Malloreon 4 - Zauberin von Darshiva
stand, Beldin. Ich habe ein sehr gutes Gedächtnis.« »O wirklich?« Das klang spöttisch.
»Gib Frieden!« Belgarath überflog einen weiteren Absatz. »Ich verstehe, weshalb er diesen herausgeschnitten hat«, sagte er. »Höret! Der Stein, der die Kraft des Geistes der Finsternis in sich trägt, wird sich nicht dem Kind der Finsternis offenbaren, das sich zur Stadt der Ewigen Nacht begibt, sondern erst jenem, das noch kommen wird.« Belgarath kratzte sich am Bart. »Wenn ich das richtig auslege, verbarg sich der Sardion vor Torak, weil dieser nicht zum endgültigen Werkzeug der dunklen Prophezeiung bestimmt war.« Beldin lachte. »Ja, ich kann mir vorstellen, daß das seinem Selbstbewußtsein einen Dämpfer verpaßte!«
Aber Belgarath las bereits weiter. Seine Augen weiteten sich plötzlich, und er wurde blaß. »Denn wisset«, las er wieder laut, »nur einem, der den Cthrag Yaska in der Hand hat, wird gestattet sein, den Cthrag Sardius zu berüh ren. Und im Augenblick dieser Berührung wird alles geopfert, was er ist oder hätte werden können, und er wird zum Gefäß des Geistes der Finsternis. Suchet deshalb den Sohn des Kindes des Lichtes, denn er wird unser Streiter am Ort, der nicht mehr ist. Und sollte er erwählt werden, wird er sich über alle anderen erhe ben und über die Welt herrschen, mit Cthrag Yaska in einer Hand und Cthrag Sardius in der anderen. Und so wird alles, was einst getrennt wurde, wieder eins, und er wird bis zum Ende aller Tage Herr über alles sein.« Garion war wie vom Donner gerührt. »Das also meinen sie mit dem Wort ›Opfer‹!« rief er. »Zandramas wird Geran gar nicht töten.«
»Nein«, entgegnete Belgarath düster. »Sie wird etwas viel Schlimmeres tun – ihn in einen zweiten Torak verwandeln.«
»Es ist viel mehr als das, Belgarath«, sagte Beldin ernst. »Das Auge lehnte Torak ab – und verbrannte dabei die Hälfte seines Gesichts. Und der Sardion ließ ihn gar nicht erkennen, daß es ihn gibt. Aber das Auge wird Geran akzeptieren, und der Sardion ebenso. Wenn er beide Steine in die Hände bekommt, wird er die absolute Macht haben. Torak war ein hilfloser Säugling, verglichen mit dem, wozu Geran werden wird.« Er blickte Garion düster an. »Deshalb sagte Cyradis in Rheon, daß du deinen Sohn vielleicht töten mußt.« »Das ist undenkbar!« erwiderte Garion hitzig.
»Du solltest aber anfangen, darüber nachzudenken. Geran wird nicht mehr dein Sohn sein. Sobald er den Sardion berührt, wird er etwas absolut Böses sein – und obendrein ein Gott!«
Finster las Belgarath weiter. »Hier ist etwas«, sagte er. »Und das Kind der Finsternis, das den Streiter des Bösen zu dem erwählten Ort trägt, wird völlig vom Finsteren Geist besessen sein, ihr Fleisch nur eine Hülle, die das Universum mit seinen Sternen enthält.« »Was soll das heißen?« fragte Garion.
»Da bin ich mir nicht sicher«, gab Belgarath zu. Er blätterte wieder ein paar Seiten weiter. Stirnrunzelnd las er: »Und es wird solcherart geschehen, daß sie, die den Streiter der Finsternis gebar, den Ort der endgültigen Begegnung offenbaren wird, doch muß sie überlistet werden, ehe sie spricht.« »Ce'Nedra?« fragte Garion ungläubig.
»Zandramas hat sich bereits einmal Ce'Nedras bedient«, erinnerte ihn Belgarath. »Polgara muß sie im Auge behalten.« Wieder runzelte er die Stirn. »Warum hat Torak wohl diesen Absatz herausgeschnitten?« Er wirkte verwundert.
»Torak war nicht der einzige mit einem scharfen Messer, Belgarath«, sagte Beldin. »Das ist eine ziemlich wichtige Information, die Zandramas sicher nicht zurücklassen wollte.«
»Das verwirrt die Sache noch mehr, nicht wahr?« fragte Belgarath grimmig. »Ich las ein Buch in Ashaba, das zwei Bearbeiter hatte. Erstaunlich, daß überhaupt etwas davon übrigblieb!«
»Lies weiter, Alter.« Beldin warf einen Blick aufs Fenster. »Die Sonne geht bereits unter.«
»Ah, endlich«, murmelte Belgarath, nachdem er ein Stück stumm weitergelesen hatte. »Da ist es: Der Ort der endgültigen Begegnung wird in Kell offenbart, denn er wird in den Seiten des verfluchten Buches der Seher genannt.« Er dachte darüber nach. »Unsinn!« platzte er heraus. »Ich habe selbst Teile der Malloreanischen Evangelarien gelesen, und es gibt Dutzende von Abschriften über die ganze Welt verstreut.
Wenn das stimmt, hätte jeder lesen können, wo der Ort ist.« »Sie sind nicht alle gleich«, murmelte Senji. »Was?« explodierte Belgarath.
»Die Abschriften der
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