Malloreon 4 - Zauberin von Darshiva
»Einen schönen Tag noch, Schwan«, fügte er hinzu.
Das Schwein grunzte etwas abwesend und trappte um den Tisch herum zu seinem Herrn.
Ce'Nedra rümpfte die Nase, als Garion sich dem schattigen Fleckchen näherte, wo die Damen warteten. »Was in aller Welt hast du gemacht, Garion?« fragte sie. »Du riechst ja entsetzlich!« »Ich habe mich mit einem Schwein angefreundet.« »Einem Schwein?« rief sie. »Ich verstehe nicht.« »Dazu hättest du auch dabei sein müssen.«
Während sie weiterritten und die Information austauschten, die die Männer in der Schenke eingeholt hatten, wurde offensichtlich, daß der Schweinebesitzer ein erstaunlich komplettes Bild der Lage in Voresbo gegeben hatte.
»Garion, könntest du bitte etwas weiter hinten reiten«, bat Polgara. Sie deutete ans Ende ihrer kleinen Kolonne. »Mindestens ein paar hundert Meter, würde ich sagen.«
»Dein Wunsch ist mir Befehl.« Er zügelte Chretienne. Ihm fiel auf, daß auch den großen grauen Hengst etwas in der Luft zu stören schien.
Auf allgemeines Verlangen badete Garion an diesem Abend in einem eiskalten Bergbach. Als er bibbernd ans Feuer zurückkehrte, blickte ihn Belgarath an und sagte: »Ich halte es für das beste, wenn du in deine Rüstung schlüpfst. Wenn nur die Hälfte von dem stimmt, was dein Freund mit dem Schwein erzählt hat, wirst du sie brauchen.« »Schwan«, korrigierte ihn Garion automatisch. »Wie bitte?« »Ach, schon gut.«
Der nächste Morgen war klar und ausgesprochen eisig. Die Kettenrüstung fühlte sich selbst durch den Unterkittel klamm an und war schwer und unbequem. Durnik schnitt ihm eine Lanze von einem Dickicht und lehnte sie an einen Baum in der Nähe der angebundenen Pferde. Belgarath kam von einem Hügel zurück, von dem aus er auf die Ebene gespäht hatte. »Soweit ich sehen kann, herrscht dort unten ein allgemeines Durcheinander. Es wäre sinnlos, den Leuten aus dem Weg gehen zu wollen. Am besten, wir reiten geradewegs hindurch, denn je schneller wir an Voresbo vorbeikommen, desto besser. Zunächst versuchen wir, uns aus Schwierigkeiten herauszureden, erst wenn das nichts nutzt, tun wir es auf andere Weise.«
»Ich suche mir wohl am besten wieder einen Prügel«, meinte Sadi seufzend.
Garion ritt mit klingelnder Rüstung an der Spitze. Er hatte den Helm aufgesetzt und den Schild an den linken Arm geschnallt. Das Schaftende seiner Lanze steckte neben seinem Fuß im Steigbügel, und er bemühte sich um eine furchterregende Miene. Das Schwert auf seinem Rücken zog gleichmäßig, dadurch wußten sie, daß sie nach wie vor auf Zandramas Fährte waren. Als sie die letzten Ausläufer des Gebirges hinter sich hatten, wurde der kurvenreiche Bergpfad zu einer schmalen, furchigen Straße, die sich geradeaus nach Südosten dahinzog. Sie ritten nun schneller. Ein paar Meilen weiter, auf der Ebene, kamen sie an einem brennenden Dorf vorbei, das eine halbe Meile abseits der Straße lag. Sie hielten nicht an, um sich näher umzusehen.
Gegen Mittag sahen sie einen Trupp von fünfzehn Bewaffneten vor sich. Sie waren zu Fuß, und ihre Kleidung ließ vage an Uniformen denken. »Nun?« fragte Garion über die Schulter und legte die Hand fester um den Lanzenschaft.
»Laß mich erst mal mit ihnen reden.« Silk lenkte sein Pferd vorwärts. »Bemüh dich, gefährlich auszusehen.« Der kleine Mann trottete auf die Fremden zu. »Ihr versperrt die Straße«, sagte er drohenden Tones. »Wir haben den Befehl, alle zu überprüfen, die vorbeikommen«, sagte einer und blickte nervös auf Garion.
»Gut, das habt ihr jetzt getan, also geht aus dem Weg.« »Auf welcher Seite seid ihr?«
»Also, das ist eine dumme Frage, Mann«, entgegnete Silk. »Sehe ich etwa wie ein Karandeser aus – oder eine Tempelwache – oder ein Grolim?« »Folgt ihr Urvon oder Zandramas?«
»Weder noch. Ich folge Geld, und man macht kein Geld, wenn man sich mit Religion einläßt.«
Der einfach uniformierte Soldat wirkte noch nervöser. »Ich muß aber meinem Hauptmann melden, auf welcher Seite ihr seid.«
»Das könnt Ihr aber nur, falls Ihr uns gesehen habt.« Vielsagend spielte Silk mit einem Säckel in der Hand. »Wir sind in Eile, Freund. Eure Religion interessiert uns nicht. Tut mir den Gefallen und interessiert auch Ihr Euch nicht für uns.«
Verlangend stierte der Soldat auf den Beutel in Silks Hand.
»Es wäre mir allerhand wert, nicht aufgehalten zu werden.« Theatralisch wischte sich Silk über die Stirn und sagte listig. »Es ist
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