Malloreon 4 - Zauberin von Darshiva
glaube, ein paar ihrer Zauberer wurden lebendigen Leibes verschlungen. Jedenfalls – zumindest nach den Sagen – ungefähr zur Zeit der Spaltung der Welt vor etwa fünftausend Jahren…« Wieder stockte er und starrte auf die zwei alten Männer vor ihm.
»Es war ein gräßlicher Krach«, sagte Beldin abfällig. »Eine Menge Dampf und Erdbeben. Torak wollte immer auffallen – eine Charakterschwäche, nehme ich an.« »O mein Gott!« hauchte Senji erneut.
»Hört damit auf!« knurrte Belgarath verärgert. »Ihr wißt ja nicht einmal, wer Euer Gott ist!«
»Aber Ihr werdet es bald wissen, Senji«, sagte Garion mit einer Stimme, die nicht seine eigene war. »Und sobald Ihr IHN kennengelernt habt, werdet Ihr IHM den Rest Eures Lebens folgen.«
Belgarath blickte Garion mit hochgezogener Braue an.
Garion spreizte hilflos die Hände. »Mach weiter, Belgarath«, befahl die Stimme mit Garions Lippen. »Die Zeit bleibt nicht stehen, weißt du?« Belgarath wandte sich wieder an Senji. »Also gut. Der Sardion kam nach Zamad. Wie?« »Man sagt, daß er vom Himmel gefallen ist.«
»Das wird immer behauptet«, warf Beldin ein. »Einmal möchte ich gern sehen, wie etwas aus der Erde emporkommt – nur mal zur Abwechslung.«
»Du langweilst dich zu leicht, mein Bruder«, rügte Belgarath.
»Ich habe dich nicht fünfhundert Jahre lang bei Brandgesichts Gruft sitzen sehen, mein Bruder«, entgegnete Beldin.
»Ich glaube, das ertrage ich nicht!« Senji vergrub das Gesicht in den zitternden Händen.
»Es wird leichter, je hilfsbereiter Ihr seid«, beruhigte ihn Garion. »Wir sind nicht hier, um Euch das Leben schwerzumachen. Wir brauchen nur ein paar Auskünfte, dann gehen wir wieder. Wenn Ihr auf die richtige Weise darüber nachdenkt, seid Ihr vielleicht sogar imstande, Euch selbst zu überzeugen, daß dies alles ein Traum ist.«
»Ich stehe vor drei Halbgöttern, und Ihr wollt, daß ich es als Traum abtue?«
»Das ist eine hübsche Bezeichnung!« freute sich Beldin. »Halbgott! Das gefällt mir.«
»Du läßt dich leicht von Worten beeindrucken«, sagte Belgarath.
»Wörter sind der Kern des Gedankens. Ohne sie gibt es keine Gedanken!«
Senjis Augen leuchteten auf. »Ah, darüber sollten wir uns unterhalten«, schlug er vor.
»Später«, brummte Belgarath. »Erst mal zurück zu Zamad und den Sardion.«
»Schon gut.« Der klumpfüßige kleine Alchimist nickte. »Cthrag Sardius – der Sardion, oder wie immer Ihr ihn nennen wollt – kam aus dem Himmel nach Zamad. Die dortigen Barbaren hielten ihn für heilig. Sie bauten einen Schrein um ihn herum, sanken davor auf die Knie und beteten ihn an. Der Schrein befand sich in einem Tal hoch oben in den Bergen, und es gab dort eine Höhle und einen Altar und dergleichen.«
»Wir waren dort«, sagte Belgarath knapp. »Das liegt jetzt alles auf dem Grund eines Sees. Wie kam er nach Melcene?«
»Jahre später«, antwortete Senji. »Die Karandeser waren noch nie sehr friedlich, und ihre Gesellschaftsordnung ist rudimentär. Vor ungefähr dreitausend Jahren – es könnte auch etwas länger her sein – wurde ein König von Zamad machtgierig. Er verleibte sich Voresbo ein und blickte hungrig südwärts. Es kam zu einer Reihe von Übergriffen an der Grenze von Rengel. Rengel war Teil des Melcenischen Reiches, und der Kaiser hielt es für angebracht, den Karandesern eine Lektion zu erteilen. Er rückte mit einer Strafexpedition in Voresbo ein und dann in Zamad – an der Spitze eines Elefantenreitertrupps. Die Karandeser hatten noch nie zuvor Elefanten gesehen und flohen panikerfüllt. Der Kaiser ließ alle Ortschaften dort oben zerstören. Als er von einem heiligen Stein und seinem Schrein hörte, begab er sich dorthin und nahm den Cthrag Sardius an sich – ich glaube, mehr um die Karandeser zu bestrafen, als um den Stein zu besitzen. Er ist nicht gerade eine Augenweide, wißt Ihr?« »Wie sieht er aus?« fragte Garion.
»Er ist ziemlich groß«, antwortete Senji, »von ovaler Form und etwa dieser Größe.« Er deutete auf einen Gegenstand von ungefähr zwei Fuß im Durchmesser. »Er ist von einem eigentümlichen Rot und irgendwie milchig – wie bestimmte Arten von Feuerstein. Jedenfalls, wie ich bereits sagte, wollte ihn der Kaiser im Grunde gar nicht, deshalb schenkte er ihn nach seiner Rückkehr der Universität. Dort wanderte er von Fakultät zu Fakultät und gelangte schließlich in dieses Museum. Gut tausend Jahre lag er in dem Schaukasten und sammelte Staub, und niemand
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