Malloreon 4 - Zauberin von Darshiva
ab. Zakaths Motive waren jedoch nie wirklich durchschaubar. Garion, sagte die Stimme in seinem Kopf müde, misch dich nicht in Dinge ein, die du nicht verstehst. Zakath muß dich begleiten, also finde dich damit ab. Aber… Kein Aber. Stell dich darauf ein!
Garion murmelte ein paar Verwünschungen. Und hör zu fluchen auf!
»Das ist absurd!« rief Zakath und ließ sich in einen Sessel fallen.
»Nein«, widersprach Polgara. »Ihr müßt Euch nur daran gewöhnen, die Welt in einem anderen Licht zu sehen, das ist alles. Für die meisten ist das nicht nötig. Ihr gehört jetzt einer sehr exklusiven Gruppe an, und es gelten andere Regeln.«
»Regeln hat es nie für mich gegeben, Lady Polgara. Ich mache meine eigenen!« »Nicht mehr.« »Warum ich?« fragte Zakath heftig. »Das ist immer die erste Frage, die sie stellen«, sagte Belgarath trocken zu Silk. »Und wurde sie je beantwortet?« »Soweit ich weiß nicht.«
»Wir werden Euch unterwegs aufklären, soweit wir es selbst können«, versicherte Polgara Zakath. »Wichtig ist im Augenblick nur, ob Ihr bereit seid oder nicht, Euer Versprechen gegenüber Cyradis zu halten.« »Selbstverständlich. Ich habe mein Wort gegeben. Es gefällt mir nicht, aber ich habe keine Wahl. Wie bringt sie es bloß fertig, mich so zu manipulieren?« »Sie hat sehr ungewöhnliche Kräfte.« »Ihr meint, sie macht es mit Zauberei?« »Nein. Mit der Wahrheit.«
»Habt Ihr irgendetwas ihres seltsamen Geredes verstanden?«
»Ein wenig, aber gewiß nicht alles. Ich sagte bereits, daß wir die Welt in einem anderen Licht sehen – und die Seher wieder in einem anderen. Keiner, der ihre Vision nicht teilt, kann sie ganz verstehen.« Zakath blickte auf den Boden.
»Ich fühle mich plötzlich so hilflos«, gestand er, »und das gefällt mir gar nicht. Ich wurde ziemlich drastisch entthront, wißt Ihr? Heute morgen war ich noch der Kaiser des größten Reiches der Welt, heute nachmittag werde ich zum Vagabunden.«
»Vielleicht findet Ihr es recht erquickend«, sagte Silk leichthin.
Fast abwesend brummte Zakath: »Ach, haltet den Mund, Kheldar.« Er wandte sich wieder Polgara zu. »Etwas ist sehr merkwürdig, wißt Ihr?« »Was denn?«
»Selbst wenn ich nicht mein Wort gegeben hätte, würde ich nach Kell reisen müssen. Es ist fast wie ein Zwang. Ich komme mir vor, als würde ich getrieben, und es ist ein Mädchen, das mich treibt, kaum mehr als ein Kind, das mit verbundenen Augen herumläuft.«
»Es bringt auch seinen Lohn mit sich«, versicherte sie ihm. »Welcher Art?« »Wer weiß, Glück und Zufriedenheit, vielleicht.«
Er lachte ironisch. »Glück und Zufriedenheit waren nie etwas, wonach ich mich sehnte, Lady Polgara, jedenfalls seit langem nicht mehr.« »Vielleicht werdet Ihr Euch trotzdem damit abfinden müssen.« Sie lächelte. »Wir können uns den Lohn genausowenig aussuchen wie die Aufgaben. Diese Entscheidungen werden für uns getroffen.« »Seid Ihr glücklich?« »O ja!« Er seufzte. »Warum dieser abgrundtiefe Seufzer, Kal Zakath?«
Er spreizte Daumen und Zeigefinger etwa einen Zoll und hielt sie hoch. »So nahe war ich daran, Herr der ganzen Welt zu werden.« »Warum wollt Ihr das sein?«
Er zuckte die Schultern. »Das hat noch niemand je zuvor geschafft, und Macht gibt Befriedigung.«
»Ihr werdet andere Arten von Befriedigung finden, da bin ich sicher.« Lächelnd legte sie eine Hand auf seine Schulter. »Alles klar?« fragte Belgarath den Malloreaner.
»Nichts ist je wirklich klar, Belgarath«, antwortete Zakath. »Nicht, ehe wir in unseren Gräbern ruhen. Aber ich werde mit Euch nach Kell kommen, wenn Ihr das meint.«
»Dann solltet Ihr jetzt nach Atesca schicken. Ihr werdet ihn einweihen müssen, damit er wenigstens unseren Rücken deckt. Ich habe es nicht gern, wenn sich jemand von hinten an mich heranschleicht. Hat Urvon den Magan bereits überquert?«
»Das ist sehr schwer zu sagen. Habt Ihr heute schon mal hinausgesehen, Belgarath?«
»Die Zelttür wird bewacht, und Atescas Soldaten würden es nicht gern sehen, wenn wir kleine Ausflüge machten.«
»Nun, der Nebel ist so dick, daß man darauf gehen könnte. Urvon kann überall da draußen sein.«
Polgara erhob sich und ging rasch zur Zeltklappe. Sie öffnete sie, und einer der Posten rief ihr etwas zu. Es klang recht unfreundlich.
»Ah, macht Euch nicht lächerlich«, sagte sie zu ihm. Dann holte sie ein paar tiefe Atemzüge und schloß die Klappe wieder. »Er ist unnatürlich, Vater«, sagte sie
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