pompöser Dummkopf, allein bei dessen Anblick mir schon übel wird – eine gute halbe Stunde, vor Dutzenden von Zeugen eine Gebäudewand hochzusteigen. So sehr habe ich seit Jahren nicht mehr gelacht.«
»Nyissanische Elixiere bringen allerlei Seltsames zustande.« Garion lächelte. »Ich werde Sadi bitten, seinen Handel auf Drogen mit erheiternder Wirkung zu beschränken.«
»Drogen mit erheiternder Wirkung!« Zakath lachte. »Das gefällt mir.«
»Oh, ich konnte schon immer gut mit Worten umgehen«, erwiderte Garion bescheiden.
Das rote Kätzchen erhob sich, gähnte und sprang vom Schoß des Kaisers hinunter. Sofort packte die Katzenmutter ein schwarzweißes Kätzchen am Genick und lud es genau dort ab, wo das rote gelegen hatte. Dann blickte sie Zakath ins Gesicht und miaute fragend. »Vielen Dank«, sagte Zakath zu ihr.
Zufrieden sprang die Katzenmama auf den Boden, faßte das rote Kätzchen, drückte es mit einer Pfote nieder und machte sich daran, es eingehend mit der rauhen Zunge zu säubern. »Tut sie das immer?« fragte Garion. Zakath nickte. »Sie ist eine vielbeschäftigte Mutter, aber sie möchte nicht, daß ich mich einsam fühle.« »Das ist aber sehr aufmerksam von ihr.«
Zakath blickte auf das schwarzweiße Kätzchen auf seinem Schoß, das alle vier Pfoten um seine Hand geklammert hatte und nun mit verspielter Wildheit an einem seiner Fingerknöchel herumbiß. »Ich glaube, ich könnte lernen, auch ohne auszukommen«, entgegnete er zusammenzuckend.
9
A m leichtesten konnte man den im Schloß allgegenwärtigen Spitzeln entgehen, wenn man wichtige Gespräche im Freien führte. Deshalb spazierte Garion häufig mit einem oder mehreren seiner Gefährten durch die Schloßanlagen. Eines Morgens, als er mit Belgarath, Polgara und Sammet durch die gesprenkelten Schatten von Kirschbäumen schlenderte, hörte er sich Sammets neuesten Bericht über die politischen Intrigen in Zakaths Schloß an.
»Erstaunlich ist«, sagte das blonde Mädchen gerade, »daß Brador offenbar genau Bescheid weiß, was vorgeht. Er sieht zwar gar nicht so tüchtig aus, aber seine Geheimpolizei ist überall.« Sammet hielt sich ein Kirschblütenzweiglein vors Gesicht und sog, scheinbar allein damit beschäftigt, den Duft ein.
»Zumindest können sie uns hier nicht hören«, sagte Garion.
»Nein, aber sehen. Ich würde an deiner Stelle nicht zu offen reden, Belgarion – nicht einmal im Freien. Ich bin gestern zufällig auf einen Burschen gestoßen, der sehr eifrig jedes Wort einer Unterhaltung notierte, die fünfzig Meter entfernt im Flüsterton geführt wurde.«
»Das ist eine beachtliche Leistung«, stellte Belgarath fest. »Wie hat er
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