Malloreon 4 - Zauberin von Darshiva
versicherte er ihr und tätschelte ihren Rücken. »Na, na, mein kleiner Liebling«, sagte er beruhigend, »bald wird alles wieder gut.«
Die Edelfrau gewann ihre Fassung zurück und fischte nach einem Tüchlein. »Es ist ja nicht, daß ich gern so bin, Eure Hoheit«, entschuldigte sie sich und blickte Silk an. »Es ist nur, daß mir in dieser Einsamkeit so entsetzlich langweilig ist. Otrath ist gesellig wie eine Auster und hält mich im Hinterland gefangen, wo es keine andere Unterhaltung gibt als das Donnern der Brandung und das Kreischen der Möwen. Mir fehlen die Bälle und Gespräche in Melcene so sehr. Was kann ich hier so ganz allein schon tun?«
»Das ist wirklich schlimm, mein armer Liebling«, bestätigte Beldin. Er nahm dem Diener das kleine Bierfaß ab, klemmte es aufrecht zwischen die Knie und schlug es an der Oberseite mit der knorrigen Faust ein. »Möchtet Ihr ein Schlückchen, Süße?« fragte er höflich und streckte der Herzogin das Faß entgegen.
»Ich würde ertrinken, wenn ich versuchte, daraus zu trinken!« wehrte sie lachend ab.
»Da habt Ihr vielleicht nicht unrecht.« Er drehte sich zu Belgarath um. »Du da«, sagte er, »hol dem armen Mädchen einen Becher oder irgendwas.«
Belgarath funkelte seinen buckligen Bruder an, brachte jedoch wortlos einen silbernen Krug von einer Anrichte.
Beldin schöpfte den Krug voll, wischte den Boden mit dem Ärmel ab, und reichte ihn ihrer Gastgeberin. »Auf Eure Gesundheit, mein Liebling«, prostete er und trank aus dem Faß.
»Ihr seid so nett«, sagte sie mit einem Schluckauf. Dann goß sie etwa die Hälfte des Kruginhalts in sich hinein, daß der Bierschaum aus ihren Mundwinkeln quoll und auf ihr Gewand tropfte.
»Wir bedauerten es sehr, daß wir Seine Lordschaft verfehlten«, sagte nun Silk, sichtlich ein wenig verlegen über Beldins etwas rauhes Benehmen gegenüber einer hochwohlgeborenen, wenngleich beschwipsten Dame.
»Da ist Euch gar nichts entgangen, Eure Hoheit.« Sie rülpste und drückte rasch die Hand auf den Mund. »Mein Gemahl ist ein fetter grüner Frosch mit dem Charme einer toten Ratte. Er verbringt seine Zeit damit, zu eruieren, wie nahe er dem Kaiserthron ist. Kal Zakath hat keine leiblichen Erben, also sitzen seine Vettern herum, warten darauf, daß einer der anderen stirbt, und versuchen Bündnisse zu festigen. Wart Ihr schon je in Mal Zeth, Eure Hoheit? Es ist ein absolut widerlicher Ort. Ehrlich gesagt, ob Kaiserkrone oder nicht, ich würde mich in der Hölle wohler fühlen!« Sie leerte ihren Krug und gab ihn Beldin wortlos zurück. Dann schaute sie sich mit nicht ganz festem Blick um. »Aber mein teurer Fürst Kheldar«, sagte sie. »Ihr habt mich noch gar nicht mit Euren Freunden bekannt gemacht!«
»Wie schrecklich vergeßlich von mir, Eure Hoheit!« Er schlug sich auf die Stirn. Dann erhob er sich förmlich. »Eure Hoheit, ich habe die Ehre, Euch Ihre Hoheit, die Herzogin von Erat, vorzustellen.« Er breitete grandios den Arm aus und richtete die Hand dabei auf Polgara, die sich erhob und einen Knicks machte. »Eure Hoheit«, murmelte sie.
»Eure Hoheit«, antwortete die Erzherzogin und versuchte ebenfalls aufzustehen, was ihr jedoch nicht recht gelang.
»Schon gut, meine kleiner Liebling«, sagte Beldin und legte die Hand auf ihre Schulter, um sie zu stützen. »Es ist noch früh, und wir sind alles Freunde. Diese langweiligen Förmlichkeiten sind doch nicht nötig.« »Ich mag ihn«, sagte die Edelfrau. Sie deutete mit einer Hand auf Beldin, während sie mit der anderen ihren Krug vollschöpfte. »Darf ich ihn behalten?«
»Bedauere, Eure Hoheit«, antwortete Belgarath. »Aber wir brauchen ihn vielleicht noch.«
»Ein so grimmiges Gesicht!« bemerkte sie, während sie den alten Zauberer musterte. Dann lächelte sie schelmisch. »Ich wette, ich könnte Euch zum Lächeln bringen.«
Silk beeilte sich fortzufahren. »Ihre Hoheit, Prinzessin Ce'Nedra aus dem Hause Borune Markgräfin Liselle von Drasnien; der junge Mann mit dem Schwert ist als Herr des Westmeers bekannt – ein obskurer Titel wahrhaftig, aber sein Volk ist ja auch von etwas obskurer Art.«
Garion verbeugte sich tief vor der beschwipsten Erzherzogin.
»So ein großes Schwert habt Ihr da, mein Lord«, sagte sie.
»Ein Erbstück, Eure Hoheit. Es obliegt mir mehr oder weniger, es zu tragen.«
»Die anderen haben keine Titel, von denen sie Aufhebens machen möchten. Sie sind Geschäftsfreunde, und wir scheren uns nicht um Titel, wenn es um Geld geht.«
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