Malloreon 4 - Zauberin von Darshiva
zusammengeballt hatten und aus denen bereits Blitze zuckten. »Also gut«, entschied er. »Viel weiter kämen wir heute sowieso nicht. Weiß irgend jemand, wo wir in der Nähe Zuflucht finden könnten?«
»Etwa drei Meilen vor uns liegt ein kleines Bauerndorf«, erklärte Durnik. »Wahrscheinlich ist es ebenfalls verlassen, aber irgendein Haus wird sicher noch so viel Dach haben, daß es uns vor dem Hagel schützen kann.«
»Also beeilen wir uns. Der Sturm kommt schnell näher. Ich werde Beldin rufen und ihn bitten, sich umzusehen.« Er hob das Gesicht, und Garion spürte, wie er seine Gedanken aussandte.
Sie galoppierten in den Wind, der ihre Umhänge um sie peitschte. Er brachte unangenehme Kälte mit sich und bereits vereinzelte, schwere Regentropfen.
Als sie die Kuppe des Hügels oberhalb des verlassenen Dorfes erreichten, sahen sie, daß der Sturm wie eine dunkle Mauer über der weiten Ebene heranbrauste.
»Das wird knapp«, brüllte Belgarath in den Wind. »Beeilen wir uns!«
Sie jagten den Hang hinunter durch windgepeitschtes Gras, dann über einen breiten Streifen gepflügter Äcker, der das Dorf umgab. Es war befestigt, doch das Tor war aus den Angeln gerissen, und die meisten Häuser wiesen frische Brandspuren auf. Sie klapperten über den Schutt auf den Straßen, und der Wind heulte. Garion hörte ein lautes Platschen, dann ein zweites, schließlich mehrere in anschwellendem Stakkato. »Es fängt zu hageln an!« rief er.
Sammet schrie plötzlich auf und langte nach ihrer Schulter. Fast ohne zu überlegen, schloß Silk neben ihr auf, schwang seinen Umhang und hielt ihn schützend wie ein Zelt über sie.
Beldin stand am Tor eines verhältnismäßig gut erhaltenen Bauernhofs. »Hier herein!« drängte er. »Die Stalltüren sind offen! Schafft die Pferde hinein!«
Sie sprangen aus den Sätteln und führten ihre Pferde in den höhlenähnlichen Stall. Dann verschlossen sie die Tür und rannten über den Hof zum Wohnhaus.
»Hast du nachgesehen, ob noch Leute im Dorf sind?« fragte Belgarath den buckligen Zauberer, nachdem sie im Innern waren.
»Es ist niemand hier«, antwortete Beldin, »außer, es hat sich wieder ein melcenischer Bürokrat in irgendeinem Keller verkrochen.«
Das Krachen draußen wurde lauter und schließlich zum pausenlosen Dröhnen. Garion schaute durch die Tür. Eisbrocken fielen vom Himmel und zerschmetterten auf den Pflastersteinen. Es wurde rasch kalt. »Ich glaube, wir haben es gerade noch rechtzeitig geschafft«, meinte er. »Schließ die Tür, Garion«, wies ihn Polgara an. »Machen wir ein Feuer.« Der Stube, in die sie sich geflüchtet hatten, war deutlich anzusehen, daß sie in aller Hast verlassen worden war. Tisch und Stühle waren umgekippt, auf dem Boden lag zerbrochenes Geschirr. Durnik sah sich um und fand in einer Ecke einen Kerzenstummel. Er richtete den Tisch auf, stellte den Kerzenstummel auf eine Tellerscherbe und griff nach seinem Feuerstein, dem Stahl und Zunder.
Toth trat ans Fenster, öffnete es, zog die Läden zu und verriegelte sie.
Durniks Kerze flackerte, doch dann brannte sie gleichmäßig und warf ihren goldenen Schein durch den Raum. Trotz des Durcheinanders auf dem Boden und den wirr herumstehenden Möbelstücken, wirkte die Stube heimelig. Die Wände waren gekalkt, die Deckenbalken dunkel und säuberlich geglättet. Der Herd war groß und hatte eine Bogentür. Mehrere Topfhaken ragten aus der hinteren Wand, und daneben lag ordentlich aufgeschichtetes Brennholz. Es war eine Stube, in der man sich wohl fühlen konnte.
»Meine Herren, wir wollen doch nicht bloß gaffend herumstehen«, mahnte Polgara. »Die Stühle müssen aufgestellt werden, der Boden muß gekehrt werden. Wir brauchen noch mehr Kerzen, und ich möchte mir die Schlafräume ansehen.«
Durniks Feuer fing gleichmäßig zu brennen an. Er beobachtete es einen Augenblick kritisch, dann richtete er sich zufrieden auf. »Ich kümmere mich um die Pferde«, erklärte er. »Soll ich die Sachen hereinbringen, Pol?« »Nur was ich zum Kochen brauche. Aber solltest du nicht lieber warten, bis der Hagel nachläßt?«
»An der Hausseite ist eine überdachte Verbindung zum Stall. Die Leute, die den Hof gebaut haben, kannten sich offenbar mit dem Wetter aus.« Toth und Eriond gingen mit ihm.
Garion durchquerte die Stube zu Sammet, die auf einer einfachen Bank saß und die Hand schützend auf die rechte Schulter gelegt hatte. Ihr Gesicht war bleich, und auf ihrer Stirn glitzerte Schweiß. »Bist du
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