Malloreon 4 - Zauberin von Darshiva
sichtlich Spaß, wagemutig über Zäune und Gräben zu springen. »Was machen sie?« rief Eriond Silk zu. »Sie sind auf Fuchsjagd.«
»Aber das ist doch unsinnig, Silk«, sagte Durnik. »Wenn sie keine Höfe bewirtschaften, halten sie doch auch keine Hühner. Weshalb machen sie sich dann der Füchse wegen Sorgen?«
»Es ist sogar noch unsinniger, wenn man bedenkt, daß Füchse hier gar nicht heimisch sind. Sie müssen eingeführt werden.« »Das ist doch lächerlich!«
»Natürlich. Reiche Leute benehmen sich häufig lächerlich, und ihr Sport ist gewöhnlich exotisch – und oft grausam.«
Beldin kicherte böse. »Ich frage mich, wie sportlich sie es finden würden, ein Rudel Algroths zu jagen – oder vielleicht einen oder zwei Eldraks.« »Vergiß es«, brummte Belgarath.
»Es wäre wirklich keine Mühe, ein paar herbeizurufen, Belgarath.« Der Bucklige grinste. »Oder ein paar Trolle«, überlegte er laut. »Ja, das würde Spaß machen. Ich möchte doch zu gern das Gesicht eines dieser überladenen Schmetterlinge sehen, wenn er über einen Zaun springt und plötzlich ein ausgewachsener Troll vor ihm steht.« »Vergiß es«, wiederholte Belgarath.
Die Straße gabelte sich, und das Auge zog nach links. »Sie ist wieder auf dem Weg zum Meer«, bemerkte Silk. »Ich möchte wissen, was sie am Wasser so anzieht. Seit wir sie verfolgen, eilt sie von einer Insel zur anderen.«
»Vielleicht weiß sie, daß das Auge ihre Spur im Wasser verliert«, meinte Garion.
»Ich glaube nicht, daß ihr das jetzt so wichtig ist«, widersprach Polgara. »Die Zeit wird knapp – für sie ebenso wie für uns. Für unnötige Ausflüge fehlt ihr die Muße.«
Die Straße, der sie folgten, führte zu den Klippen, und schließlich zog das Auge Garion zu der langen, gepflasterten Einfahrt eines imposanten Hauses unmittelbar am Rand einer steilen Klippenwand hoch über dem Meer. Als sie auf das Haus zuritten, lockerte Garion sein Schwert in der Hülle.
»Erwartest du Schwierigkeiten?« fragte Silk.
»Ich möchte lediglich bereit sein«, antwortete Garion. »Das ist ein großes Haus, in dem sich eine Menge Leute verbergen könnten.«
Die Männer, die aus der Villa auf der Klippe kamen, waren jedoch nicht bewaffnet. Alle trugen purpurfarbene Livree. »Dürfte ich mich nach Eurem Begehr erkundigen?« fragte einer. Er war hochgewachsen, dünn und hatte eine beeindruckende Mähne weißen Haares. Er benahm sich mit der Selbstherrlichkeit eines rangältesten Dieners, der es gewöhnt ist, Knechte und Mägde herumzukommandieren.
Silk schob sich nach vorn. »Meine Freunde und ich machten einen Ausritt«, erklärte er. »Wir bewunderten die Schönheit dieses Hauses und seiner Lage. Wäre es möglich, seinem Besitzer unsere Aufwartung zu machen?«
»Seine Lordschaft, der Erzherzog, ist gegenwärtig außer Haus«, antwortete der Hochgewachsene.
»Wie schade!« rief Silk. Er schaute sich um. »Ich bin wirklich angetan von diesem Besitz.« Er lachte. »Vielleicht ist es ganz gut, daß er nicht zu Hause ist. Denn wäre er es, käme ich möglicherweise in Versuchung, ihm eine Angebot für dieses Haus zu machen.«
»Ich glaube nicht, daß Seine Lordschaft sehr daran interessiert wäre«, meinte der Oberdiener.
»Und ich glaube nicht, daß ich Seine Lordschaft kenne«, sagte Silk. »Hättet Ihr die Freundlichkeit, mir seinen Namen zu nennen?«
»Er ist Erzherzog Otrath, mein Herr«, antwortete der Diener und schwoll sichtlich an. »Er ist ein Mitglied des Kaiserhauses.« »Oh?«
»Er ist der dritte Vetter – zweiten Grades – Seiner Kaiserlichen Majestät, Kal Zakath.«
»Wirklich! Wie erstaunlich. Ich bedauere nun sehr, daß ich ihn verfehlt habe. Aber wenn ich Seine Majestät das nächstemal sehe, werde ich ihm erzählen, daß ich hier war.« »Ihr kennt Seine Majestät?« »O ja. Wir sind alte Freunde.«
»Gestattet mir, nach Eurem geschätzten Namen zu fragen, geehrter Herr?«
»Oh, entschuldigt. Wie dumm von mir. Ich bin Fürst Kheldar von Drasnien.« »Der Fürst Kheldar?«
»Ich kann nur hoffen, daß es nicht noch andere gibt.« Silk lachte. »Ich schaffe es schon allein, mich in genügend Schwierigkeiten zu bringen.« »Seine Lordschaft wird es sehr bedauern, Euch verfehlt zu haben, Eure Hoheit.«
»Ich werde mehrere Wochen in Melcene sein«, sagte Silk. »Vielleicht kann ich noch einmal vorbeischauen. Wann erwartet Ihr die Rückkehr Seiner Lordschaft?«
»Das ist schwer zu sagen, Eure Hoheit. Er verreiste vor drei Tagen mit
Weitere Kostenlose Bücher